Nach massivem Erdrutsch: Über 100 Betonpfähle sichern Bielefelder Straße

Bielefeld. Lange wurde über die Ursachen gerätselt, ebenfalls lange mussten die Experten der Stadt Bielefeld darüber nachdenken, wie das Problem in den Griff bekommen werden könnte: Im Dezember 2023 war die Selhausenstraße durch abgerutschte Erdschichten auf einer Länge von 140 Metern abgebrochen und damit unbefahrbar geworden. Nach etwa einem Jahr ist nun ein Ende der Bauarbeiten und damit auch der Vollsperrung absehbar: Eine Fachfirma hat damit begonnen, mehr als 100 Betonpfähle im Boden zu versenken. &bdquo;Wenn alles nach Plan läuft, ist eine Freigabe Ende März angepeilt“, sagt Baustellenkoordinator Malte Pankratz – immer unter dem Vorbehalt, dass das Wetter mitspielt. Immerhin war das Wetter auch einer der Hauptgründe dafür, dass das Problem sowohl in seinem Ausmaß als auch in seiner Plötzlichkeit aufgetreten ist. Im Herbst 2023 hatten starke Regenfälle dafür gesorgt, dass neben der Selhausenstraße auch die Bodelschwinghstraße und die Gräfinghagener Straße eingebrochen oder abgerutscht waren. Die städtischen Experten nahmen das merkwürdige Phänomen unter die Lupe und stellten fest, dass durch die anhaltenden Niederschläge eine unterirdische Störzone aktiv geworden ist, die durch eine weiche Schicht zwischen harten Gesteinslagen entstanden ist. Lesen Sie auch: Abgerutscht: Zwei wichtige Bielefelder Bergstraßen über den Teuto bis 2025 dicht Besonders stabile Lösung für Selhausenstraße Als dann in etwa 50 Metern Tiefe eine durchweichte Schicht ins Rutschen geriet, verschwand auch die Erde direkt unter der Selhausenstraße wie im Nichts – die Teerdecke hing praktisch in der Luft. Da die mit der Analyse des Problems beauftragten Geologen zum Schluss kamen, dass der Boden auch zukünftig in Bewegung geraten könnte, musste eine besonders stabile Lösung her. Und genau die wird jetzt von Fachleuten des Kölner Unternehmens KS Grundbau umgesetzt. Lesen Sie auch: Bielefelder Straße bricht metertief ein: Experten finden jetzt den erstaunlichen Grund Ein riesiger Bohrer durchlöchert derzeit den Boden der Straße. Gleichzeitig werden über eine Pumpe die entstandenen Löcher mit Beton gefüllt, sodass – wenn das Material erst einmal ausgehärtet ist – ein stabiles Fundament aus insgesamt 132 rund acht Meter langen und knapp einem halben Meter dicken Betonpfählen entsteht. &bdquo;Das Raster trägt dann flächenhaft“, sagt Pankratz. &bdquo;Ein wenig wie Venedig, das ja auch auf Pfählen errichtet wurde. Nur eben nicht aus Holz, sondern aus Beton.“ Wenn alles klappt, werden die Arbeiten in dieser Woche noch fertig. Danach wird die Straße Schicht für Schicht wieder aufgebaut: Die Rohre und Leitungen der Stadtwerke werden durch die Pfähle &bdquo;hindurchgefädelt“ und Krötentunnel verlegt. Dann folgen mehrere Schichten Schotter und mit einem Geonetz befestigte &bdquo;bewehrte Erde“. &bdquo;Darauf kommt dann der Straßenaufbau mit der Fahrbahn“, sagt Dirk Vahrson, stellvertretender Leiter des Amtes für Verkehr. Straße wird mehr als doppelt so dick Insgesamt wird die Konstruktion eine Dicke von rund zwei Metern haben – mehr als doppelt so viel Material wie beim üblichen Straßenbau. Und schließlich muss auch noch die ebenfalls abgerutschte und durch die Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogene Böschung wiederhergerichtet werden. Eine Freigabe der Straße ist dann nach Abschluss der Arbeiten Ende März angepeilt. &bdquo;Das ist durchaus realistisch“, sagt Vahrson. Direkt nach der Selhausenstraße stehen im Stadtbezirk Stieghorst weitere Großprojekte an: Im Sommer will die Autobahn AG die Lämershagener Brücke sanieren, die unlängst von der Bundesanstalt für Straßenwesen die Note &bdquo;nicht ausreichend“ erhalten hat. Danach steht möglicherweise die Reparatur der Osningstraße durch Straßen NRW an. &bdquo;Und wenn das fertig ist, kommt die Oerlinghauser Straße an die Reihe“, sagt Vahrson. Nach dem aktuellen Planungsstand könnten die Arbeiten dann 2027 komplett abgeschlossen sein.

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