Bielefelder Stimme mit nationalem Einfluss: Esdar strebt drittes Direktmandat an

Bielefeld. Mit Daunenmantel und von der Kälte geröteten Wangen betritt Wiebke Esdar das Café und streift eine rote Wollmütze ab. &bdquo;Winterwahlkämpferin SPD“ ist darauf zu lesen. Für das Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ macht die 41-Jährige Pause vom Tür-zu-Tür-Wahlkampf. Zum dritten Mal will sie für die Sozialdemokraten den Wahlkreis Bielefeld/Werther gewinnen und wieder in den Bundestag einziehen. Dass nicht erst im Herbst, sondern schon am 23. Februar gewählt wird, hat sie unmittelbar kommen sehen. Letztendlich ist die Ampel-Koalition am Haushalt gescheitert, und Esdar ist Mitglied des Haushaltsausschusses. &bdquo;Die FDP hatte so grundsätzlich gegensätzliche Vorstellungen bei den Herausforderungen, die wir durch die Ukraine und die Energiekrise haben, dass es einfach nicht mehr ging. Auch das gehört am Ende zu einer Demokratie.“ Der Tabubruch von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, jüngst im Bundestag auf AfD-Stimmen zu setzen, macht sie wütend: &bdquo;Dass er das Angebot von SPD und Grünen, mit den demokratischen Parteien eine gemeinsame Lösung zu finden, ausgeschlagen hat, das ärgert mich so sehr.“ Für die Zukunft erhofft sie sich Lösungen statt Populismus: &bdquo;Ich hoffe sehr, dass die CDU zu der oft mühseligen Arbeit des Findens von Kompromissen zwischen den demokratischen Parteien zurückkehrt.“ Bundestagswahl 2025 in Bielefeld: Hier finden Sie am Wahlabend alle Ergebnisse Enttäuscht von der Bielefelder CDU Enttäuscht ist sie auch von der Bielefelder CDU-Vorsitzenden Christiana Bauer: &bdquo;Ihr Versuch, die gemeinsamen Abstimmungen im Bundestag mit der AfD zu relativieren, trägt dazu bei, die AfD zu normalisieren.“ Zudem kritisiert sie das Schweigen ihrer Konkurrentin, der CDU-Bundestagskandidatin Katharina Kotulla, zu diesem Thema. Esdar hätte von ihr eine klare Positionierung erwartet. Für Sie zusammengestellt: Alles zur Bundestagswahl Große Berliner Politik am Tisch im kleinen Café oberhalb des Bielefelder Bürgerparks. Wiebke Esdar mischt bei der SPD und in der Bundespolitik mit, ihre Stimme hat großes Gewicht. Von der Bielefelder Juso-Vorsitzenden (2011 bis 2014), über die Ratsmitgliedschaft (2014 bis 2018), dem Vorsitz der hiesigen SPD (seit 2016) bis hin zur Bundestagsabgeordneten (seit 2017) hat sie eine steile Karriere hingelegt. Auch in Berlin ist ihr großes politisches Talent gefragt, so wurde sie im Dezember 2017 erstmals in den Parteivorstand gewählt. Im Bundestag ist sie auch Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss und Vorsitzende des Gremiums Sondervermögen Bundeswehr. Video: Das will Esdar für Bielefeld in Berlin erreichen Wiebke Esdar hat großen Einfluss in Berlin Großen Einfluss hat sie als Mitglied der parlamentarischen Linken der SPD-Bundestagsfraktion, eine der drei politischen Strömungen innerhalb der Fraktion und mit 90 Mitgliedern deren zweitgrößter organisierter Flügel. Seit Februar 2022 ist Esdar eine von drei Sprechern der Linken, die sich für eine Gesellschaft einsetzt, in der die Herkunft nicht über Lebenschancen entscheidet. Auch beim sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft melden sich die Linken oft auch mit unbequemen Forderungen zu Wort. &bdquo;Ich scheue nicht davor, in den Konflikt zu gehen, wenn es um die Sache geht. Ich bin nicht in die Politik gegangen, um allen Leuten zu gefallen, sondern es geht auch darum, Sachen durchzusetzen“, sagt sie. Auch