Vom Schornsteinfeger zum Energieberater: Bielefelder hat wertvolle Heizungstipps

Bielefeld. Die riesige Birke mitten in dem kleinen, üppig blühenden Garten hinterm Haus hat Andreas Kohlmeier (65) nach dem Einzug 1989 selbst gepflanzt – da passte das Gewächs noch locker in einen Blumentopf. &bdquo;Es war der erste Baum, der an dieser Straße ein neues Dasein gefunden hat“, erinnert er sich. Der Mann mit dem grünen Daumen hat lange Jahre &bdquo;schwarz“ gearbeitet – als Bezirksschornsteinfeger im Kehrbezirk Brackwede-Süd. Jetzt ist er zwar in Rente, aber immer noch aktiv – als Energieberater, als technischer Innungswart der Schornsteinfeger OWL und in Beratungsgremien zur Wärmeplanung in verschiedenen Städten der Region. Zum Thema Heizen hat er viele Tipps parat. &bdquo;Unser Beruf hat sich extrem gewandelt“, erzählt der Neu-Ruheständler. &bdquo;Und jetzt kommt schon wieder die nächste Wandlung, hin zur klimaneutralen Heizung.“ Daran war 1975, als Kohlmeier seine Ausbildung begann, nicht zu denken. Damals waren die komplett in Schwarz gekleideten Männer – Frauen waren in dem Beruf noch rar – ganz klassisch mit Leinen, Stoßbesen und Kehrleine mit Kugel unterwegs. Damit wurde der Schornstein von oben gereinigt, dann die Metalltür im Keller geöffnet und der Boden ausgefegt. Angemeldet wurde die Arbeit mit Kreide an der Haustür, erinnert sich der Bielefelder. &bdquo;Jeder hatte sein persönliches Logo“ – seines sei eine Leiter mit einem stilisierten Leinenbesen gewesen. Deutlich erhöhtes Risiko für Lungenkrebs Weil die Schornsteinfeger dem Ruß und Staub bei ihrer Arbeit früher kaum ausweichen konnten, gehörten Staub- und Asbestprobleme der Lunge zu den typischen Berufskrankheiten. &bdquo;Und ein Schornsteinfeger, der rauchte, hatte ein deutlich erhöhtes Lungenkrebsrisiko“, erzählt Kohlmeier, der Anfang der 1982 bei der Handelskammer in Münster seine Meisterprüfung abgelegt hatte. Heute gebe es Schutzausrüstung, aber damals waren selbst ein Mundtuch und Handschuhe verpönt. &bdquo;Das trug man einfach nicht.“ Mitte der 1980er-Jahre sei Asbest immer mehr in Verruf geraten, berichtet der Bielefelder. &bdquo;Dann ging es los mit strengeren Vorschriften beim Atemschutz – rückblickend viele Jahre zu spät.“ Heute sei die Arbeit auf den Dächern streng reglementiert – &bdquo;was wann, wo wie geht“. Überhaupt sehe die Berufsgenossenschaft &bdquo;uns Schornsteinfeger auf dem Dach nicht mehr gern wegen der Absturzgefahr – es soll von unten gekehrt werden“. Bitte lesen Sie auch: Warm anziehen! Fünf unbequeme Wahrheiten zur Wärmeplanung in Bielefeld Bis in die 1970er hinein sei Öl das Maß der Dinge gewesen. Dann kam die Gasheizung hinzu und auch der Beginn der Energieberatung: &bdquo;Wenn du deinen Brenner so und so einstellst, kannst du viel sparen“, sei die Argumentation gewesen, sagt Kohlmeier. Problematisch seien die Dohlen gewesen, die als Höhlenbrüter in den Schornsteinen nisteten. &bdquo;Sie werfen ein Zweiglein hinein, und dann noch eins, und irgendwann ist es so dicht, da geht nichts mehr raus.“ Daher sollte man auch heute noch ein Dohlenschutzgitter montieren lassen. Auch interessant: 800 Anlagen betroffen: Bielefeldern droht Betriebsverbot für ihre Kaminöfen Klassische Gasanlagen hätten bereits eine Abgasüberwachung, die die meisten Fehler registriere, erzählt der 65-Jährige weiter. Sicherer seien moderne Gasthermen. &bdquo;Da erkennen Sensoren sofort, ob der Abgasstrom in die verkehrte Richtung strömt.“ Für Ärger sorgten aktuell auch immer wieder Kamin- und Kachelöfen. &bdquo;Die haben meist nur einen verhältnismäßig kleinen Feuerraum, werden aber von den Betreibern oft überfüllt.“ Der Ofen könne die vier, fünf Scheite nicht mehr richtig verwerten. Dann werde mitunter auch noch der Luftregler runtergezogen – &bdquo;und dann stinkt es“. Braunkohlebriketts wie Oma massiv in Zeitungspapier zu wickeln, sei eine weitere Unsitte. Bei den neuen Pelletöfen mit automatisch geregeltem Abbrand und genormtem Brennmaterial – &bdquo;das ist die Zukunft“ – sei das alles nicht mehr möglich. Was tun, wenn eine neue Heizung fällig ist? Bei neuen Fenstern und Gasthermen in der Wohnung rät der Fachmann, sich einen Kohlenmonoxidmelder anzuschaffen und auch die Verbrennungsluftversorgung überprüfen zu lassen. Und wenn gar eine neue Heizung fällig ist? &bdquo;Erstmal abwarten und mit dem Energieberater zusammensetzen“, meint er. Dann sollte ein Sanierungsfahrplan fürs Haus erstellt, sollten Heizoptionen und Fördermittel geprüft werden. &bdquo;Denn jedes Haus ist individuell. Und das Finanzielle muss ja auch zur Lebensplanung passen“. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der &bdquo;NW“ Bielefeld

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