Zum 40. Mal Hermannsläufer: Familie unterstützt erkrankten Bielefelder auf der Strecke

Bielefeld. Rainer Giersch ist als Hermannsläufer eine bekannte Größe. Der 64-Jährige tritt in diesem Jahr trotz gesundheitlicher Probleme zu seinem 40. Lauf an. Seit 1985 ist er jedes Jahr dabei. Seine beiden Söhne, seine Schwiegertochter und einige Freunde gehen zum Jubiläum mit an den Start. Das anfängliche Ziel, die Strecke nur zu bewältigen, ist Geschichte, der Ehrgeiz hat ihn wieder gepackt. Der Hobbyläufer erinnert sich noch gut daran, wie alles anfing: &bdquo;Bei unseren Skatrunden haben wir gequalmt bis zum Gehtnichtmehr, irgendwann haben mein Kumpel und ich beschlossen, mit dem Rauchen aufzuhören und den Hermann zu laufen.“ Auch wenn der Freundeskreis das hochgesteckte Ziel anfangs belächelte, begannen Giersch und sein Kumpel mit dem Training. &bdquo;Sicher haben wir schnell gemerkt, wie schwer das wird. Aber die anderen haben uns getrieben.“ Kurz vor dem Lauftag zog sich sein Kumpel einen Bänderriss beim Handball zu, Giersch musste alleine ran. Schwerer Sturz und Zusammenbruch beim 35. Hermannslauf &bdquo;Wer einmal läuft, der hört nicht mehr auf. Das ist wie ein Suchtersatz“, sagt er heute. In den vergangenen 40 Jahren hat Giersch viele Geschichten rund um den Lauf erlebt. Das prägendste Ereignis: Während seines 35. Laufs stürzte er schwer, lief dann mit blutender Platzwunde am Kopf weitere fünf Kilometer und ins Ziel (3:01:07 Stunden). Dann brach er zusammen und wachte erst im Krankenhaus mit einem Schädel-Hirn-Trauma wieder auf. Giersch: &bdquo;Der gesamte Tag ist bis heute aus meinem Gedächtnis verschwunden.“ Andere Läufer erzählten ihm, was sie mitbekommen haben, und versuchten, die Geschehnisse zu rekonstruieren. &bdquo;Sicherlich war es damals unverantwortlich, weiterzulaufen, aber ich war nicht mehr Herr meiner Sinne.“ Heute vermutet er, dass er bei Regen und Hagel weggerutscht sein könnte, möglicherweise auch neben der Strecke in ein Loch getreten ist. &bdquo;Es war sicher kein Schwächeanfall, zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits 26 Kilometer hinter mir“, sagt der geübte Läufer. Heute ist die Stelle zwischen der Osning- und der Bodelschwinghstraße mit Schotter bestreut. Tipps von Hermannlauf-Profis: Drei Bielefelder Top-Läufer verraten ihre Lieblings-Trainingseinheiten Besondere Startnummer als Hochzeitsgeschenk .responsive23-FEEk9uj77UIRJD26-map-hermannslauf-strecke { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-FEEk9uj77UIRJD26-map-hermannslauf-strecke { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-FEEk9uj77UIRJD26-map-hermannslauf-strecke { padding-top: 142.86%; } } Auf eine andere Episode blickt er mit Freude zurück. 1988 bekam er von seinem Kumpel die Startnummer 1 als Hochzeitsgeschenk. Das war eine besondere Ehre: &bdquo;Zuschauer, die mich nicht kannte, dachten, ich wäre der Favorit.“ Seine besten Zeiten erreichte er zwischen 1997 und 1999 mit 2:10:00 Stunden. &bdquo;Da drunter hätte ich es gern mal geschafft“, so Giersch. Aber das ist heute keine Option mehr. Die Teilnahme am 40. Hermannslauf war ein Geburtstagsgeschenk seiner Familie. Seine Söhne und die Schwiegertochter laufen mit, einige zum ersten Mal. Ganz leicht fällt es Giersch nicht: &bdquo;Ich habe Probleme mit der Halswirbelsäule, und mein Orthopäde hat große Bedenken.“ Aber auch Knieprobleme hätten ihn nie abgehalten: &bdquo;Da ist etwas Hyaluron reingekommen, und dann ging das wieder.“ Für den Hermannslauf ist ihm kein Preis zu hoch. Dieses Mal verzichtet Giersch darauf, wie in den beiden Vorjahren sein Auto in Oerlinghausen abzustellen, falls er aussteigen müsste. &bdquo;Der 40. Hermannslauf muss jetzt einfach sein“, sagt er. Versprechen musste er seiner Familie, mit dem Puls unter 130 zu bleiben. Lesen Sie auch: Hermannslauf 2025 von Detmold nach Bielefeld: Alle Informationen über den Lauf-Klassiker Hart wird es beim Anstieg in Oerlinghausen &bdquo;Durch Oerlinghausen zu kommen, ist das beste Gefühl überhaupt“, so Giersch. Dort stehen die Zuschauer mit Musik, Cheerleadern und Trommeln Spalier. &bdquo;Das ist wie bei der Tour de France im Fernsehen und gibt einen richtigen Adrenalinstoß.“ Auf seine Lieblingsstelle folgt die schwerste Etappe. Am Ende vom Schopketal hinter Oerlinghausen steht kein Mensch mehr an der Strecke. Giersch: &bdquo;Nach langer Strecke den Berg runter in den Ort kommt dann nach 18 Kilometern in den Knochen ein ganz widerlicher Anstieg.“ Die Erlösung sieht er erst am Eisernen Anton, dann habe man das Ziel vor Augen. &bdquo;Bessere Stimmung als beim Ironman“: Das sind die Jubel-Hotspots beim Hermannslauf Giersch hat wenig trainiert. Ein paar Kilometer um den Block sei er gelaufen. Hätte man ihn vor zwei Monaten gefragt, hätte er gesagt, den Hermannslauf nur schaffen zu wollen. Mittlerweile ist das Ziel höher gesetzt: Unter 3:30 Stunden will er laufen. Auch wenn er immer wieder darüber spricht, mit dem 40. Lauf aufzuhören, klingt Giersch wenig überzeugend: &bdquo;Vielleicht mache ich doch noch einmal den Howard Carpendale und es gibt ein Hello again’.“

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