Maja Oetker: Eine Bielefelder Lady wird 90

Bielefeld. Witwe des letzten Firmen-Patriarchen Rudolf-August Oetker, Mutter von drei Kindern, Hausfrau, ausgebildete Schulassessorin, Kommunalpolitikerin und vielfältig kulturell und sozial engagierte Bürgerin. Das ist, kurz gefasst, das Leben der Maja Oetker, die seit über 60 Jahren in Bielefeld, genauer gesagt in der Senne, wohnt. Heute wird sie, bei ordentlicher Gesundheit, 90 Jahre alt. Sie ist eine Dame von erstaunlicher Präsenz. Hoch gewachsen, immer schlank geblieben, hat sie ihr von Natur aus gutes Aussehen stets pfleglich befördert. Sie spricht artikuliert, ist auf vielen Gebieten der Wirtschafts-, Kultur- und Gesellschaftspolitik ebenso informiert wie sie auf großer, internationaler Bühne eine gute Figur macht. Maja Oetker, das unterscheidet sie von vielen in der High Society, ist nicht nur am Small Talk gelegen. Sie kann zuhören, parlieren und parieren. Dabei bewahrt sie Charme, bleibt eine Lady. Wahrlich, keine Frau ohne Fehl und Tadel, ohne Schwächen und Pardon. Sie kann kühl und abweisend erscheinen, unnahbar und tadelnd. Doch nicht ohne Respekt. Sie ist eine engagierte Persönlichkeit, die ihrerseits von ihrer Heirat profitiert hat, so wie sie andererseits von ihrem Einfluss und an ihrem Geschmack, von ihrem Können und Wissen wiederum sehr viele Bielefelder teilnehmen ließ. Auf kulturellem, sozialem, ökologischem und gesellschaftlichem Terrain. Eine kluge Ehefrau verzichtet nie auf Einfluss In der Firmengruppe der Familie trug sie keine Verantwortung. Eine kluge Ehefrau verzichtet aber nie auf Einfluss. Und wenn er sich innenarchitektonisch oder in der Gartenkunst ausdrückt. Gern hebt sie ihren Status als Hausfrau hervor. Eine Kategorie, die viel zu sehr vernachlässigt wird im öffentlichen Ansehen. Die Unternehmergattin scheute sich nicht, von 1989 bis 2004 in die Niederungen der Bielefelder Kommunalpolitik hinabzusteigen. Wiederholt mahnte sie, dass sich &bdquo;die Söhne dieser Stadt“ politisch mehr engagieren sollten. Die Töchter waren ebenso gemeint. Lesen Sie auch: Generationswechsel bei Oetker in Bielefeld: Ältere Geschwister geben ihre Anteile ab Privat ist die nun 90-Jährige eine große Liebhaberin der Natur: &bdquo;Ich gehe jeden Tag zu meinen Blumen. Um einen Garten muss man sich regelmäßig, liebevoll kümmern. Vielleicht entwickelt man diese Sensibilität erst im Laufe des Lebens. Denn die Natur vermittelt dem Menschen Beschaulichkeit und Beständigkeit in einem ansonsten recht hektischen Leben. Darum liebe ich die Natur.“ Ihre Worte sorgten oft für Resonanz Kaum ein Thema, über das sie sich nicht selbst eine eigene Meinung gebildet hat. Manchmal recht unkonventionell. Traditionsbewusst und konservativ-liberal in ihrer Grundhaltung zeigt sich Maja Oetker aufgeschlossen gegenüber allen demokratischen Richtungen. Ihre Reden, ihre Worte sorgten oft für Resonanz, für lebhafte Diskussionen. Eine Herzensangelegenheit ist ihr der Kinderschutzbund Bielefeld, dessen Gründung vor über 50 Jahren auf ihre Initiative zurückging. &bdquo;Kurz zuvor war mein Sohn Alfred zur Welt gekommen. Ich empfand das Kind als großes persönliches Glück. Der Gedanke an die vielen