Historische Fotos im Petristift

So sah Bielefeld früher aus: Historische Bilder erinnern Senioren an die Jugend

Die Alteneinrichtung kooperiert mit dem Stadtarchiv. Rund 25 historische Aufnahmen der Stadt sind jetzt in den Fluren des Neubaus zu sehen. Und wecken Erinnerungen an alte Zeiten.

Bewohnerin Elfriede Zöller schaut sich das Bild des Dürkopp-Geländes an. Christine Bode (v.l.), Einrichtungsleiterin Stephanie Krumsiek und Jochen Rath blättern im Bielefeld-Buch. | © Sylvia Tetmeyer

Sylvia Tetmeyer
16.12.2024 | 16.12.2024, 14:40

Bielefeld. Szenen aus dem Wiesenbad, der Bahnhof um 1960, das alte Dürkopp-Gelände oder der Tierpark Olderdissen: In den Fluren des Alten- und Pflegeheims Petristift sind großformatige Aufnahmen von bekannten Bielefelder Orten zu sehen. Dank einer Kooperation mit dem Stadtarchiv sind die Schwarz-Weiß-Aufnahmen nun der Hingucker für die Bewohnerinnen und Bewohner.

„Für Bewohner entsteht beim Anblick eines VW Käfer oder der Straßenbahn ein Mehrwert. Sie erinnern sich dann wieder an alte Zeiten“, sagt Stephanie Krumsiek. Selbst bei Menschen, deren Demenz schon fortgeschritten sei, funktioniere das historische Gedächtnis noch. Im Petristift seien dies rund 80 Prozent der Senioren. Allerdings handele es sich dabei eher um leichte Demenzfälle.

Der Tierpark Olderdissen ist seit Jahrzehnten beliebt. 1973 entstand das Foto. - © Möller/Stadtarchiv Bielefeld
Der Tierpark Olderdissen ist seit Jahrzehnten beliebt. 1973 entstand das Foto. | © Möller/Stadtarchiv Bielefeld

72 Bewohnerinnen und Bewohner leben in der Einrichtung, die seit 2020 in einem Neubau untergebracht ist. „In jedem Wohnbereich sind sechs Fotos zu sehen. Insgesamt sind es rund 25“, sagt die Leiterin.

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75.000 Bilder zeigen Bielefelder Geschichte

Jochen Rath berichtet, dass die Innenstadt fotografisch gut dokumentiert ist: „Wir haben insgesamt 75.000 Bilder gesichtet.“ Immer wieder stelle er fest, dass Ansichten von markanten Punkten wie dem Jahnplatz oder dem Bahnhof Erinnerungen freilegen würden.

Christine Bode, Geschäftsführerin der Diakonischen Altenzentren Bielefeld gGmbH (Diabi), freut sich, dass „viele Stücke Bielefelder Geschichte“ in dem modernen Gebäude weiterleben. Die Bewohner würden sich an bekannte Schauplätze erinnern, die das damalige Leben widerspiegeln. „Von der Radrennbahn über bekannte Gebäude bis zur Eröffnung des Jahnplatztunnels rufen die großen Bilder in den Fluren immer wieder Erinnerungen bei den Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern hervor“, so Bode.

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Elfriede Zöller schaut sich die Aufnahme vom Dürkopp-Gelände genau an. Die 93-Jährige erzählt, dass sie in Königsberg geboren wurde. Einen engen Bezug habe sie zu Bethel: „Ich habe einen behinderten Sohn.“ Bis heute strickt die aufgeweckte Seniorin noch gerne Socken.

Die Diabi-Geschäftsführerin macht deutlich, dass die Einrichtung und Dekoration einer Pflegeeinrichtung eine anspruchsvolle Aufgabe ist, weil auch die Anforderungen an Brandschutz und Barrierefreiheit bedacht werden müsse sowie die Sicherheit der oftmals eingeschränkt und physisch erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner.

Bielefelder Stadtansichten seit 1950

Am Jahnplatz hielten früher schon die Straßenbahnen. Das Foto entstand 1960. - © Karl Geue/Stadtarchiv Bielefeld
Am Jahnplatz hielten früher schon die Straßenbahnen. Das Foto entstand 1960. | © Karl Geue/Stadtarchiv Bielefeld

Die Bilder zeigen Stadtansichten vom Beginn der 1950er- bis zum Ende der 1970er-Jahre. Passend zu den Aufnahmen stellte das Stadtarchiv auch Informationen über den Ort der Aufnahmen und den historischen Hintergrund zur Verfügung. Großes Interesse bei den Bewohnern findet auch der historische Bildband, den Jochen Rath zusammen mit Helmut Henschel und Andreas Vohwinkel 2023 veröffentlich hat. Auf 95 Seiten werden Bielefeld und seine Einwohner in den Zeiten des Wirtschaftswunders gezeigt - und bieten immer wieder Gesprächsstoff für Jung und Alt. Das Buch mit 111 Bildern ist im Wartenberg Verlag erschienen und ist unter anderem im NW-Shop erhältlich.

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„Wir haben noch einige Exemplare, wollen aber eine zweite Auflage herausbringen“, kündigt der Leiter des Stadtarchivs an. Fünf Euro aus dem Verkauf fließen in die Ukraine und gehen an einen Kindergarten in Tscherkassy. „Wir haben kürzlich 400 Euro überwiesen und dabei erfahren, dass das Geld für einen Luftschutzbunker verwendet werden soll. Da muss man schon schlucken“, sagt Jochen Rath.