Bielefelder hautnah an der Papstwahl: Wie ein Priester aus Jöllenbeck das Konklave erlebt

Bielefeld/Rom. Ab Mittwoch wird es spannend in Rom. 133 Kardinäle ziehen zum Konklave in die Sixtinische Kapelle ein und werden das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wählen. Von da an werden wieder zahlreiche Gläubige täglich gespannt auf den Schornstein über der berühmten Kapelle des Vatikans schauen, um live zu erspähen, ob weißer Rauch aufsteigt und die katholische Kirche ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern somit einen neuen Papst verkünden kann. Nah dran am Geschehen ist auch der aus Bielefeld stammende Priester und Vikar Dominik Riedl, der seit dem Jahr 2022 an der Accademia Alfonsiana der päpstlichen Lateranuniversität Theologie studiert und am Priesterseminar im &bdquo;Collegium Germanicum et Hungaricum“ unweit des Vatikans seine im Erzbistum Paderborn begonnene Priesterausbildung fortsetzt. Lesen Sie auch: Kamin zur Papstwahl auf Sixtinischer Kapelle aufgestellt &bdquo;Ich bin schon sehr gespannt, wer unser neuer Papst wird“, sagt der 36-Jährige, der aus Jöllenbeck stammt, im Telefonat mit dieser Redaktion. &bdquo;Aber ich werde mein Studium ab Mittwoch nicht unterbrechen, um auf dem Petersplatz zu kampieren und auf weißen Rauch zu warten“, betont er und fügt an: &bdquo;Aber ich werde auf jeden Fall zum Vatikan eilen, sobald die Nachricht verkündet ist, dass wir einen neuen Papst haben.“ Aus reiner Neugier? Gemeinsam beten für den neuen Papst &bdquo;Neugier eher nicht“, sagt Riedl. Aber natürlich sei das schon eine freudige Erwartung, wer das Amt vom Ostermontag verstorbenen 88-jährigen Papst Franziskus denn übernehmen werde. Doch noch wichtiger, als einfach nur den Namen zu erfahren, sei es ihm, &bdquo;auf dem Petersplatz in Gemeinschaft der Gläubigen gemeinsam den neuen Papst begrüßen und für ihn beten zu können“, betont Riedl, der am 1. Oktober 2022 das Sakrament der Priesterweihe in der Kirche Sant Ignazio in Rom empfangen hat. Lesen Sie auch: Papst Franziskus ist tot: So wird sein Nachfolger bestimmt Das sei schon etwas ganz Besonderes in einer solchen Glaubensgemeinschaft aus so vielen Menschen den neuen Papst willkommen heißen zu können, sagt er. Wie es auch etwas sehr Besonderes gewesen sei, Papst Franziskus am Samstag nach seinem Tod ebenfalls in einer großen Glaubensgemeinschaft auf dem Petersplatz mit einem sehr würdigen Requiem verabschieden zu können. &bdquo;Auch da war es mir sehr wichtig, dabei zu sein, mich mit all diesen Menschen aus so vielen Ländern verbunden fühlen zu können und eben zusammen Abschied zu nehmen von unserem Papst.“ Man habe in ganz Rom, dieser so großen quirligen Stadt, gespürt, dass etwas Besonderes passiert ist. Rom habe ein wenig stiller gewirkt in den Tagen, nachdem der Tod von Franziskus verkündet worden sei. Lesen Sie auch: Die letzten Tage von Papst Franziskus Ihn habe der plötzliche Tod von Franziskus schon sehr überrascht, &bdquo;nachdem er am Sonntag noch auf dem Petersplatz zu erleben gewesen sei und auch den Segen Urbi et Orbi noch selbst gespendet hatte“. Erfahren habe er von seinem Tod am Ende des Ostermontaggottesdiensts und dann aufmerksam die Nachrichten verfolgt. &bdquo;Aber zum Petersplatz bin ich nicht gegangen. In der Hektik des Alltags musste ich erstmal realisieren, was passiert ist.“ Das sei dann am Samstag bei der Abschiedsmesse ganz anders gewesen. Franziskus die Hände geschüttelt Franziskus habe er eher selten persönlich direkt erlebt. &bdquo;Aber einmal durfte ich ihm anlässlich einer Privataudienz unserer Universität die Hände schütteln“, erinnert sich Riedl. &bdquo;Das war schon etwas Besonderes, und ich konnte aus nächster Nähe seinen wachen Geist, seine Spontanität und die Lebendigkeit erleben, die er so sehr ausgestrahlt hat“, erzählt Riedl, der vor seinem Theologie-Studium und seiner Priesterweihe von 2008 bis 2012 Physik an der Uni Bielefeld studiert und das Studium mit einem Master abgeschlossen hat. &bdquo;Ich war immer schon ein gläubiger Mensch auch dank meiner Familie“, sagt er über diesen überraschend erscheinenden Wechsel der Disziplinen. Lesen Sie auch: Zum Tod von Papst Franziskus: Ein besonderes Pontifikat ist zu Ende Und wie bewertet er das Pontifikat von Papst Franziskus? &bdquo;Er war ein inspirierendes Vorbild für mich vor allem durch seine fürsorgliche Nähe und seine Hinwendung zu den Menschen, vor allem den Menschen, die am Rande stehen. Auch sonst war er für mich mit seinen unkonventionellen Ansätzen der richtige Papst zur richtigen Zeit“, sagt Riedl, der noch bis 2026 in Rom studieren und dann wieder als Vikar ins Erzbistum Paderborn zurückkehren wird – und am liebsten in der Seelsorge nahe mit den Menschen arbeiten möchte. Lesen Sie auch: Konklave: Dieser Paderborner wählt den neuen Papst mit Vor seinem Studium in Rom war er als Diakon im Raum Olpe-Drolshagen für das Erzbistum im Einsatz. Über das Verständnis seines Priesterseins sagte er damals: &bdquo;In meinem Leben habe ich die Fürsorge Christi schon oft erfahren: In der Gemeinschaft, die ich in der Kirche erleben konnte, vor allem in seinen Sakramenten. Priestersein heißt für mich, diese Fürsorge meinen Mitmenschen zu vermitteln. Ich glaube, dass Gott auch durch Menschen in unserer Welt wirkt.“ Bielefelder hofft auf gute Wahl der Kardinäle Und wer hat nun die besten Chancen, neuer Papst zu werden? Mit Prognosen, aber auch mit Äußerungen, wer sein Wunschkandidat sei, hält sich Riedl höflich zurück. &bdquo;Das ist ja nicht wie im Wahlkampf bei der Bundestagswahl, wo über vorher feststehende Kandidaten und Wahlprogramme abgestimmt wird“, sagt er, auch wenn sie natürlich an ihrer Universität viel über das Konklave reden würden. Aber es geht dabei nicht nur um die Person an sich, sondern auch darum, welche Richtung die katholische Kirche künftig einschlagen sollte. &bdquo;Darüber debattieren wir viel“, sagt Riedl und formuliert zum Schluss des Telefonats fast schon diplomatisch diesen Satz, um seine Erwartungen an das Konklave auszudrücken: &bdquo;Ich vertraue darauf, dass die Kardinäle ab Mittwoch mit der Hilfe des Heiligen Geistes den Richtigen zum Papst wählen werden.“ Lesen Sie auch: Frauen, Frieden, Reformen: Paderborner Wünsche an einen neuen Papst

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