Ausgesetzte Hähne: Mobbingopfer im Bielefelder Tierheim

Bielefeld. Bis vor wenigen Tagen kam das gefiederte Jungs-Septett, das seit Oktober im Bielefelder Tierheim logiert, gut miteinander aus. Doch nun herrscht Aufruhr im Hahnenstall: Kärcher, Dyson, Fakir, Severin, AEG und Bosch, allesamt Vorwerkhühner und nach bekannten Staubsaugermarken benannt, die zunächst ganz einträchtig ihr neues Domizil am Taubenhaus bezogen und im Erdgeschoss ein Schlaflager teilen, haben sich gegen Siemens verschworen. Der pickt nun einsam am Gehegezaun vor sich hin. Ein neuer Besitzer, der ihm ein schönes Zuhause mit mehreren Hennen bieten kann, wird dringend gesucht. Anfang Oktober entdeckten Anwohner die Federtiere an einem Teich in Halle, in und an einem offenen Käfig, berichtet Tierheim-Leiterin Jutta Schaper. &bdquo;Sie haben diejenigen, die schon geflüchtet waren, wieder eingefangen.“ Das Haller Ordnungsamt brachte die Truppe nach Bielefeld an die Kampstraße. Dort sperrten die Mitarbeiter für die Neuzugänge ein großzügiges Terrain am Taubenhaus ab, mit Bäumen und Büschen, viel Platz zum Scharren sowie einem 1,80 Meter hohen Zaun drumherum. &bdquo;Einer war aber schon drüber“, erzählt Schaper. Dabei sei es eigentlich eine Rasse, die nicht so gern fliege. &bdquo;Aber wenn sie in Not sind, geht es schon.“ Das war Mobbingopfer Siemens ganz offensichtlich – und er ist es immer noch. Keine Henne weit und breit &bdquo;Ich weiß nicht, wie das jetzt noch mit dem gemeinsamen Schlafen funktioniert“, sagt Schaper mit sorgenvollem Blick auf den Zugang zum Innenstall im Taubenhaus, der dick mit Stroh ausgelegt ist. Sie hofft, dass der Zwist nur kurzfristig währt – immerhin gelten Vorwerkhühner als friedfertig, auch Hähne untereinander, die miteinander aufgewachsen sind. Außerdem gibt es hier keine Henne weit und breit, um die es sich zu streiten lohnt. Die Tierschützer haben vorsichtshalber einen angrenzenden Bereich als Ausweichquartier abgesperrt, der sonst ebenfalls als Hundeauslauf genutzt wird. &bdquo;Platzmäßig ist das für uns eine Katastrophe, wir brauchen den für die Hunde“, sagt Schaper. &bdquo;Aber die Hähne können sich ja richtig verletzten.“ Dabei ist schon die aktuelle Unterbringung nur provisorisch. Die Tierheim-Leiterin: &bdquo;Wir mussten sehr schnell regieren – die Hähne wurden uns morgens gemeldet, und abends standen sie hier.“ Hähne krähen lauter als das Hundegebell Die aktuellen Streitereien könnten sich sogar noch verschärfen, wenn auch unter den anderen sechs Hähnen der Konkurrenzstress ausbricht. Derzeit krähen sie noch im mehrstimmigen Chor. Doch das Hundegebell jenseits der Wiese übertönt sie locker. Fundhähne gebe es immer mal wieder, berichtet Sabine Fetahovic, die als Pflegerin im Kleintierhaus arbeitet und sich um die Junghähne kümmert. Sie seien schwierig zu vermitteln, so die Erfahrung der Tierschützer. Schaper: &bdquo;Sie brauchen einen entsprechenden Platz – und sie krähen halt. Die meisten Nachbarn finden das nicht so traumhaft.“ Lesen Sie auch: Bielefelder Haushuhn zieht mehrfarbiges Kükenquartett groß Gleichwohl – nicht nur Siemens, auch Kärcher, Dyson & Co sollen möglichst schnell ein neues Zuhause ausziehen – mit mindestens vier Hennen, die sie behüten können, mit einem marder- und fuchssicheren Nachtstall, einer großen Voliere oder (tagsüber) freiem Auslauf und Versteckmöglichkeiten. Ein Garten mit einem &bdquo;englischen Golf-Rasen“, so die beiden Tierschützerinnen einmütig, sollte es nicht sein. Mit den Hähnen solle auch nicht gezüchtet werden. Hübsche Tiere sind ein Hingucker und zutraulich Die neuen Halter (auch Anfänger) können sich auf zutrauliche und ausgesprochen hübsche Mitbewohner freuen, mit goldgelbem Gefieder, glänzend schwarzem Schwanz, Kopf und Hals sowie effektvollen weißen Ohrscheiben. Benannt wurden Vorwerkhühner übrigens nach dem Hamburger Oskar Vorwerk, der sie erstmals um 1900 züchtete. Sie sind robust und kommen auch im Winter gut klar. Interessenten können sich im Tierheim unter Tel. 05205 98430 melden.

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