Maulwurfinvasion in Bielefeld: Gefährliche Situation am Adenauerplatz

Bielefeld. Ist es der reizvolle Blick auf die geschmackvollen Wahlplakate? Oder die ideale Verkehrsanbindung? Warum lassen sich Maulwürfe ausgerechnet auf einem der meist befahrenen Plätze der Stadt Bielefeld nieder? Dutzende Hügel haben sie auf einer der Verkehrsinseln auf dem Adenauerplatz aufgetürmt. Die anderen Rasenflächen sind unangetastet. Andreas Schäfferling vom Vorstand des Naturschutzbundes in Bielefeld hat eine mögliche Erklärung. Zunächst einmal halten Maulwürfe keinen Winterschlaf, sie sind auch jetzt aktiv. Da Rasenflächen und Wiesen zu dieser Jahreszeit kaum gepflegt werden und niemand die Hügel entfernt, häufen sie sich an – auch an etlichen anderen Orten in Bielefeld sind derzeit mehr Maulwurfshügel als üblich zu sehen. In den derzeit vom Regen weichen oberen Bodenschichten sind wieder Würmer zu finden – die Hauptnahrung der Maulwürfe. &bdquo;Deshalb gehen die Tiere jetzt oberflächennah auf Futtersuche“, sagt Schäfferling. Da die Kleinstlebewesen im Winter weniger aktiv sind, müssen die Maulwürfe intensiver und mehr graben. Das führt zu mehr Hügeln als im Sommer. Zu anderen Zeiten im Jahr, wenn die Böden trocken und hart sind oder gefroren, folgen die Tiere ihrer Beute in tiefere Erdschichten. Oder leben vom Vorrat, den sie sich in ihrem Gangsystem angelegt haben. Lesen Sie auch: Wildtier jahrelang in Bielefelder Wohnung eingesperrt, Dalmatiner verschollen Doch warum geschieht dies ausgerechnet auf einer gefährlich gelegenen Verkehrsinsel mitten in der Stadt? &bdquo;Das ist wahrscheinlich Zufall“, sagt Schäfferling. Die jungen Männchen aus dem vergangenen Jahr suchten jetzt Reviere. &bdquo;Zwischen Januar und März ist Paarungszeit, dann werden vor allem die Männchen aktiv und legen auf der Suche nach Weibchen zusätzliche Tunnel an. Außerdem scheint es an dieser Stelle reichlich Würmer zu geben.“ Standort fordert viele &bdquo;Verkehrstote“ Die Maulwürfe seien vermutlich zu ruhiger Nachtstunde oberirdisch über den Adenauerplatz gehuscht und auf eben diese Insel gestoßen. &bdquo;Und dort haben sie sich dann ins weiche Erdreich gegraben.“ Die Erde dort sei einladend, weil schön luftig, denn hier ist ja niemand unterwegs. Außerdem sei sie ungedüngt. Unterirdisch sei der Ort wahrscheinlich nicht zu erreichen, mutmaßt Andreas Schäfferling. Sicher habe der ungünstige Standort bereits Verkehrstote gefordert, &bdquo;aber sie sind sich der Gefahr eben nicht bewusst“. Auf Wiesen und Weiden in ruhigen Gegenden abseits von Straßen fühlt sich der Maulwurf normalerweise besonders wohl. Auch die Bielefelder Gärten sucht er gerne auf – doch viele Gartenbesitzer stören sich an den Haufen. Da Maulwürfe unter Schutz stehen, darf man sie weder jagen noch töten, sagt Schäfferling. Bielefelder, die sich an den Tieren stören, dürfen sie lediglich &bdquo;sanft vertreiben“. Lesen Sie auch: Kinder spielen vor Bielefelder Schule mit Igel Fußball Die besten Hausmittel gegen Maulwürfe: Maulwürfe lassen sich mit Duft vertreiben: zerdrückter Knoblauch, Hundehaare oder zerkleinerte Zweige des Lebensbaums. Das Tier verschwindet auch, wenn man in seine Tunnel eine Mischung aus Molke und Buttermilch gießt. Denselben Effekt haben Essig und Wermut- beziehungsweise Brennnesseljauche. Außerdem gegen Maulwürfe