Kampf gegen Elterntaxis: Wie Bielefeld jetzt Autofahrer von Schulen fernhalten will

Bielefeld. Es sind zwei Handvoll Autofahrer, die einfach nicht akzeptieren wollen, dass ihre Kinder nicht bis vors Schultor gefahren werden sollten. Da sie aber an der Martin- und auch der Sudbrackschule große Gefahren auslösen, soll an den beiden Grundschulen jetzt die Idee der &bdquo;Schulstraße“ umgesetzt werden. Heißt: (Ein-)Fahrverbote zu bestimmten Zeiten. Eigentlich sollten mal zehn Schulen in zehn Stadtbezirken in den Genuss der Schutz-Straße kommen, doch nun starten diese beiden. Mehr könne die Straßenverkehrsbehörde personell nicht bewältigen, heißt es in einer Info-Vorlage für die Politik. Sie sind ein Pilotprojekt, auf maximal ein Jahr begrenzt, danach soll geschaut werden, ob sich die Idee der Schulstraße bewährt hat. Erhoben werden sollen auch Zahlen, wie viele Schüler wie zur Schule kommen. Markus Spiekermann, seit 2002 Konrektor und nun seit 18 Jahren Rektor der Martinschule, hat sich von Tag eins an für mehr radelnde, gehende, rollernde Kinder eingesetzt. Von der Idee, per Schulstraße morgens und vielleicht mittags Autofahrer vom Schuleingangstor fernzuhalten, ist er überzeugt. Denn: Die wenigen Autofahrer wären aber oft sehr hektisch, müssten zudem vor der Schule wenden und rangieren – und das in einer Zeit, in der Hunderte Schülerinnen und Schüler zu Fuß, mit dem Roller und dem Fahrrad aus verschiedenen Richtungen ankämen. &bdquo;Es muss nicht direkt vor die Schule gefahren werden“ Spiekermann sieht, dass es auch Haushalte gibt, wo es nur mit dem Auto geht, aber: &bdquo;Es muss nicht bis direkt vor die Schule gefahren werden.“ Es gebe Ausweichplätze, so beim Marktkauf den großen Parkplatz, hier gibt es sogar eine Extra-Haltestelle für Elterntaxis. Spiekermann: &bdquo;Aus Studien wissen wir, dass Kinder, die nicht mit dem Auto kommen, auf vielen Ebenen profitieren.“ Sie bewegen sich, haben soziale Kontakte, lernen Verkehrsabläufe kennen, können sich schnell besser im Verkehr orientieren. Noch muss verhandelt werden, wann genau die Fahrverbote gelten – Spiekermann hofft morgens auf 7 bis 9 Uhr und mittags auf 12.30 bis 13.30 Uhr. Und obwohl die Polizei laut Stadt bereits mitteilte, stete Kontrollen nicht leisten zu können, weiß er doch die beiden Bezirksbeamten bei sich – das jahrelange gute Verhältnis zahlt sich für die Martinschule immer wieder aus. Lesen Sie auch: Aktion gegen waghalsige Elterntaxis: Stadt Bielefeld prüft Straßensperrungen vor Schulen Bestätigt im jahrelangen Einsatz für mehr Kindersicherheit sieht sich auch die Sudbrackschule. Sie wird unterstützt vom Kinderlobbyverein &bdquo;Denkfabrik Megaschön“. Tobias Hagenbäumer vom Verein sagt: &bdquo;Wir sind bereit“ – und führt den Zuschlag für die Sudbrackschule auf drei Großaktionen, wöchentliche Fahrradbusse, mehrere Infoveranstaltungen und ein intensives Bearbeiten der Kommunalpolitik zurück. &bdquo;Chaotische Szenen durch Elterntaxis“ sollen nun an der Schildescher Sudbrackschule &bdquo;bald der Vergangenheit angehören“. Elterntaxis als große Gefahr für Schülerinnen und Schüler Darauf hofft auch Markus Spiekermann in Gadderbaum. Er weiß, dass der Druck hochgehalten werden muss, jedes Nachlassen bringe sofort wieder neue Elterntaxis mit sich, so seine Erfahrung. Dass die Anlieger Sonderregelungen bekommen müssen, ist für ihn vollkommen klar, aber da sieht er keine Probleme, die Anlieger seien der Schule sehr wohlgesonnen und selbst eher genervt vom morgendlichen Elterntaxi-Chaos. Auch interessant: Wie Bielefelder Grundschüler ihre Schulstraße zurückerobern Losgehen soll es am 8. September. Spiekermann hofft hier aber noch auf einen Termin etwas später, denn: &bdquo;Vom 16. bis 22. September findet die europäische Mobilitätswoche statt – da würde ich es sehr passend finden, unsere Schulstraßen zu feiern.“

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