Bielefeld. Es waren wohl weniger die mutmaßlichen Täter als vielmehr deren Kunden, die die Ermittler auf die Spur eine Bande von Kokaindealern brachten: Weil sich mehrfach Anwohner eines Hauses an der Paulusstraße aufgrund auffälliger Rufe und Pfiffe an die Polizei gewendet hatten, observierten die Beamten das Objekt. Das Ergebnis: Drei mutmaßliche Mitglieder einer albanischen Dealerbande werden sich demnächst vor Gericht verantworten müssen.
Die Bielefelder Staatsanwaltschaft hat gegen drei Männer im Alter von 20 bis 34 Jahren Anklage wegen des Verdachts des bandenmäßigen bewaffneten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge erhoben, teilte Kim Beatrix Simon, stellvertretende Pressesprecherin der Behörde, nun mit.
Die Ermittler gehen bislang von folgendem Geschehen aus: Die drei angeklagten Männer sind, ebenso wie weitere noch unbekannte Mittäter, eigens für den Drogenhandel aus ihrer albanischen Heimat nach Deutschland eingereist. Dies erfolgte zumeist mit für 90 Tage gültigen Touristen-Visa. Zwei der drei Angeklagten (20 und 22 Jahre alt) waren offiziell im Juli in die Bundesrepublik eingereist, jedoch soll sich einer von ihnen bereits seit dem vergangenen Jahr hier aufgehalten haben.
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Laute Pfiffe und Rufe
Der 34-jährige Angeklagte sorgte als Untermieter der Wohnung an der Paulusstraße für einen festen Anlaufpunkt. Von unbekannten Komplizen bekamen die Dealer Kokain nach Bielefeld geliefert, welches sie in der Wohnung verkaufsfertig portionierten und in einem Einmachglas aufbewahrten. Auch eine gemeinsame Kasse befand sich in der Wohnung.
Ab dem Frühjahr 2023 bis zum Juli dieses Jahres kam es in der Wohnung an der Paulusstraße oder aber in deren unmittelbarer Nähe laut Anklage zu drei bis zwanzig Kokainverkäufen – pro Tag. Doch war die direkte Anbahnung der Transaktionen wohl etwas zu auffällig, machten die potenziellen Käufer ihre Dealer doch durch laute Rufe oder ungewöhnliche Pfiffe auf ihre Anwesenheit vor dem Haus aufmerksam.
Dies bemerkten wenig überraschend auch mehrere Anwohner, die sich schließlich ob des verdächtigen Treibens an die Polizei wandten. Auch reichten die Nachbarn Fotos mutmaßlicher Drogenübergaben vor dem Haus ein.
Männer beim Drogenverkauf beobachtet
Nachdem die Polizei das Haus observiert und die drei nun angeklagten Männer beim Drogenverkauf beobachtet hatte, durchsuchten die Beamten am 30. Juli die Wohnung, wo sie 16,8 Gramm Kokain, etwas Cannabis, zwei Ecstasy-Tabletten, Bargeld sowie eine Goldkette im Wert von 1.300 Euro fanden. Darüber hinaus stellten die Ermittler einen Schlagring und einen Baseballschläger sicher.
Zwei der nun angeklagten Männer wurden in der Wohnung angetroffen, der Dritte im Bunde kurze Zeit später an der Brandenburger Straße festgenommen. Sie alle wanderten in Untersuchungshaft und werden sich demnächst vor der III. Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten müssen. Ein Termin für die Hauptverhandlung steht bislang noch nicht fest.
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