wirken soll eine Jauche aus einem Kilogramm frischen Holunderblättern auf zehn Liter Wasser (muss erst ziehen). Alkohol mag der Maulwurf ebenfalls überhaupt nicht. Sekt-, Wein- oder Spirituosenflaschen umgedreht in die Löcher stecken. Genauso wenig schätzen Maulwürfe Lärm oder Schwingungen. So kann man Flaschen mit der Öffnung nach oben eingraben. Der Wind streicht dann über die Öffnung und erzeugt Geräusche. Häufiges Mähen und der dadurch verursachte Lärm können den Maulwurf ebenfalls vertreiben. Einige Gärtner konnten die unerwünschten Gartenbewohner mit sogenannten Maulwurfpiepern loswerden. Die solarbetriebenen Geräte vertreiben Maulwürfe über einen spitzen Stab im Boden mit Schallwellen. Manche setzen auf Ultraschall, andere Geräte senden Schallwellen im Niedrigfrequenzbereich aus. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Neun spannende Fakten über den Maulwurf 1. Mit ihren Händen graben Maulwürfe sehr effizient und legen dabei in einer Minute bis zu 30 Zentimeter Tunnel zurück. Währenddessen schützen Hautfalten Nase und Mund vor eindringender Erde. 2. Unter der Erde bauen Maulwürfe weitläufige Gangsysteme, die sich über mehrere Tausend Quadratmeter erstrecken und bis zu einem Meter tief liegen können. Diese Tunnel dienen nicht nur als Jagdwege, sondern auch als Schlafkammern und Vorratslager. 3. Die Tiere kommen selten an die Oberfläche. Ihre Maulwurfshügel entstehen durch die Erde, die sie beim Graben nach oben schieben. In immer heißeren Sommern sieht man sie jedoch häufiger, da sie aufgrund von Nahrungsknappheit geschwächt nach oben kommen und oft verhungern. 4. Obwohl sie vor allem als Erdarbeiter bekannt sind, können Maulwürfe auch gut schwimmen. Diese Fähigkeit hilft ihnen, sich bei saisonalen Überschwemmungen oder in feuchten Gebieten fortzubewegen. Trotzdem meiden sie Wasser, wo es möglich ist. 5. Maulwürfe sind fast zwei Drittel ihrer Lebenszeit aktiv. Sie wechseln zwischen Graben, Nahrungssuche und Schlafen in einem festen Rhythmus und benötigen dafür viel Energie. Ohne Nahrung verhungern sie innerhalb eines Tages. Um ihren Bedarf zu decken, fressen sie täglich etwa 85 Prozent ihres Körpergewichts an Insekten und anderen Bodentieren. 6. Eine bemerkenswerte Anpassung zeigt sich im Winter: Um Energie zu sparen, schrumpfen Maulwürfe Gehirn, Schädel und Organe um bis zu elf Prozent. Im Frühjahr erreichen diese Körperteile wieder ihre ursprüngliche Größe. Diese Fähigkeit teilen sie mit einigen anderen Tieren, wie Spitzmäusen und Wieseln. 7. Entgegen der Annahme, Maulwürfe würden Pflanzen schädigen, ernähren sie sich ausschließlich von Insekten und Würmern. Dadurch tragen sie zur natürlichen Schädlingskontrolle bei und sind wertvolle Helfer für den Garten. 8. Die Einzelgänger dulden keine Konkurrenz in ihrem Revier. Selbst Wühlmäuse, die ihre Tunnel mitbenutzen wollen, werden vertrieben. Maulwürfe sind also nicht nur für die Bodendurchlüftung nützlich, sondern sorgen auch für ein natürliches Gleichgewicht. 9. Der Mensch stellt die größte Gefahr für Maulwürfe dar. Obwohl Maulwürfe unter dem Bundesnaturschutzgesetz stehen und nicht getötet oder gefangen werden dürfen, sehen viele Menschen ihre Anwesenheit als störend an. Dabei ist ihre Arbeit für einen gesunden Boden unverzichtbar.

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