Comdedian Ralph Ruthe: Warum CDU-Wähler dem Bielefelder nicht mehr folgen sollen

Herr Ruthe, mit Stimmen der AfD hat CDU-Chef Friedrich Merz am Mittwoch einen Antrag im Bundestag durchgebracht. Daraufhin haben Sie die CDU- und CSU-Wähler unter Ihren mehr als zwei Millionen Followern in den sozialen Medien gebeten, Ihnen nicht mehr zu folgen. Warum haben Sie diese Bitte gepostet? Ralph Ruthe: Mein Ziel war, dass meine CDU-wählenden Follower ihre eigene Haltung zu ihrer Partei infrage stellen, die nun so klar die Positionen der in Teilen gesichert rechtsextremen AfD übernommen hat – für einen Antrag, der rechtlich nicht bindend ist und exakt nichts an der Migrationssituation verbessern wird. Wenn man sich dieses &bdquo;Spektakel“ anschaut und immer noch sagt &bdquo;Super, das ist meine Partei“, dann hat man kein Problem mit rechtsextremen Positionen. Und dann hat man das demokratische Spektrum nun mal verlassen. Diese Erkenntnis wollte ich bei CDU-Wählerinnen und Wählern auslösen. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Daraufhin sind Ihre Follower in eine sehr rege Diskussion mit Ihnen getreten, allein auf Facebook gab es fast 4.000 Kommentare. Was ist der Inhalt der Diskussion? Keine Ahnung, ich habe nur einen winzigen Bruchteil gelesen. Was ich in der ersten halben Stunde nach dem Posten noch mitbekommen habe, bestand zu drei Vierteln aus Zustimmung und zu einem Viertel aus verletztem Stolz. Wer möchte, kann einfach selbst mal reinschauen. Ich gebe allerdings zu bedenken: einen Hund streicheln, Kuchen backen oder für die Nachbarin einkaufen gehen, sind deutlich sinnvollere Freizeitbeschäftigungen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ralph Ruthe (@ruthe_offiziell) Es wird Ihnen viel für die klare Kante gedankt, aber es gibt auch Kritik. Eine lautet, wenn Sie CDU- und CSU-Wähler in den sozialen Medien ausgrenzen, dass Sie Meinungsfreiheit und demokratisches Miteinander unterbinden würden. Vorweg, es ist komplett unmöglich, in der Öffentlichkeit etwas zu sagen, ohne dass irgendjemand lobt und jemand knistert. Insofern total normal und nichts Besonderes. Auf meinen Social-Media-Plattformen gilt das Hausrecht. Als Betreiber eines Cafés darf ich auch einzelne Personen bitten zu gehen, wenn ich der Ansicht bin, dass sie nicht an diesen Ort passen. Die Social-Media-Plattform (beispielsweise Instagram) ist die Stadt, in der man sich frei bewegt, aber mein Profil auf der Plattform ist mein Café. Ich habe niemanden &bdquo;ausgegrenzt“, sondern höflich zur Tür gezeigt. Wer sich nicht benehmen kann oder beleidigend wird, wird von mir geblockt. Alle anderen dürfen weiterhin unter den Post schreiben, was sie denken – keine Meinung wird beschnitten. Aber das ist eben dieses Opfer-Denken der Rechtsextremen, sie verhalten sich maximal undemokratisch und menschenfeindlich und fühlen sich dabei ungerecht behandelt. Armselig. Lesen Sie auch: Bielefelder Cartoonist Ralph Ruthe: &bdquo;Ich gehe meinen Weg ohne Angst“ Sie beantworten sehr viele Kommentare persönlich, wie viel Zeit wenden Sie dafür auf? Das lässt sich nicht wirklich in Minuten oder Stunden ausdrücken und variiert von Fall zu Fall. Ich bin Vater von zwei Kindern und arbeite aktuell an einem Kinofilm. Außerdem achte ich auf meine mentale Gesundheit. Somit kann ich gar nicht viel Zeit auf die Beantwortung von Kommentaren verwenden. Außerdem entstand der Post sehr spontan, ich habe anschließend nur sporadisch reagiert. Auch interessant: Bielefelder Cartoonist Ralph Ruthe zieht sich von Twitter zurück Haben Sie nennenswert Follower durch dieses Statement verloren? Wie definiert man nennenswert? Ich hab bisher nicht in meine Seiten-Statistiken geschaut, weiß also nichts Genaues. Auf Instagram hatte ich heute Morgen aber sehr offensichtlich knapp 3.000 Follower weniger. Auf allen anderen Plattformen hat sich die Anzahl nicht verändert oder ist sogar minimal gestiegen. Um es in einem Wort zusammenzufassen: egal. Ich stehe zu dem Post, und es wäre für mich auch okay gewesen, hätte ich dadurch 250.000 Follower verloren. Was habe ich von vier Millionen Followern, wenn um mich herum die Demokratie zerbricht? Sie sind von Haus aus Comedian, schalten sich aber immer wieder in politische Debatten ein. Warum ist Ihnen das wichtig? Ich bin eine Person der Öffentlichkeit mit Reichweite. Und als solche finde ich es fahrlässig, sich nicht klar gegen Rechtspopulismus zu positionieren. Der Antrag lässt sich logistisch überhaupt nicht umsetzen, außerdem verstößt er gegen EU-Recht. Das, was Merz da gemacht hat, war Wahlkampf um jeden Preis. Er interessiert sich weder für die Sicherheit von Kindern noch möchte er Lösungen für Probleme – welcher Art auch immer – finden. Merz möchte Kanzler werden. Dafür nimmt er großen gesellschaftlichen Schaden in Kauf, und wenn man die CDU wählt, unterstützt man dieses Verhalten. Mir ist wichtig, darauf hinzuweisen. Lesen Sie auch: Angela Merkel legt Schwächen des Kandidaten Merz offen Bielefelder CDU-Kreisvorsitzende folgt Ruthe nicht mehr Die Bielefelder Kreisvorsitzende der CDU, Christiana Bauer, will der Aufforderung von Ruthe nachkommen und ihm in den sozialen Medien nicht mehr folgen: &bdquo;Ich glaube aber nicht, dass er sich darüber ärgern wird.“ Ins selbe Horn stößt Ratsherr und CDU-Pressesprecher Vincenzo Copertino: &bdquo;Ich glaube, er gehört eher dem linken Spektrum an und konnte noch nie etwas mit der CDU anfangen. Das ist seine persönliche Meinung. Und wenn er jemanden auffordert, ihm zu entfolgen? Gut, ich habe es getan.“

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