Was dieser Architekt mit seiner Heimatstadt Bielefeld noch alles vorhat

Bielefeld. Eigentlich habe er einmal Rockstar werden wollen, sagt Volker Crayen mit einem Schmunzeln. Gut für Bielefeld, dass daraus nichts geworden ist. Denn wie kaum ein anderer hat der Architekt das Erscheinungsbild der Stadt geprägt. An diesem Sonntag feiert er seinen 75. Geburtstag. Das Neue Bahnhofsviertel, die Hochhäuser am Adenauerplatz, die Restaurierung des ältesten Hauses der Stadt an der Obernstraße, die neue Carolinen-Zentrale in Ubbedissen, der Lichtturm auf dem Haus der Technik am Jahnplatz. Dieser Text zu seinem Geburtstag ließe sich schon mit der Auflistung der Projekte füllen, an denen er beteiligt war. Aus dem Tagesgeschäft habe er sich inzwischen zurückgezogen, sagt er über das Büro Crayen, Bergedieck, Klasing, das weiterhin gestalterische Impulse in Bielefeld und darüber hinaus setzt. Was Crayen seit einigen Jahren in besonderem Maße umtreibt, sind die grundsätzlichen Fragen der Stadtentwicklung. &bdquo;Ich bin Architekt und Stadtplaner“ &bdquo;Ich bin Architekt und Stadtplaner“, sagt er. Nie habe er ein Gebäude als Einzelnes gesehen, sondern immer in seinem städtebaulichen Kontext. Umso mehr schmerzt es ihn, dass es in Bielefeld zuletzt &bdquo;keine richtige Stadtplanung“ mehr gegeben habe. Bielefeld müsse eigene Ideen entwickeln, dürfe sich nicht nur auf eine Investorenplanung verlassen. &bdquo;Das war in der Vergangenheit häufig so“, sagt Crayen. &bdquo;Vorhaben, die dann irgendwie baurechtlich durchgesetzt wurden“, nicht aber in den urbanen Kontext gesetzt worden seien. Deshalb plädiert der Architekt nachdrücklich für ein eigenes städtisches Planungsamt und eine aus seiner Sicht dringend notwendige Wiederbelebung des Beirates für Stadtgestaltung, über den auch Ratschlag von außen eingeholt werden könne. Von einem Besuch im Allgäu brachte Crayen vor einigen Jahren die Idee für das Forum Baukultur OWL mit, ein Zusammenschluss von Fachleuten, die sich zum Ziel gesetzt haben, zeitgemäßen und zukunftsorientierten Städtebau sowie qualitätsvolle Architektur und Landschaftsarchitektur zu fördern. Zusammenschluss von Fachleuten Und das Forum mischt sich ein. Als es um den Abriss des Anker-Werks am Stadtholz ging oder zuletzt um das denkmalwürdige Haus des Handwerks, das der Erweiterung des Gymnasiums am Waldhof weichen sollte. Bald will sich das Forum mit einem großen Altstadt-Projekt befassen. Nach dem Umzug der NW an den Kesselbrink soll am bisherigen Verlagsstandort zwischen Niedernstraße und Süsterplatz ein ganz neues Innenstadtquartier entstehen. Hier hatte die Druckerei Küster einst ihren Sitz, deren Ursprünge auf das Jahr 1671 zurückgehen und aus der die &bdquo;Westfälische Zeitung“, später die &bdquo;NW“ hervorgingen. Einen Teil davon, die alte Druckerei, in der heute Radio Bielefeld arbeitet, müsse erhalten bleiben, sagt Crayen. Hier schwingt auch die familiäre Bindung mit. Sein Großvater war der Verleger der &bdquo;Westfälischen Zeitung“. 1950 eröffnete Crayens Vater Rudolf sein Architekturbüro. Drei Jahrzehnte später stieg Volker Crayen in das väterliche Büro ein. Da hatte er bereits den ersten Wettbewerb gewonnen: mit einem Plan für das neue Wohngebiet Schürmannshof hinter der Universität. &bdquo;Mein Einstand hier in Bielefeld.“ Zum Thema: Massive Veränderungen in Bielefelds Altstadt – neuer Gebäudekomplex entsteht Vorhandene Bausubstanz nutzen und weiterentwickeln: Auch das hat der Architekt immer wieder erfolgreich betrieben. Beim Umbau des Bielefelder Hofs am Hauptbahnhof, bei dem er für den Anbau den Grundriss der alten Gildemeister-Zentrale aufgriff. Oder bei der Umgestaltung alter Kinos wie dem früheren Atrium oder dem Capitol, die zu modernen Geschäfts- und Gastronomieadressen wurden. An seinem Geburtstag will Crayen, der mit seiner Frau in Oerlinghausen lebt, sich mit der Familie auf einen Rundgang durch die Stadt begeben. Eine architektonische Spurensuche in eigener Sache gewissermaßen. Eine Station dürfte das erste Hochhaus in der Stadt sein, das sein Vater in den Fünfzigern am Niederwall baute und damals zu den teuersten Adressen der Stadt zählte. Aber natürlich auch die Keimzelle an der Niedernstraße. Und abends gibt es dann doch noch Rockmusik. Crayen spielt bis heute Gitarre in einer Band. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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