Naturerlebnis in Bielefeld: Mauersegler-Webcam im Restaurant

Bielefeld. Darauf hat die Welt gewartet: &bdquo;Kleines Appartement, Erstbezug, miet- und provisionsfrei, ohne Nebenkosten, kurzfristig frei geworden, direkt am Siggi“. Nun gut, barrierefrei ist diese Behausung nicht in 15 Meter Höhe ohne Außenlift. Für Mauersegler ist das aber kein Problem. Das Ein-Zimmer-Studio hat nur eine Wohnfläche von 42 Quadratzentimeter, für die Brutpflege der kleinen Zugvögel ist das ausreichend. Das nennt man Tiny House. Kathrin und Fred Gehring haben sich fünf dieser Nistkästen unter die Giebel ihres Mehrfamilienhauses an der West-/ Ecke Rolandstraße gedübelt, eine Doppelhaushälfte und ein Drei-Parteien-Reihenhaus, und das hat sich in der Mauersegler-Community schnell herumgesprochen. &bdquo;Bis gestern waren keine da, jetzt ist wieder ein Pärchen eingezogen“, frohlockt das Gastronomen-Paar (Restaurant &bdquo;Der Koch“, &bdquo;Supertram am Siggi“, &bdquo;Leck mich“-Eisladen). Aber woher können die beiden das wissen? Steigen sie täglich auf die Leiter, um nachzuschauen? Noch kein Nachwuchs bei Bielefelder Mauerseglern Fred Gehring hat eine Live-Cam in einem Nest installiert und kann nun via App rund um die Uhr die Turteltäubchen beim Ausbrüten des gefiederten Nachwuchses beobachten. Besser noch: Jeder kann das! Die Live-Cam finden Sie übrigens hier! Auf der Homepage des Gehring’schen Restaurants findet man den aktuellen Stand der Familienplanung. Und im Moment sieht man nichts! Es sind noch keine Eier drin. Fred Gehring vermutet, seine aktuellen Mietnomaden seien Jungvögel. Erst nach zwei Lebensjahren erlangen sie Geschlechtsreife. Gebrütet wird bei diesem Federvieh in den Sommermonaten in Europa und Zentralasien, überwintert wird im südlichen Afrika. Das ganze Jahr über sind Mauersegler unterwegs. In zwei Jahren bewältigen sie eine Flugstrecke bis zum Mond! So wird das mit dem Nachwuchs wohl noch bis nächsten Sommer dauern. Bevor die Gehrings im letzten Jahr ihr Haus einrüsteten, um sich ein neues Dach samt Solarpanels anbringen zu lassen, gab es noch genügend &bdquo;natürliche“ Nistnischen für Mauersegler an ihrer Fassade und unter ihren Dachpfannen, erklärt Kathrin Gehring: &bdquo;Dies wurden auch angenommen von den Vögeln“. Doch nun, Mauersegler sind da sehr eigen, haben sich die Begebenheiten etwas verändert an den Außenmauern – und die Piepmätze blieben aus. Die Gehrings nahmen ein paar Mark in die Hand und kauften sich auf einem spezialisierten Internet-Portal diese spezifischen Mauersegler-Refugien. Dort kann man auch Mehlschwalben-Doppelnester, Kleiberhöhlen, Zaunkönig-Kugeln, Meisenresidenzen oder Uferschwalbenbrutröhren käuflich erwerben. Eine App für den &bdquo;originalen Mauersegler-Sound“ als Lockmittel Nach der Montage der Mauersegler-Unterkünfte war erst mal Hängen im Schacht. Die Vögel mögen keine Abwechslung bei der Wohnungswahl. Kommen diese nach 10.000 Kilometern aus ihrem südlichen Winterquartier zurück und ihre &bdquo;Einflugrosette“ – (das heißt wirklich so) hat sich nur um wenigen Zentimeter verschoben, wird eine neue Bleibe gesucht. Also besorgte sich Fred Gehring eine Vogelstimmen-App mit dem, wie er sagt, &bdquo;originalen Mauersegler-Sound“ und ließ sein Handy via Bluetooth munter drauflos zwitschern. Das Unterfangen war von Erfolg gekrönt – der Gastronom als &bdquo;Lockvogel“ – die unscheinbaren Flugkünstler kamen herbeigeflattert. Die Wirtsleute freuen sich diebisch über ihre neuen Untermieter, schauen täglich mehrmals nach, ob sich etwas im Nest tut. Und natürlich haben sich nichts dagegen, wenn sich nun der ein oder andere Vogelfreund auf der Homepage des Restaurants &bdquo;verirrt“, um einen Blick auf die Live-Cam werfen zu können. Aber, so Fred Gehring: &bdquo;Das hier ist zur Nachahmung wärmstens empfohlen. Vor zwanzig Jahren standen diese grandiosen Segler noch auf der Vorwarnstufe der ’Roten Liste’ für gefährdete Arten“. So geht Artenschutz auch mitten in der Stadt. Lesen Sie auch: Neuer Hotspot in Bielefeld: Mauersegler brütet wieder in der Stadt

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