Fake-News über Angriff auf Nimani-Mörder in Bielefelder Gefängnis geht viral

Bielefeld. Am Donnerstag gegen 3 Uhr nachts muss der TikTok-User das Video hochgeladen haben. Es zeigt den Blick durch die Gitter eines Haftraumes, auf der anderen Seite eines Innenhofes sieht man durch die Fensterfassade drei Justizbeamte im Laufschritt einen Flur entlanglaufen. Dabei steht in albanischer Sprache die angebliche Nachricht, dass ein Häftling in der JVA Brackwede mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden sein soll. Der Infotext ist lang und berichtet ausführlich, dass der Täter ein kosovarischer Mörder sei und dass es sich bei dem Opfer um den 34-jährigen Häftling Hüseyin A. handeln solle. Der sitzt bekanntlich seit Anfang April wegen Mordes an dem ehemaligen Ex-Boxer Besar Nimani in dem Gefängnis. Sein Urteil: lebenslang. Lesen Sie dazu: Lebenslange Haftstrafe für den Mörder des Bielefelder Boxers Besar Nimani Sein Opfer, Besar Nimani, ist Kosovo-Albaner. Der Bruder des Opfers, Berat Nimani, sitzt seit Februar wegen des Verdachts des vierfach versuchten Mordes in U-Haft, weil er nach einem der Verhandlungstage vor dem Bielefelder Landgericht auf vier Angehörige von Hüseyin A. geschossen haben soll. Mutmaßlich eine Vergeltungstat. Dass nun wieder eine Bluttat passiert sein soll, ging entsprechend schnell viral. Bielefelder JVA-Leiter: Das angebliche Opfer ist gesund Doch der stellvertretende Anstaltsleiter, Gero Berkemeier, weiß von nichts: &bdquo;Das ist Fake. Uns ist dieses Video nicht bekannt.“ Auch sei der Häftling, der seit seinem Urteil zwar im &bdquo;verstärkt gesicherten Haftbereich“ der JVA Bielefeld-Brackwede einsitze, aber sonst gesund sei, weder angegriffen und schon gar nicht verletzt worden. Hinter den dicken Gefängnismauern sei der TikTok-Beitrag keinerlei Thema. Kein Wunder: Die Häftlinge haben Handyverbot, die bekommen höchstens von Besuchern mal Neuigkeiten berichtet. Der Fall Besar Nimani: News und Hintergründe auf unserer Themenseite Bei Strafverteidiger Tobias Diedrich stand hingegen seit Donnerstagabend das Handy nicht mehr still. Er hatte Hüseyin A. vor Gericht verteidigt und ist gegen das Mordurteil des Landgerichts auch in Revision gegangen. &bdquo;Die Familie hatte mich auf den Beitrag hingewiesen. Deshalb habe ich sofort in der JVA angerufen, um die Familie so schnell wie möglich beruhigen zu können.“ Bielefelder Familie des Häftlings reagiert verängstigt Die hatten auf die unerwartete Nachricht total verängstigt reagiert: &bdquo;Für die Familie war diese Nachricht eine absolute Katastrophe. Das ist eine geschmacklose Sauerei“, betont der Jurist. &bdquo;Wir behalten uns gegen den Verursacher rechtliche Schritte vor.“ Am Freitag häuften sich dann die Nachfragen bei Diedrich, weil der Beitrag offenbar im Netz schnelle Verbreitung fand. &bdquo;Ich frage mich, was der Beitrag bewirken soll? Wer lanciert solche Nachrichten?“ Diedrich schätzt, dass der Urheber der Nachricht gezielt Unruhe stiften wollte. Möglicherweise hoffe man, durch die fingierte Bedrohung eine Verlegung seines Mandanten zu erwirken, mutmaßt der Rechtsanwalt. Bekanntlich dürfen der U-Häftling Berat Nimani und der wegen Mordes verurteilte Hüseyin A. nicht im gleichen Gefängnis sitzen. Insider berichten, dass der Hass und die Gewaltaufrufe, die über TikTok und Co. auf die Beteiligten eingeprasselt sind, möglicherweise viel zu der Eskalation in diesem Konflikt beigetragen haben. Die Polizei hat sich inzwischen auch mit dem Fake-Beitrag bei TikTok beschäftigt. Ermittlungen dazu gebe es aber bisher nicht. Anstaltsleiter Gero Berkemeier bleibt indes gelassen: &bdquo;Wir hatten in einer anderen Anstalt auch schon mal so einen Fall. Außer in einer kleinen Szene hatte sich niemand für das Youtube-Video damals interessiert.“ News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

Meistgelesen