Zoff um Fetisch: Hinter den Kulissen des Bielefelder Christopher Street Days brodelt’s

Bielefeld. Konflikte rund um den Christopher Street Day gehören für die queere Szene dazu, sie sind – leider – ja auch ein Stück weit ein Anlass für den Tag: Konflikte, Anfeindungen, Aggressionen, Gewalt. Dass die sehr bunte queere Szene auch immer wieder einmal untereinander streitet, ist ebenfalls bekannt. Jetzt aber ist das einmal eskaliert. Zwei Fetischgruppen wurde am 21. Juni beim CSD auf dem sogenannten Ständemarkt ein eigener, gemeinsamer Stand verweigert. Die einen definieren sich über Verkleidungen, gerne Masken (oft Hunde), die anderen übers Thema Leder. &bdquo;Puppy OWL“ und &bdquo;Leather Social Bielefeld“ heißen die Gruppen. Sie sollten ein Papier zu den Themen Konsens und Schutz in ihren Gruppen vorlegen – und taten das. Aber: Es wurde vom veranstaltenden Dachverein &bdquo;BIEQueer“ abgelehnt. Folge: harsche Kritik. NRWs ältester schwuler Fetisch-Verein &bdquo;Rheinfetisch“ urteilt online: &bdquo;Diese Entscheidung offenbart ein eklatantes Unverständnis gegenüber dem Thema Fetisch in queeren Kontexten. Offenbar wird Fetisch auf Sexualität reduziert – ein Rückfall in jene verkürzten und stigmatisierenden Vorstellungen, gegen die queere Bewegungen eigentlich ankämpfen.“ &bdquo;Politisches Anliegen sollte CSD selbstverständlich sein“ Und weiter: &bdquo;Dabei sind die beiden ausgeschlossenen Gruppen in keiner Weise sexuell ausgerichtet. Ihr Ziel ist Sichtbarkeit und Aufklärung über queere Vielfalt – ein politisches Anliegen, das auf einem CSD selbstverständlich sein sollte.“ Der Verein &bdquo;BIEQueer“ reagierte, teilte mit, Fetisch sei selbstredend &bdquo;Teil queerer Vielfalt“ – in die Teilnahmebedingungen seien aber auch Schutz- und Konsenskonzepte aufgenommen worden, um ihre &bdquo;Wichtigkeit hervorzuheben“. Den beiden Fetisch-Gruppen – jeweils zwischen 50 und 100 Menschen gehören zu ihrem Umfeld – stieß das massiv auf. Denn, so Markus Mogwitz von den Puppys: &bdquo;Warum müssen nur wir ein solches Konzept vorlegen?“ Hintergrund sind offenbar nach außen getragene Konflikte, bei denen in den Gruppen einzelne Personen andere Erwartungen hatten, was Verhaltensweisen und sexuelle Übereinstimmungen angeht. Offenbar gab es Szenen mit Zurückweisungen, bei denen der Zurückgewiesene auf Regeln hingewiesen wurde – und das dann verärgert oder enttäuscht nach außen getragen hatte. Das kam auch bei &bdquo;BIEQueer“ an. Ein sensibles Feld, Konsens und Schutz stehen weit oben auf der Agenda queerer Akteure. &bdquo;Sensible Machtverhältnisse – Vielfalt mit Verantwortung“ Offenbar daraus ergab sich das Gefühl, Konzepte einzufordern. Fabi Müller vom CSD zu den Fragen, die entscheidend seien: &bdquo;Wie wird mit Grenzüberschreitungen umgegangen, welche Konzepte gibt es?“ Denn: Es gehe um sensible Machtverhältnisse, darum, dass Vielfalt mit Verantwortung einhergehen müsse. Mogwitz versteht das, akzeptiert es auch, sagt aber: &bdquo;Warum nur wir? Keine andere Gruppe musste etwas abgeben.“ Ein Gefühl von Vorverurteilung ist aufgekommen, das sei ungerecht. &bdquo;Bei uns geht es um die Kunstfigur Puppy, was nicht heißt, dass ich für alles bereit bin, nur weil ich eine Maske oder Leder trage.“ Leder sei nicht gleichbedeutend mit &bdquo;Peitsch mich gerne aus.“ Das – und alle Aspekte von Stopp-Signalen im Umgang miteinander – sei den Fetischgruppen sehr bewusst und werde intern oft thematisiert. Es sei keine reine Fetisch-Angelegenheit: Es gebe diese Fragen auch bei allen anderen Personen aus dem queeren Umfeld, nicht nur im Fetischbereich. Nun ist Bewegung in den Konflikt gekommen. Auf die Eskalation folgten Gespräche zwischen &bdquo;BIEQueer“ und den Fetischgruppen. Eine Annäherung ist da, denn, so Fabi Müller: &bdquo;In Zukunft müssen alle Gruppen das Konsenskonzept liefern.“ Die Fetischgruppen, die sich zu Unrecht in eine bestimmte Ecke gedrückt gefühlt hatten, begrüßen das. Weiches Statement der Beteiligten offenbart weiten Weg Ein gemeinsames Statement von &bdquo;BIEQueer“, Puppys und Leather Social zeigt aber auch, dass noch viel Arbeit vor den Beteiligten liegt: Windelweich wird mitgeteilt, dass &bdquo;das gemeinsame erbrachte Vertrauen“ geschätzt werde und &bdquo;für die nahe Zukunft“ Dialoge geplant seien. Das Krisengespräch habe &bdquo;eine Grundlage für eine wesentliche, bessere und offene Kommunikation geschaffen“. Spürbar ist, dass zum CSD am 21. Juni die Kuh vom Eis soll, Kuschelkurs statt Konfrontation. Es heißt: &bdquo;Puppy OWL und Leather Social verzichten 2025 freiwillig auf einen Stand, für 2026 wird sich in einen Austausch begeben, um eine Teilnahme zu ermöglichen.“

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