Bielefeld will raus aus Öl und Gas: Das ist der Plan für die große Wärmewende

Bielefeld. Die Temperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, nachts darunter – die Heizungen laufen auf Hochtouren, damit wir es warm haben. Noch werden in Bielefeld mehr als 80 Prozent der benötigten Wärme mit Gas und Öl produziert, das muss sich innerhalb der nächsten 20 Jahre ändern. Die Strategie dazu ist in Bielefeld in Form der Kommunalen Wärmeplanung bereits auf einem guten Weg. Aber dass die Flughöhe zur Umsetzung enorm ist, ist kein Geheimnis. So weit ist das &bdquo;Klima für morgen“ in der Stadt. Stadt und Stadtwerke Bielefeld haben jetzt in größerem Rahmen eingeladen, um wichtigen Playern vorzustellen, wie eine fossilfreie Energieversorgung aussehen kann. &bdquo;Kommunale Wärmeplanung und die folgende Transformation gelingen nur im großen Miteinander“, betont Oberbürgermeister Pit Clausen vor Vertretern der Bauwirtschaft, des Handwerks, der Wohnungsbaugenossenschaften, der Wissenschaft und vielen mehr. Der Vortragssaal in der Wissenswerkstadt ist gut gefüllt. Die Politik hat im Umwelt- und Klimaausschuss ein Update erhalten. &bdquo;Alle sind gefragt“, sagt Clausen in der Wissenswerkstadt. &bdquo;Sie müssen Ihr Know-how einbringen, Ihre Kompetenz, Kraft und Energie.“ Letztlich müsse die gesamte Bürgerschaft abgeholt und motiviert werden, damit Deutschland 2045, wie gefordert, klimaneutral werden kann. Dezernent Martin Adamski macht keinen Hehl daraus, dass der Weg dahin in Bielefeld mit sehr, sehr vielen Baustellen gepflastert sein wird, die temporär das Leben erschweren werden. &bdquo;Aber wir müssen das als Investition in die Zukunft sehen. Die Kommunale Wärmeplanung ist der rote Faden.“ News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Bielefeld hat einen wichtigen Vorsprung bei der Wärmeplanung Obwohl die Landesgesetzgebung zur Wärmeplanung erst Ende 2024 beschlossen worden ist, hat sich die Stadt Bielefeld bereits im Herbst 2022 auf den Weg gemacht. Ein wichtiger Vorsprung, Ende März soll bereits das Strategiepapier vorliegen, das den weiteren Weg weist, wie das Heizungsgesetz (offiziell Gebäudeenergiegesetz) umgesetzt werden soll. Auch interessant: Ein klimaneutrales Bielefeld kostet zehn Milliarden Euro Selbst wenn die Wärmeplanung nicht rechtsverbindlich ist, kann die Zukunft in einigen Bereichen auch einen Anschluss- und Benutzungszwang bringen, beispielsweise an das Fernwärmenetz. Fernwärme ist in Bielefeld die Schlüsseltechnologie. Deren Anteil am Energiemix soll im Innenstadtbereich von 18 auf 30 Prozent steigen. Aber der Netzausbau wird richtig teuer – ein Kilometer Leitung kostet zwischen drei und fünf Millionen Euro. Darum müssen dann alle dran, die dran können. Statt 50 Neuanschlüssen jährlich soll die Zahl auf 350 pro Jahr bis 2040 steigen. Die Stadtwerke haben sich bereits heute mit den Planungen für die Quartiere &bdquo;Dürerstraße“ und &bdquo;Apfelstraße“ auf den Weg gemacht. Bielefeld hat großes Potenzial für Geothermie Geothermie ist nach den Worten von Marc-André Triebel von der Agentur Greenventory, die darauf spezialisiert ist, Kommunen bei der Energiewende zu beraten, das nächste große Thema. &bdquo;Bielefeld hat da großes Potenzial.“ Bisher spielt das noch keine große Rolle. Insgesamt werde die Wärmewende in der Stadt in großen Teilen (rund 45 Prozent) durch den Bau und die Erweiterung von dezentralen, leitungsgebundenen Wärmenetzen bestimmt. Damit die Wärmewende klappt, müssten auch rund 3.000 Wärmepumpen jährlich installiert werden. Bis 2040 soll der gesamte Wärmebedarf von heute 2.800 Gigawattstunden (GWh) auf 2.000 GWh sinken – durch die Sanierung von bestehenden Wohngebäuden. In Bielefeld gibt es laut Bestandsanalyse noch viele Gebäude in den schlechteren Energieeffizienzklassen F bis H – rund 38 Prozent (Bundesdurchschnitt 30 Prozent). Die meisten Gebäude liegen mit 26 Prozent in der Klasse E, zehn Prozent weisen A+, A und B auf. Lesen Sie auch: Bielefeld präsentiert Notfallplan bei Überhitzung der Innenstadt In diesem Sinne hat die Stadt Bielefeld ihr Angebot der kostenlosen Energieberatung erneut. Bürgerinnen und Bürger können ihre Fragen rund um die energetische Gebäudesanierung und Heizungstausch, Photovoltaik und weiteren Themen mit lokalen Expertinnen und Experten besprechen. Im Vorjahr haben 400 Beratungen dieser Art stattgefunden. Arbeitet die Verwaltung bislang mit freiberuflichen Energieberatern zusammen, plant sie, ab Herbst mit einer eigenen Energieberatung zu starten. Weitere Informationen zur Kommunalen Wärmeplanung finden Sie hier.

Meistgelesen