Volkstrauertag

Bielefelder Schüler beklagen „zu viele Tote in zu vielen Kriegen“

Bei einer Gedenkfeier für die Opfer von Gewalt und Krieg warnt Regierungspräsidentin Bölling, dass der Krieg uns wieder nahekommt. Bielefelds Sozialdezernent Nürnberger sagt, was getan werden kann.

Legten Kränze am Mahnmal für den Frieden in Jöllenbeck ab: Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger (v. l., SPD), die Bielefelder Bundestagsabgeordnete und SPD-Vorsitzende Wiebke Esdar, die Detmolder Regierungspräsidentin Anna Bölling (CDU), Oberstleutnant d. R. Andreas Voss und der Jöllenbecker Bezirksbürgermeister Mike Bartels. | © Mueller

Martin Krause
17.11.2024 | 17.11.2024, 18:10

Bielefeld. Volkstrauertag, das war in vergangenen Jahren vor allem ein Tag zum Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus und an viele Millionen Opfer von Terror, Gewalt und Weltkriegen, die Jahrzehnte zurückliegen. Der russische Überfall auf die Ukraine und der blutige Krieg zwischen Israel und der Palästinenserorganisation Hamas hat allerdings auch in Deutschland das Gefühl des Friedens zerstört und die Weltsicht verändert: „Wir gedenken auch der Opfer, die in unserer Gegenwart unter der Unfähigkeit der Menschen zum Frieden leiden“, sagte der Bielefelder Sozialdezernent Ingo Nürnberger jetzt bei der zentralen Gedenkfeier der Stadt zum Volkstrauertag.

Auch in Bielefeld könnten Bürger Verantwortung für Frieden und ein gutes Zusammenleben übernehmen, appellierte Nürnberger: Etwa „indem wir Nein sagen zu Antisemitismus und Rassismus“. Und er warb für einen respektvollen Umgang miteinander „über Nationalitäten, scheinbare ethnische, kulturelle, religiöse Unterschiede hinweg“.

Der Krieg sei uns nahegekommen, warnte die Detmolder Regierungspräsidentin Anna Bölling (CDU) und verwies darauf, dass nach erneut heftigen russischen Luftangriffen auf die Westukraine gerade erst die polnische Luftabwehr in Alarmbereitschaft versetzt worden sei.

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In jeder Minute wird in der Ukraine ein Soldat getroffen

Um Menschen die Grausamkeit des Krieges zu verdeutlichen, sei es wichtig, den Opfern ein Gesicht zu geben und Einzelschicksale aufzugreifen. So wie das Schicksal jener ukrainischen Sanitäterin, die gern eine Familie gegründet hätte – aber dann Menschenleben an der Front rettete, bis sie dort selbst ums Leben kam. Die Erinnerung an die Schrecken vergangener Kriege sei mehr als je eine Aufgabe der Bildung.

Jöllenbecks Bezirksbürgermeister Mike Bartels („in jeder Minute wird in der Ukraine ein Soldat getötet oder verwundet“), die Sopranistin Lara Venghaus und Pastor Lars Prüßner formulierten auf ihre Weise letztlich die gleiche Kernbotschaft: Das Töten muss aufhören. Eindrücklich ist der Auftritt von Schülern der Realschule Jöllenbeck, die „zu viele Tote in zu vielen Kriegen“ beklagten und für Toleranz und respektvolles Miteinander warben – in verschiedenen Sprachen von Deutsch, Englisch und Spanisch bis Türkisch und Russisch. Damit jeder es versteht.