Gebührenschock bei Straßenfest in Bielefeld: Organisatoren kapitulieren

Bielefeld. Am Eingang zur Schildheide, einer schmalen Anliegerstraße in Schildesche, hängen bunte Luftballons. Hier wird heute gefeiert, sollen sie anzeigen. Ein paar Meter weiter steht die Hüpfburg. Biertischgarnituren sind aufgestellt. Ein Getränkewagen steht bereit, und Nachbarinnen bringen immer neue Platten mit selbstgebackenem Kuchen. Bratwürstchen werden gegrillt, es gibt Partymusik und sogar eine gut bestückte Tombola. Kinder schießen auf eine Torwand, tollen vergnügt herum. Alles ist hergerichtet für ein richtig schönes Straßenfest, so wie es die Nachbarn seit den 90er-Jahren im Zweijahresrhythmus immer wieder organisiert haben. Auch das Wetter spielt mit an diesem Samstag. &bdquo;Aber dieses Mal ist es das letzte Mal“, sagt Carsten Wilde (44). Zusammen mit Doris Ringstmeyer bildet er den Kern des Orga-Teams, das sich um die Miteinander-Party kümmert. &bdquo;Die Auflagen der Stadt können wir nicht mehr stemmen“, sagt die 72-Jährige. Sie wollten alles richtig machen. Bereits im Februar meldeten sie ihr Nachbarschaftsfest bei der Stadt an. Nach und nach flatterten dann die Gebührenrechnungen ins Haus. Die Schankerlaubnis für ein Nachbarschaftsfest, das um 14.30 Uhr beginnt und um 23 Uhr enden soll, kostet 150 Euro. Die Straßensperrung wird mit 38 Euro berechnet. Die Ausnahmegenehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz (Lärm) steht mit 140 Euro zu Buche. Auch eine Versicherung ist Pflicht: 160 Euro. Hammer-Rechnung kurz vorm Start &bdquo;Aber der Hammer kam erst am Freitag“, sagt Carsten Wilde. &bdquo;1221 Euro forderte das Amt für Verkehr für die Straßennutzung.“ Was tun? Tombolastand und Kuchenverkauf wurden kurzerhand auf privaten Grund verlegt. Dort wurde auch die Torwand aufgestellt. Aber für Bratwurststand, Bierwagen, Hüpfburg und das Zelt mit den Sitzgelegenheiten waren 408 Euro fällig. &bdquo;Allein vier Stunden Hüpfburg kosten 55 Euro“, rechnet Wilde vor. &bdquo;Unser Nachbarschaftsfest ist keine kommerzielle Veranstaltung“, betont Doris Ringstmeyer. &bdquo;Wir wollen damit keinen einzigen Cent verdienen.“ Im Gegenteil. Was übrig bleibe und bei der Tombola herauskomme, werde jedes Mal gespendet. Zuletzt an die Kinderkrebshilfe, dieses Mal soll das Geld an den &bdquo;Fruchtalarm“ gehen. Sparschweine sind an diesem Samstag beim Straßenfest aufgestellt. Rund 90 Nachbarn werden erwartet. &bdquo;Wenn der ein oder andere etwas dazu gibt, bleiben wir wenigstens nicht auf den Kosten hängen“, sagt Wilde. Denn bezahlt sein will auch das extra bestellte Toilettenhäuschen (170 Euro) und die Gema für die Partymusik (79 Euro). Bier und Bratwurst teurer Deshalb ist diesmal alles ein bisschen teurer. Ein Bier kostet jetzt 2,50 Euro, ein Kaffee ein Euro. Für den selbstgebackenen Kuchen sind 1,50 Euro fällig, für die Bratwurst drei Euro. Ein Tombolalos kostet 2,50 Euro. &bdquo;Da sind wir den Geschäften in Schildesche dankbar, dass sie so viele Preise zur Verfügung gestellt haben“, sagt Doris Ringstmeyer. &bdquo;Bei uns gewinnt jedes Los. Und es ist ja für einen guten Zweck.“ Carsten Wilde sagt, dass er den städtischen Mitarbeitern keinen Vorwurf mache. &bdquo;Im Gegenteil. Die waren alle freundlich, haben geschaut, dass sich die Kosten noch irgendwie im Rahmen hielten“, sagt er. &bdquo;Die können ja auch nichts dafür.“ Genehmigungen, Sicherheitsvorkehrungen und Auflagen, die ursprünglich dem Schutz und dem reibungslosen Ablauf dienen sollten, hätten sich über die Jahre aber zu einer kaum noch zu bewältigenden Hürde entwickelt, beklagt er. Manches dient auch der Sicherheit, wie die Autos, die in den Straßenzugängen als Hindernisse aufgestellt sind. &bdquo;Aber“, so der Fest-Organisator, &bdquo;die Politik sollte sich mal etwas ausdenken, damit solche Nachbarschaftsfeste überhaupt noch möglich bleiben.“ Auch bei kommerziellen Festen wie dem Stiftsmarkt oder dem Heeper Ting laufen die Kosten wegen immer mehr Auflagen davon. Zum Thema: Wie sicher ist der Bielefelder Leineweber-Markt 2025? Das Abbauen am Sonntagmorgen in der Schildheide ist ebenfalls jedes Mal ein Nachbarschaftsereignis. Bevor es an die Arbeit geht, treffen sich alle zum Frühstück. Diesmal ist jedoch viel Wehmut dabei, weil eine liebgewonnene Tradition ein jähes Ende findet. Bis 11 Uhr am Sonntag muss alles verschwunden sein. &bdquo;Als wir einmal sonntags leicht überzogen hatten, stand gleich das von einem Anwohner gerufene Ordnungsamt bei uns auf der Matte“, erzählt Wilde. 50 Euro wurden fällig. Aber das ist eine andere Geschichte. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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