Bielefeld. Als die Belegschaft der Bielefelder Papierfabrik „Mitsubishi HiTec Paper“ bei einer Betriebsversammlung Anfang April von den Plänen der Geschäftsführung erfuhr, mehr als 162 Stellen zu streichen, machten sich Wut und Trauer breit. So berichteten Augen- und Ohrenzeugen. Jetzt hat das von Geschäftsführer Fujitaka Mizushima angeführte Management der Mitsubishi Hitec Paper Europe GmbH die Pläne nach vorliegenden Informationen noch einmal verschärft: Nun sollen angeblich sogar 176 der insgesamt mehr als 430 Arbeitsplätze bei dem Spezialpapierhersteller gestrichen werden, heißt es. Etwa 120 besorgte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligten sich daher an einer mehrstündigen Protestaktion vor den Toren des Werks im Bielefelder Osten.
„Wir wehren uns“, verkündeten die Beschäftigten auf Spruch-Bannern der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE) mit. Die Gewerkschaft hatte schon vor Wochen über die Sparpläne informiert, die Geschäftsführer Mizushima daraufhin öffentlich begründete.
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Es sei zu befürchten, dass die Thermopapier-Nachfrage wegen der abgeschafften Quittungspflicht im Einzelhandel weiter schrumpfen werde, erklärte Mizushima. Auch die unsicheren Marktbedingungen, einschließlich der US-Zollpolitik, spielten eine Rolle. „Aufgrund des sich verschärfenden internationalen Wettbewerbs sind wir bisher noch nicht in der Lage, Gewinne zu erzielen“, erklärte Mizushima, der in diesem Zusammenhang auch eine „unzureichende und unangemessene Unternehmensführung in der Vergangenheit“ sowie die „gegebenen arbeitsrechtlichen Anforderungen“ beklagte. Doch es sei möglich, das Unternehmen wieder profitabel zu machen.
Arbeitnehmerseite hat Gegenkonzept vorgelegt
Der von der Geschäftsführung eingeschlagene Weg führt demnach über die angekündigten Stellenstreichungen, was die Arbeitnehmerseite für verkehrt hält. „Wir streben eine Standortsicherung, das ist unser Herzenswunsch“, sagten Betriebsratschef Dirk Hansmeier und Stellvertreter Thorsten Moebius nun bei der Protestaktion, die ausdrücklich nicht darauf abgezielt habe, den Betrieb lahmzulegen. Der Standort könne aber nur mit genügend Personal gesichert werden, zeigte sich Hansmeier überzeugt. „Wir brauchen die nötige fachliche Kompetenz in der Belegschaft“, betont er.
Die Arbeitnehmerseite habe daher ein Gegenkonzept entwickelt und es dem Geschäftsführer auch schon vorgestellt, um mehr Mitarbeiter an Bord zu halten und trotzdem profitabel zu werden. Den wirtschaftlichen Problemen könne mit einer Ausweitung der Produktpalette begegnet werden, glaubt Hansmeier. Mit den gegenwärtigen Plänen hingegen sei der Standort möglicherweise in seiner Existenz gefährdet, befürchtet er. Jetzt hoffen die Arbeitnehmervertreter auf die Gesprächsbereitschaft der Geschäftsführung.