Zufallsbefund: Bielefelder Spezialist entfernt riesigen Lebertumor per OP-Roboter

Bielefeld. Wegen Luftnot war Claus Diekmann Ende Februar beim Kardiologen. &bdquo;Beim Schuhezubinden war’s besonders schlimm“, berichtet der 73-jährige Rentner. Dass ein 20 Zentimeter großer Lebertumor die Ursache war, damit hatte er nicht gerechnet. Der Tumor, der größer war als die Leber selbst, habe gegen das Zwerchfell, und das wiederum gegen die Lunge gedrückt, erklärt Jan Schulte am Esch, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB). Dort wurde Diekmann auf Empfehlung seiner Hausärztin hin nach dem überraschenden Zufallsbefund vorstellig. &bdquo;Es war schon ein ausgedehnter Tumor mit Seltenheitswert“, sagt Schulte am Esch. Aber dank minimal-invasiver, roboterassistierter Operation mit dem DaVinci-Roboter sei der insgesamt etwa dreistündige Eingriff für den Patienten deutlich schonender möglich gewesen. &bdquo;Eine konventionelle OP wäre mit deutlich mehr Schmerzen, einem höheren Risiko und einem etwa dreiwöchigen, stationären Aufenthalt verbunden gewesen.“ Die halbseitige Leberteilentfernung sei hier das erste Mal mit dem DaVinci-Roboter in OWL durchgeführt worden. &bdquo;Wir konnten so sehr präzise direkt an lebenswichtigen Gefäßen entlang operieren“, ergänzt der Chirurg. Keine zusätzliche Bestrahlung, keine Chemo Statt zweier, etwa 40 und 20 Zentimeter langer, tiefer Schnitte sei jetzt lediglich die obere Hautschicht auf etwa 15 Zentimetern Länge, nicht aber die tieferliegende Muskulatur tangiert worden. Und Diekmann konnte bereits nach fünf Tagen schon wieder nach Hause entlassen werden. Obwohl der Tumor bösartig war und fast die Hälfte der Leber und ein Teil des Zwerchfells entfernt werden musste, sind die Aussichten bestens. Keine zusätzliche Bestrahlung, keine Chemo, lediglich regelmäßige Kontrollen der Leber per CT und Ultraschall, so der weitere Plan. &bdquo;Watch and wait“, sei die Devise, sagt Schulte am Esch. Die Leber sei in vielerlei Hinsicht besonders, so Schulte. Deshalb habe Diekmann auch trotz des riesigen Tumors keine Schmerzen verspürt. &bdquo;Der einzige Schmerz der Leber ist Leistungsabfall“, sagt Schulte am Esch. Anders als Darm, Gehirn oder Lunge, sei sie zudem das einzige Organ, das sich wieder regeneriere und nachwachse. &bdquo;Und die Leber weiß exakt, wie groß sie sein muss.“ Transplantiere man einem kleinen Kind ein Spenderorgan eines Erwachsenen, passe es sich innerhalb kurzer Zeit dem Körper an und schrumpfe. Die Leber sei schon ein sehr faszinierendes und schlaues Organ. Bielefelder Leber-Experte hat an der Harvard Medical School geforscht Schon zwei Wochen nach der OP sei jetzt Diekmanns Leber bereits zu etwa 30 Prozent wieder nachgewachsen, nach drei Monaten sei der wesentliche Teil abgeschlossen. Bis zu drei Viertel der Leber könne entfernt werden, wenn sie gesund und nicht vorgeschädigt sei, berichtet Schulte am Esch, der unter anderem auch am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg und an der Harvard Medical School in Boston geforscht hat, speziell auch zu Leberschädigungen und -regeneration. Seine mittlerweile 30-jährige Forschungserfahrung und die Vernetzung mit anderen Fachkollegen kommen Patienten wie Claus Diekmann zugute. Lesen Sie auch: Klinikreform-Folgen: Diese Leistungen dürfen Kliniken in OWL jetzt anbieten Er freue sich, Ostern jetzt schon wieder zu Hause feiern zu können, sagt der gelernte Gas- und Wasserinstallateur. Die jüngste Tochter und das Enkelkind kommen zu Besuch. Zwar solle er sich noch etwas schonen und &bdquo;es etwas ruhiger angehen lassen“, aber gegen ein Glas Sekt zum Osterfrühstück oder auch ein Bier sei nichts einzuwenden, sagt der Klinikdirektor. Und auch in seinem Hobby, &bdquo;Haus, Hof und Garten“, kann Diekmann schon wieder vorsichtig loslegen. Und auch beim Schuhezubinden und Sockenanziehen behindert ihn der 20 Zentimeter große Lebertumor jetzt nicht mehr. &bdquo;Das mit der Luftnot ist deutlich besser geworden“, berichtet Claus Diekmann.

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