interessant: Wer bekommt meine Stimme, wenn ich nicht wählen gehe? Zudem spricht die 41-Jährige seit Juli 2023 zusammen mit Dirk Wiese für die Landesgruppe NRW, dem Zusammenschluss der SPD-Bundestagsabgeordneten aus Nordrhein-Westfalen. Äußerungen der zahlenmäßig größten SPD-Landesgruppe im Bundestag finden darum ein besonderes Gehör, wie im November vergangenen Jahres auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu spüren bekam. Nach dem Aus der Ampel-Koalition hatte diese bei der Kanzler-Kandidatur &bdquo;viel Zuspruch für Boris Pistorius“ in den NRW-Wahlkreisen wahrgenommen. Letztendlich setzte sich Scholz durch und versicherte Esdar danach persönlich, dass nichts weiter zwischen ihnen stünde. &bdquo;Ich bin hoch motiviert, dafür zu kämpfen, dass es eine starke SPD gibt. Und darum ist es für mich bei dieser Wahl umso entscheidender, dass wir für Zusammenhalt und Investitionen in die Zukunft kämpfen. Für das steht die SPD zusammen mit Olaf Scholz“, sagt die promovierte Wissenschaftlerin. Fördermittel aus Berlin für Bielefeld und Werther Von ihrem Einfluss als ordentlichem Mitglied im Haushaltsausschuss profitieren die Menschen in Bielefeld und Werther direkt, &bdquo;denn die allermeisten Sachen, die wir politisch gestalten wollen, kosten eben Geld. Die Themen und die Anliegen, die die Bürgerinnen und Bürger an mich herantragen, nehme ich mit nach Berlin, um dort Antworten und Lösungen zu finden“, erklärt die Politikerin. Auch interessant: Mehr zur Wahl im Wahlkreis Bielefeld/Werther Wenn es etwas für Bielefeld oder Werther an Fördermitteln herauszuholen gilt, ist der Draht ins Bielefelder Rathaus kurz. Ins Wertheraner sowieso, denn sie ist mit Bürgermeister Veith Lemmen verheiratet und lebt mit ihm und ihrem Sohn inzwischen in Werther. Als Beispiele für vom Bund geförderte Projekte nennt sie das Kombibad in Jöllenbeck, die Freilegung der Lutter, die Begrünung des Altstadtraumes, die Gründung der Konfliktakademie an der Uni oder den Breitbandausbau in Werther. Wiebke Esdar hat berufstätige Familien im Blick Gerade als Mutter eines Kita-Kindes hat sie die Belange von berufstätigen Familien besonders im Blick. &bdquo;Ich weiß, was es bedeutet, wenn die Kita ausfällt, die Betreuung unzuverlässig ist oder wie schwer es sein kann, einen Kinderarzttermin zu bekommen. Das Jonglieren zwischen Beruf und Familie nehme ich als persönliche Lebenserfahrung ganz konkret mit in die Politik“, sagt Esdar. Sie sei auch überzeugt davon, dass die Stimmen von Familien mit kleinen Kindern, insbesondere von Müttern mit kleinen Kindern, in der Politik noch nicht genug Gehör fänden. Sie selbst bringe Privatleben und Beruf dank ihres großen Netzwerkes unter einen Hut, &bdquo;großer Dank an Oma und Opa“. Die Chancen für Wiebke Esdar, erneut in den Bundestag einzuziehen, stehen gut. Mit Platz zwölf auf der aktuellen NRW-Landesliste wäre sie bei vergangenen Wahlen gut abgesichert gewesen. Darauf vertrauen kann sie dieses Mal aber nicht, da einige Unwägbarkeiten durch die Wahlrechtsreform zur Verkleinerung des Bundestages entstanden sind: &bdquo;Mein Ziel ist ganz klar das Direktmandat.“ Entschlossen setzt Esdar ihre rote Winterwahlmütze wieder auf und entschwindet, um an die nächste Tür zu klopfen und eine Wählerin oder einen Wähler von ihren Positionen zu überzeugen. Das sind Wiebke Esdars Konkurrenten: Katharina Kotulla (CDU) Britta Haßelmann (Grüne) Gregor vom Braucke (FDP) Onur Ocak (Linke) Maximilian Kneller (AfD)

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