Britta Haßelmann – zwischen Bielefelder Westen und Berliner Politikbetrieb

Bielefeld. Sie hat ihn miterlebt, jenen Abend am 6. November vergangenen Jahres im Kanzleramt. Um kurz nach 20 Uhr an jenem Mittwoch ist klar: die Ampel aus SPD, FDP und Grünen ist Geschichte. Britta Haßelmann wäre nicht Britta Haßelmann, wenn sie nicht schweigen würde über die pikanten Details des endgültigen Zerwürfnisses im Koalitionsausschuss. Nachtreten, Klatsch und Tratsch verbreiten – das ist nicht die Art der 63-Jährigen. In Berlin hat sie sich den Ruf einer integren und auch durchsetzungsstarken Politikerin erworben. Das hat die Frau, für die Bielefeld nicht nur persönliche, sondern auch politische Heimat geworden ist, ganz nach oben gebracht im Berliner Politikbetrieb. Zusammen mit Katharina Dröge führt sie seit 2021 die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. &bdquo;Das ist nicht gerade ein leichtes Amt“, sagt sie. Und doch ist da gleichzeitig so ein Strahlen in ihren Augen, das verrät: Sie macht den Job wirklich gern. Organisieren, für Zusammenhalt sorgen, wenn nötig, Kompromisse schmieden, aber auch Standpunkte durchsetzen – das ist ihr Ding. Lesen Sie auch: Diese Kandidaten dürfen bei der Wahl in Bielefeld antreten – ein Bewerber fällt durch Auf Platz 1 der Landesliste zur Bundestagswahl Dass sie es aus Sicht ihrer Partei offenkundig gut macht, zeigt sich schon daran, wie souverän sie es auf Platz 1 der NRW-Landesliste bei der Bundestagswahl am 23. Februar geschafft hat. Und auch für die Bielefelder Grünen war von vornherein klar: Wir schicken unsere Britta wieder ins Rennen um das Direktmandat. Und &bdquo;die Britta“ will weiter ganz oben im Berliner Politikbetrieb mitmischen – in welcher Rolle, das wird sich zeigen. Dabei gehört Britta Haßelmann zu den Politikerinnen und Politikern, die immer Bodenhaftung bewahrt haben. Ihr Viertel, das ist der Bielefelder Westen. Und der ist so ganz anders als das sterile Berliner Regierungsviertel. Hier kann man sie treffen beim Einkauf auf dem Siegfried-Markt, beim Plausch mit Nachbarn oder auf dem Weg zur Alm, wenn Arminia ein Heimspiel hat. Stehplatz Südtribüne natürlich. Bei ihr wirkt das nicht aufgesetzt, es verkörpert ein Lebensgefühl. Haßelmann weiß um ihre Rolle Dabei weiß Haßelmann um ihre Rolle und das politische Gewicht, das damit verbunden ist. Ihre Worte zu den aktuellen politischen Themen wirken inzwischen stets wohl gesetzt, nie unüberlegt. Fix könnten daraus in der schnelllebigen Medienwelt Schlagzeilen werden. Nur gelegentlich bricht es aus ihr heraus, etwa im Plenum, wenn sie sich die AfD vornimmt. Oder wurde sehr deutlich, als mit Stimmen der AfD CDU-Chef Friedrich Merz jüngst einen Antrag im Bundestag durchgebracht hat. So sprach sie nach der Abstimmung von einem &bdquo;historischen Tag – und zwar im negativen Sinne“. &bdquo;Das haben Sie zu verantworten“, sagte Haßelmann in Richtung von Merz. Der CDU-Chef werde &bdquo;einen hohen Preis“ zahlen und fortan &bdquo;ein Getriebener“ sein. Haßelmann hat etwas dagegen, alles schlecht zu reden, was da in den vergangenen dreieinhalb Jahren passiert ist. &bdquo;Wir haben auch viel erreicht“, sagt sie. Ein höherer Mindestlohn, eine Entlastung der Familien, das Deutschlandticket, nicht zuletzt die Unabhängigkeit von russischem Gas. Es ärgert Haßelmann, wenn Vorschläge wie zuletzt der des grünen Kanzlerkandidaten Robert Habeck, die Zinsgewinne der Superreichen zu besteuern, um damit die dramatisch steigenden Gesundheitskosten zu senken, sofort zerfleddert werden. &bdquo;Dass Gesundheit immer teurer wird, das ist doch ein Problem, das wir lösen müssen.“ Es ärgert Haßelmann, wenn CSU-Chef Markus Söder eine Koalition mit den Grünen kategorisch ausschließt. &bdquo;Demokratische Parteien müssen immer miteinander reden können.“ Und es ärgert sie, wenn der Klimaschutz inzwischen von manchen kleingeredet wird. &bdquo;Unseren Wohlstand können wir nur mit einem nachhaltigen Klimaschutz erhalten“, sagt sie überzeugt. Klug findet Haßelmann die Deutschlandfonds-Idee ihrer Partei. Es müsse jetzt investiert werden in die Infrastruktur, in die Bahn, in neue Brücken oder die Bildung. Das funktioniere mit solch einem Fonds und einer reformierten Schuldenbremse. Zum Thema: Was Sie über die Briefwahl in NRW wissen müssen Vom Niederrhein nach Bielefeld Britta Haßelmann stammt aus Straelen am Niederrhein. 1983 macht sie am Mädchengymnasium in Geldern Abitur. Zum Studium kommt sie nach Bielefeld. Sie wird Diplom-Sozialarbeiterin und arbeitet ab 1985 in einem Kollektiv-Betrieb und gemeinnützigen Verein, der Bielefelder Selbsthilfe, in den Bereichen Arbeit und Beschäftigung, Psychiatrie und Gesundheit. Sie ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Mehr als zehn Jahre ist Haßelmann ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig gewesen, zunächst als parteilose Initiativenvertreterin, später als Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bielefelder Rat. Dann wird sie NRW-Landesvorsitzende und 2005 schließlich erstmals in den Bundestag gewählt. 2017 ist Britta Haßelmann Erste Parlamentarische Geschäftsführerin geworden. In dieser Funktion ist sie so etwas wie die oberste Managerin der grünen Bundestagsfraktion. Vier Jahre später steht sie nun ganz an der Spitze. Was sie dorthin geführt hat? Die &bdquo;Süddeutsche Zeitung“ hat es einmal so formuliert: Sie sei die Person, die die Mechanik des Bundestags bis zur letzten Schraube kenne und zu bespielen wisse. Lesen Sie zur Bundestagswahl 2025 in Bielefeld auch: SPD Bielefeld nominiert Wiebke Esdar erneut für den Bundestag Diese Juristin ist die neue Bundestagskandidatin der Bielefelder CDU Das ist der Bielefelder AfD-Kandidat für die Bundestagswahl Dieser Bielefelder Wirtschafts-Experte will für die FDP in den Bundestag Onur Ocak ist der Kandidat der Bielefelder Linken

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