anderen Kinder, denen es nicht so gut geht, ließ in mir den Entschluss reifen, zu helfen“, sagte sie einmal. &bdquo;Lasst mich anrufen, wenn ihr nicht klarkommt“ 33 Jahre hat sie auch im Vorstand gewirkt. Bei der Finanzierung beispielsweise des 1987 eröffneten Kinderschutzhauses an der Ernst-Rein-Straße 53 wollte sie nicht von Oetker abhängig sein. Das Geld dafür kam durch Spenden und den Verkauf von Weihnachtskarten zusammen. Dafür nutzte sie auch ihren guten Namen, der so manche Tür öffnete: &bdquo;Meinen Mitstreitern beim Kinderschutzbund habe ich immer nahegelegt: Lasst mich anrufen, wenn ihr nicht klarkommt.“ Der gläubigen Katholikin ist die wert- und bewusstseinsstärkende Kraft der Religion sehr wichtig. Die vier Kardinalstugenden nach Augustinus – Gerechtigkeit, Mäßigung, Klugheit und Tapferkeit – sind ihr Maßstab. Tugenden, die immer wieder eingeübt werden wollen und bereits in der Jugend beginnen. Von ihrem 18 Jahre älteren Mann, dessen Andenken sie tapfer bewahrt, lernte sie in 44 Ehejahren ebenfalls unendlich viel. Auch, dass man immer arbeitet, leisten muss, zum eigenen und zum Nutzen anderer. Der Schreibtisch von RAO, wie er genannt wurde, in der großen, von Maja Oetker geschmackvoll mitgestalteten Bibliothek im Haus in der Senne ist lange fast unberührt geblieben. Auch interessant: Großer Überblick: So wird der Oetker-Konzern jetzt aufgeteilt Keine Kompromisse beim Gedenken an ihren Mann Beim Gedenken an ihren 2007 verstorbenen Mann gestattet sie keine Kompromisse. Jahrzehntelang war eine Gedenktafel im Eingangsbereich der Kunsthalle vielen Bürgern ein Dorn im Auge. Sie würdigte den Stifter Rudolf-August Oetker, aber auch seinen Stiefvater Richard Kaselowsky, dessen Nazi-Vergangenheit der Grund des gesellschaftlichen Anstoßes war. Die Forderung der Bürger: Der Name Kaselowsky solle aus dem öffentlichen Raum in Bielefeld entfernt werden. 2017 wurde im Einvernehmen mit der Familie Oetker entschieden, die Gedenktafel auszutauschen. Es folgte eine interne Abstimmung zwischen dem Hause Oetker, Oberbürgermeister Pit Clausen, der Politik und dem damaligen Kunsthallenchef Friedrich Meschede. Man einigte sich auf einen neuen Text, der nicht mehr namentlich Rudolf-August Oetker als Stifter, sondern &bdquo;die Familie Oetker“ benennt. Maja Oetker war sehr aufgebracht Maja Oetker war darüber sehr aufgebracht: &bdquo;Bielefeld ist die große, geliebte Heimatstadt meines Mannes. Er hat die Kunsthalle gemacht. Er wollte der Stadt helfen, die mit meinem Mann nicht so umgehen darf.“ Zu seinen Lebzeiten hätte es niemand gewagt, den Namen auszuradieren. Letztendlich kam die Gedenktafel so wie vereinbart, im Umgang mit der Vergangenheit der Familie Oetker bestehen nach wie vor unterschiedliche Sichtweisen. Die Großmutter von acht Enkelkindern wird ihren besonderen Geburtstag im Kreise ihrer Familie an einem besonderen Ort begehen. Zusammen mit ihren drei Kindern Alfred Oetker (57), Ferdinand Oetker (52), Julia Oetker (45) und deren Familien werden sie in Marokko, genauer in Marrakesch den Zauber des Orients genießen. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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