„Spontaner Entschluss“: Bielefelder soll Mord an schlafendem Obdachlosem gestanden haben

Bielefeld/Hannover. Mindestens achtmal soll er auf Hals und Nacken des schlafenden Obdachlosen (54) eingestochen haben. Der in Hannover stadtbekannte und beliebte Mann war in der Nacht auf den 6. Juli 2021 im Stadtwald Eilenriede ermordet worden. Die Ermittlungen der Mordkommission und ein Zeugenaufruf bei &bdquo;Aktenzeichen XY“ verliefen aber im Sande. Bis sich &bdquo;völlig überraschend“ der mutmaßliche Täter selbst stellte – auf einer Polizeiwache in Bielefeld. Er sagte, er wolle sein Gewissen erleichtern. Vor wenigen Tagen hat die Staatsanwaltschaft Hannover nun Anklage wegen Mordes aus Heimtücke gegen den Bielefelder erhoben. Das bestätigte jetzt Behördensprecherin Kathrin Söfker. Der 52-jährige Kroate habe ihren Angaben nach seit 2017/2018 in Deutschland gelebt und sei damals schnell in Bielefeld sesshaft geworden. 2021 verbrachte er aber auf der Suche nach einem Job ein paar Tage in Hannover. &bdquo;Dabei soll ihm ein Obdachloser im Stadtwald negativ aufgefallen sein“, erklärte Söfker. Es war der Auslöser für eine offensichtlich sinnlose Tat, die lange unaufgeklärt blieb. Erst im November 2024 drehte sich &bdquo;völlig überraschend“ das Blatt: Weil ihn Gewissensbisse plagten, sei der Mann zur Bielefelder Polizei gegangen. Bei der Mordkommission soll er schließlich eine umfassende Aussage und auch zur Tatbegehung &bdquo;relativ konkrete Angaben gemacht“ haben, sagte Söfker. Die Ermittler hätten deshalb – auch im Abgleich mit der objektiven Spurenlage – keine Zweifel an seiner Aussage. Lesen Sie dazu: Völlig überraschend: Bielefelder gesteht Mord an Obdachlosem Motiv: Obdachlosen als belästigend empfunden Dabei habe sich der Bielefelder auch zum Motiv geäußert: Er soll damals den Obdachlosen beobachtet haben und sein Verhalten gegenüber spielenden Kindern und Passanten als belästigend empfunden haben, erklärt die Sprecherin. Als der 52-jährige mutmaßliche Täter ein paar Tage später auf einer der Parkbänke im Stadtwald saß und Bier trank, soll er den Obdachlosen in seiner Nähe wiedererkannt und &bdquo;spontan den Entschluss gefasst haben, den Mann zu töten“. Ohrenzeugen schöpften keinen Verdacht, als das Opfer schrie Der Obdachlose war in Hannover bekannt. Aufgrund einer psychiatrischen Erkrankung soll er durchaus auch laut aufgeschrien haben, aber von Übergriffen oder Belästigungen wurde der Mordkommission in Hannover damals nichts berichtet. Der Bielefelder aber soll sich sein Messer gegriffen haben und immer wieder auf den Schlafenden eingestochen haben. Schreie des bekannten Stadtstreichers waren für die Anwohner nichts Ungewöhnliches, weswegen in der Nacht um 3 Uhr niemand Verdacht schöpfte. Erst am nächsten Morgen fand ein Spaziergänger den leblosen Mann auf einer Parkbank im Stadtwald Eilenriede. Er wies massive Stichverletzungen auf. Der sofort zu Hilfe gerufene Notarzt konnte nur noch den Tod des 54-Jährigen feststellen. Das Opfer war an Ort und Stelle verblutet. Cold Case: Mord an Obdachlosem bleibt lange unaufgeklärt Die anschließenden Ermittlungen der Mordkommission Hannover liefen allerdings ins Leere. Zwar fand die Spurensicherung DNA, die vom Täter stammen könnte. Aber in den polizeilichen Datenbanken fand sich keine übereinstimmende Probe. Auch ein Aufruf in der ZDF-Sendung &bdquo;Aktenzeichen XY“ ein Jahr nach der Tat blieb ohne den erhofften Durchbruch bei den Ermittlungen. Der Fall wurde schließlich als &bdquo;Cold Case“ – unaufgeklärter Fall – abgelegt. Hören Sie auch unseren True-Crime-Podcast mit spannenden Fällen aus der Region – unser Tipp: Der Bielefelder spürte also keinerlei Fahndungsdruck, als er im November 2024 beschloss, nicht mehr zu schweigen. Die Gewissensbisse hätten den nun Angeklagten sehr belastet, habe er ausgesagt. Und deshalb wolle er nun sein Gewissen erleichtern und für die Tat gerade stehen, berichtet Kathrin Söfker. Der Bielefelder war der Polizei bisher unbekannt Der Angeklagte war zuvor nicht straffällig geworden. In Polizeiakten tauchte der Bielefelder bisher nicht auf. Die Tat wäre ohne sein plötzliches Auftauchen vermutlich nie aufgeklärt worden. Zum Thema: Obdachloser in Hannover erstochen: Tatverdächtiger stellt sich in Bielefeld Die Staatsanwaltschaft wartet derzeit noch auf ein Sachverständigengutachten zur Schuldfähigkeit des Bielefelders. Hinweise auf eine psychische Einschränkung des Mannes gebe es aber bisher nicht. Der 52-jährige Bielefelder sitzt seit dem 22. November in U-Haft. Ein Termin für den Prozessauftakt vor dem Schwurgericht des Landgerichts Hannover steht noch nicht fest.

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