Angstraum oder Anlaufpunkt? Stadt Bielefeld will Kesselbrink-Kiosk abreißen

Bielefeld. Schön anzuschauen ist er nicht, der kleine Kiosk am Kesselbrink zwischen Volksbank und Wilhelmstraße, und unentbehrlich für die Versorgung von Zigaretten und Getränken ist er wohl auch nicht – es gibt noch fünf weitere Kioske rund um den Kesselbrink. Vor fast einem Jahr flatterte den Betreibern des Kiosks, Familie Borto, die Kündigung ins Haus, der Handelsverband OWL hatte sie als Pächter und Vermieter ausgesprochen. Eine Schließung des Kioskbetriebes sei alternativlos, formulierte es seinerzeit Verbandschef Thomas Kunz. Er schlug einen Abriss vor oder eine Nutzung durch Polizei und Ordnungsdienst. Aber dafür ist der Kiosk eben zu klein. Eine Räumungsklage Ende März hat die Familie Borto nach Auskunft vom amtierenden Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes, Jan-Erik Weinekötter, verstreichen lassen. Das mit dem Abriss sei erst einmal vom Tisch, sagte nun Dominic Hallau von den Grünen bei einer &bdquo;Ortsbegehung“ gemeinsam mit seinen Parteifreundinnen Gudrun Hennke (stellvertretende Bürgermeisterin in der Bezirksvertretung Mitte) und Sarah Laukötter (Sozialreferentin der Grünen). Sie trafen sich vor dem Kiosk mit den Bortos und mit &bdquo;Nachbar“ Carsten Münch, Pächter des Bistros &bdquo;Keimzeit“ im Grünen Würfel. Sie alle bekräftigten die Bedeutung des Kiosks als sozialen Ankerpunkt, als Kontaktstelle und Puffer zwischen Jahnplatz und Kesselbrink. Einen &bdquo;Rückbau“ des Kiosks, also Abriss, befürworte wohl auch die Stadt. Für Sozialdezernent Ingo Nürnberger versperre der Kiosk die Sichtachse von der Wilhelmstraße zum Kesselbrink und böte &bdquo;dunkle Ecken“ zum Verstecken. Er meint damit auch den Abgang hinter dem Kiosk zur Tiefgarage. Kioskbetreiberin hält Kündigungsgründe für &bdquo;fadenscheinig“ Für Midya Borto, die mit ihrer Familie seit elf Jahren am Kesselbrink ist, seien die Kündigungsgründe seitens des Handelsverbandes &bdquo;fadenscheinig“. Sicherheitsbedenken wurden darin aufgeführt, der Kiosk habe Magnetcharakter für &bdquo;problematisches Klientel“. Doch genau das Gegenteil sei der Fall, betont Carsten Münch: &bdquo;Es verschärft die Lage dramatisch, würde der Kiosk geschlossen“. In einer ähnlichen Funktion als Ankerpunkt und Anlaufstelle auch für Hilfesuchende sieht Gudrun Henke den Kesselbrink-Kiosk und weist auf ähnliche Einrichtungen an der ehemaligen Stadtbahn-Endstation Milse oder den Kiosk auf dem Siggi hin. Diese Einrichtungen hätten auch einen positiv zu bewertenden Kontrollcharakter. Die Grünen fordern daher unmissverständlich: &bdquo;Der Kiosk am Kesselbrink muss bleiben!“ Das fordern auch fast 900 Unterstützer in einer Online-Petition, die Linda Borto ins Leben gerufen hatte. &bdquo;Der Erhalt dieses Kiosks ist entscheidend, um den Kesselbrink als sicheren und lebendigen Ort der Gemeinschaft zu bewahren“, sagt sie und bekommt Unterstützung vom Bielefelder Andreas Kämper, seines Zeichens sozialwissenschaftlicher Analyst und ehemals &bdquo;Quartiersentwickler“ für das Sozialamt. Der NW sagte er Anfang des Jahres Ähnliches wie nun Gudrun Hennke: &bdquo;Mit der Entscheidung, den Kiosk aufzugeben, geben die Verantwortlichen ganz viel Potenzial für soziale Kontrolle aus den Händen“. Lesen Sie auch: Aus für den Kesselbrink-Kiosk: Gekündigte Betreiber setzen sich zur Wehr Entscheidung über die Zukunft des Kioskes erst zum Jahresende Für Jan-Erik Weinekötter ist es ein Ärgernis, dass er nun, nachdem die Räumungsklage ignoriert wurde, den Rechtsweg einschlagen muss: &bdquo;Leider dauert dieser Rechtsweg aufgrund der bekannten Überlastung der Gerichte weiterhin an und wir rechnen erst im letzten Quartal 2025 mit möglichen Entscheidungen“. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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