Clevere Lösung zur Sanierung der abgerutschten Bodelschwinghstraße in Bielefeld

Bielefeld. Wenn alles gut läuft, ist die Misere mit Bielefelds abgerutschten Bergstraßen im Frühling nächsten Jahres Geschichte. Die Gräfinghagener Straße ist bereits provisorisch repariert, an der Selhausenstraße beginnen am Dienstag, 10. Dezember, die Arbeiten. Nun ist auch klar, wie sich die Bodelschwinghstraße – die wichtige Verbindungsstraße vom Bielefelder Osten in den Süden, die seit rund einem Jahr gesperrt ist – reparieren lässt. Und das zu deutlich geringeren Kosten als zunächst befürchtet. Nach extremen und länger andauernden Starkregenphasen im Dezember 2023 waren sowohl die Bankette als auch die Böschung der Bodelschwinghstraße auf der Bergkuppe auf einem etwa 30 Meter langen Teilstück abgerutscht. Die Regenmengen in Verbindung mit einer später entdeckten tektonischen Störzone im Teutoburger Wald ließen den Boden auf schrägliegendem Muschelkalk abgleiten. Die Strecke musste voll gesperrt werden. Danach begann die schwierige Suche nach der besten Reparaturmöglichkeit für eine nicht alltägliche Baustelle. Im Regen erklären Verkehrsdezernent Martin Adamski und Dirk Vahrson, stellvertretender Chef des Amtes für Verkehr, vor Ort, was bereits auf der Baustelle passiert ist und ab Januar geschehen soll. Beide sind froh, dass es letztlich nicht der aufwendige und kostenintensive Bau einer Bohrpfahlwand sein muss, die den Hang Richtung Tal hätte abstützen sollen. Diese Variante hätte die Stadt Bielefeld rund 2,5 Millionen Euro gekostet. Jetzt rechnet das Amt für Verkehr mit etwa 1,2 Millionen Euro. 100 Jahre alte Ferngasleitung massiv bedroht Zwei Versorgungsleitungen haben die Lösungssuche so kompliziert gemacht. Unter der Bodelschwinghstraße verläuft in etwa vier Metern Tiefe eine wichtige Gashochdruckleitung des Netzbetreibers Open Grid Europe, die von Hamm bis nach Hannover führt. Sie ist rund 100 Jahre alt, gehört zu den ältesten Ferngasleitungen Deutschlands und war von dem Bergrutsch massiv bedroht. Nachdem der Netzbetreiber die Leitung gesichert hatte, wollte die Stadt eigentlich oberhalb am Hang eine Spundwand in die Erde treiben, um den Berg vor neuerlichem Abrutschen zu bewahren. Doch es stellte sich heraus, dass die ebenfalls unterirdisch verlaufende 110-kV-Hochspannungsleitung nicht da lag, wo sie den Plänen nach eigentlich hingehört, sondern genau dort, wo die Spundwand hinsollte. Dadurch war dieser Sanierungsplan nicht mehr umsetzbar, erklärt Vahrson. Alternativ sei nun eine Bohrpfahlwand auf der Hangseite angedacht worden, mit Betonpfählen mit einem Durchmesser von je 1,20 Meter und einer Länge von bis zu 15 Metern. Als diese Sanierungsidee Open Grid vorgestellt wurde, habe das Unternehmen sein Veto eingelegt, erklärt Vahrson. 120 Tonnen schweres Bohrgerät hätte Gasleitung beschädigt Um die Pfähle in die Erde zu bekommen, hätte ein 120 Tonnen schweres Bohrgerät aufgefahren werden müssen – zu viel für die alte Gasleitung. Daher hätte die Leitung vorher auf 30 Metern ausgebaut und nach Einbau der Wand neu aufgebaut werden müssen. Und die Arbeiten hätten erst in der warmen Jahreszeit begonnen werden können, wenn die von der Leitung bedienten Kommunen auf das Gas hätten verzichten können. Lesen Sie auch: Erdrutsche im Teutoburger Wald - drei neue Gefahrenzonen in Bielefeld Daher hat die Stadt ihren Bodengutachter noch einmal beauftragt, um die Option eines schichtweisen Wiederaufbaus des Straßenkörpers zu prüfen. Dabei wechseln sich Schotterlagen und spezielle Kunststoffgewebematten zur Erdbewehrung ab. Und dank der im Rahmen der bisherigen Sanierung bereits eingebauten Quer- und Längsdrainagen, die verhindern, dass sich der Boden wieder so aufweicht wie vor einem Jahr, sieht der Gutachter ausreichende Stabilität gegeben. Die bereits mit der Spundwand beauftragte Firma steht &bdquo;Gewehr bei Fuß“ und wird nach den Worten von Martin Adamski im Januar mit dem Wiederaufbau der Straße beginnen. Sollte der Winter mild verlaufen, könnte die Bodelschwinghstraße Ende März wieder für den Verkehr freigegeben werden. 120 Bohrpfähle werden in die Selhausenstraße gerammt Gleiches ist für die Selhausenstraße eingeplant. In der kommenden Woche wird damit begonnen, auf dem etwa 100 Meter langen abgerutschten Teilstück genau 120 Bohrpfähle im Abstand von je 2,50 Meter in ein viereckiges Raster zu setzen. Sie sollen in der tektonischen Störzone ein erneutes Abrutschen verhindern. Darauf wird die neue Straße aufgebaut. Lesen Sie auch: Einbußen in Millionenhöhe: Bielefelder Restaurant leidet unter Straßensperrung In beide Straßen eingebaute Messsensoren, die künftig regelmäßig von Vermessungstechnikern kontrolliert werden, sollen rechtzeitig Hinweise darauf geben, falls sich der Teutoburger Wald wieder in Bewegung setzen sollte. Verkehrsdezernent Adamski bedankt sich auf alle Fälle schon jetzt bei den Bielefeldern, die dank der Straßensperrungen so viel Geduld aufbringen müssen. Fehlt nur noch die Lösung für die ebenfalls von einem Bergrutsch betroffene Osningstraße, die nahezu seit Jahresbeginn halbseitig gesperrt ist. Für deren Reparatur ist jedoch der Landesbetrieb Straßen NRW zuständig, der bislang noch keine passende Sanierungsmethode für seine Straße finden konnte. Interessante Frage: Wie sicher steht Bielefelds Sparrenburg bei Starkregen und Erdrutschen auf dem Fels?

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