Trotz Trump: Bielefelder Traditionsunternehmen erwägt eigenes Werk in den USA

Bielefeld. Ein neues Führungsteam macht sich an der Spitze des Bielefelder Kompressorenherstellers Boge auf den Weg, das mittelständische Unternehmen fit für die Zukunft zu machen: Sebastian Göbel und Björn Six müssen den technologischen Wandel und Herausforderungen wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz managen. Sie müssen vor allem aber auch Lösungen für die wachsenden Probleme im internationalen Handel finden, denn Boge erwirtschaftet zwei Drittel seiner Umsätze im Ausland. Könnte der Aufbau eines eigenen Werkes in den USA für die Bielefelder ein Weg sein, die drohenden Zollschranken zu umgehen und die Umsätze zu steigern? Der 54-jährige Göbel rückte bei Boge im Februar 2024 als Geschäftsführer Technik an die Stelle von Michael Rommelmann. Göbel hatte in Berlin Werkstoffwissenschaften studiert und wurde an der RWTH Aachen als Maschinenbauer promoviert. Nach Bielefeld kam er von der hessischen Weiss Technik GmbH, einem Hersteller von Umwelt-Simulationsanlagen. Lesen Sie auch: Boge kämpft erfolgreich gegen aktuelle Krise Der 43-jährige Six, ein studierter Wirtschaftsingenieur, der in Darmstadt später im Bereich &bdquo;Innovationsmanagement“ promovierte, kam gerade Anfang April 2025 vom Detmolder Elektronikkonzern Weidmüller zu Boge. 13 Jahre lang war er bei Weidmüller, bei Boge soll er sich nun um den Markt kümmern: &bdquo;Ich habe ein Faible dafür, neue Märkte durch Innovationen zu erobern“, sagt Six. &bdquo;USA haben Potenzial – wenn Trump es nicht kaputtmacht“ Beide glauben, dass sie sich gut ergänzen – &bdquo;auch persönlich“. Und beide halten auch die Eröffnung einer eigenen Fabrik in den USA für denkbar, um den Zöllen zu begegnen, ganz ähnlich wie viele andere Mittelständler in OWL. &bdquo;Boge prüft die Möglichkeiten. Dazu gehört auch die Frage, ob eine eigene Produktion in den USA lohnend sein könnte“, sagen Six und Göbel vorsichtig. Denn: &bdquo;Derzeit fehlt es an Planungssicherheit.“ Bisher liefere das US-Geschäft nur fünf bis acht Prozent der Boge-Umsätze, doch der US-Markt biete Potenzial für Zuwachs – &bdquo;wenn US-Präsident Donald Trump das mit seiner ungewissen Politik nicht kaputtmacht“. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von BOGE Kompressoren (@bogekompressoren) Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Bedingungen in den USA seien derzeit der entscheidende Hemmschuh für Investitionen. Das gelte im Hinblick auf die tatsächlich künftig geltenden Zölle für Exporte aus der EU in die USA, aber genauso mit Blick auf die Bedingungen für die Einfuhr von Equipment aus China. Die Verunsicherung führe zu Investitionszurückhaltung. Zum Thema: Analyse: Hohe Abgaben für EU-Firmen durch Trumps Zoll-Pläne Ein zweites Problem in Amerika sei zudem der Mangel an Arbeitskräften. Fachkräfte seien umkämpft, der Arbeitsmarkt sei in vielen Regionen leergefegt. &bdquo;Die Löhne sind weiter gestiegen, und jetzt könnten vermehrte Abschiebungen von Zuwanderern die Knappheit noch verschärfen“, zeigt sich Göbel nachdenklich über die Chancen in den USA. &bdquo;Gnadenloser Konkurrenzkampf in China“ Große Herausforderungen gibt es allerdings auch in anderen Teilen der Welt: Der Umsatz stagnierte 2024 bei knapp 180 Millionen Euro, im Vorjahresvergleich wurden leichte Rückgänge im prozentual einstelligen Bereich verbucht. Immerhin, der EU-Markt sei insgesamt leicht wachsend. Der wichtige deutsche Markt aber sei angesichts von Konjunkturflaute und Regierungswechsel &bdquo;eher schwierig und rückläufig“. Und in China, wo Boge seit Jahren ein eigenes Werk betreibt, herrsche derzeit &bdquo;ein gnadenloser Konkurrenzkampf – auch unter den chinesischen Herstellern selbst“. Das Problem für westliche Anbieter: Die Qualität der chinesischen Produkte sei kräftig gestiegen. Deswegen mussten auch die Europäer ihre Preise senken. Lesen Sie auch: Boge belohnt Mitarbeiter Die Belegschaft konnte Boge stabil bei etwa 780 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen halten. Und Sebastian Göbel und Björn Six sind trotz aller Unwägbarkeiten zuversichtlich, dass sie das Unternehmen so gut aufstellen können, dass es von der vierten Generation (mit Ex-IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven als Alleininhaber) irgendwann an die fünfte Generation übergeben werden kann. Boge steht für Effizienz und Zuverlässigkeit Effizienz, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit seien die Markenbotschaften der Boge-Kompressoren, und diese Versprechen werden in Bielefeld weiterentwickelt. &bdquo;Kompressoren laufen bis zu 8.000 Stunden im Jahr, also an vielen Tagen rund um die Uhr – die Kunden in aller Welt erwarten im Notfall eine schnelle Reparatur“, sagt Göbel. Und weil die Energiekosten langfristig bei Kompressoren der teuerste Faktor sind, sei auch die gebotene Energieeffizienz ein Verkaufsargument. Die Bielefelder setzen zudem auch auf neue Geschäftsfelder und Innovationen. Die 2023 erworbene &bdquo;Inmatec GaseTechnologie“ GmbH zum Beispiel gilt als Hoffnungsträger. Die Tochter produziert mit 30 Mitarbeitern am Ammersee in Bayern Generatoren zur Gewinnung von Sauerstoff und Stickstoff aus der Atemluft. Das Geschäft laufe &bdquo;sehr gut“, sei komplementär zum Boge-Portfolio und biete &bdquo;echtes Wachstumspotenzial“.

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