Erste Einblicke: Star-Architekt will Kunsthalle Bielefeld sanieren

Bielefeld. Der behutsame Umbau von Bestandsbauten hat für den Architekten Adam Caruso klar Vorrang vor Abriss und Neubau. Für diese Philosophie brennt der gebürtige Kanadier. Darauf ist das von ihm und seinem Partner Peter St. John betriebene Architekturbüro Caruso St John Architects mit Sitz in London und Zürich spezialisiert, damit haben sie sich seit der Gründung 1990 großes Renommee vor allem in Westeuropa erworben, wo sie die meisten ihrer Projekte umsetzen. Seit Juni dieses Jahres arbeitet er nun mit seinem Team auch daran, die Bielefelder Kunsthalle fit für das 21. Jahrhundert zu machen, denn sein Büro hat nach einem Wettbewerb mit 25 Interessenten den Zuschlag für dieses Projekt erhalten. Lesen Sie auch: &bdquo;Großes Abenteuer“: Star-Architekt bekommt Zuschlag für den Umbau der Bielefelder Kunsthalle Der Auftrag ist seitdem klar: Generalsanierung des Hauses und Erweiterung der Flächen des Johnson-Baus von 1968. Im Juni nannte der 62-Jährige das bei seiner Vorstellung in der Stadt &bdquo;ein großes Abenteuer“. Und wie steht es nun aktuell um dieses Abenteuer? 2027 soll die Sanierung der Bielefelder Kunsthalle losgehen Caruso wirkt entspannt beim Gespräch mit dieser Redaktion kurz vor seinem Vortrag über die Philosophie seines Büros am Abend in der Kunsthalle. &bdquo;Wir sind auf einem guten Weg“, betont er. Er gehe davon aus, dass der für 2027 geplante Start des Umbaus eingehalten werden könne, sagt aber auch: &bdquo;Aber man weiß natürlich nie, wenn man mit Bestandsgebäuden arbeitet, welche Überraschungen so ein Bau bereithält.“ Und so könne er natürlich auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob wie derzeit geplant 2030 alles abgeschlossen sein werde. Aber das sei natürlich ganz klar ihr Ziel, an dem sie alles ausrichten würden. Lob gibt es vom 62-Jährigen für die Zusammenarbeit mit der Kunsthallen-Leitung, dem Bauamt der Stadt, dem ISB als Besitzer der Immobilie und den weiteren Projektbeteiligten vor Ort. &bdquo;Ich spüre bei allen Partnern den großen Willen, das Projekt zum Erfolg zu bringen und die Herausforderungen zu meistern“, lobt er. Merkwürdige Begründung: Sanierung der Bielefelder Kunsthalle verschiebt sich um Jahre Und wie sehen nun die Pläne für den Umbau der Kunsthalle konkret aus? Da hält sich der Star-Architekt, der auch am Umbau der Münchner Pinakothek beteiligt ist, bedeckt. &bdquo;Ich muss Sie vertrösten, soweit sind wir noch nicht“, sagt er. Derzeit gehe es erst mal darum, herauszuarbeiten, was genau wir mit dem Gebäude wollen. Dann erst könnten sie der Öffentlichkeit konkrete Pläne vorstellen. Er verstehe natürlich das große Interesse daran und lässt sich noch entlocken, was er am Abend in seinem Vortrag über die Arbeitsweise seines Büros wiederholen wird: &bdquo;In etwa sechs Monaten, also Mitte 2025, werden wir konkrete Pläne vorlegen können.“ Größere Räume für moderne Ausstellungskonzepte in der Bielefelder Kunsthalle Derzeit würden alle Optionen, mit denen neue, größere Räume (&bdquo;White Cube“) für moderne Ausstellungskonzepte geschaffen werden könnten, geprüft. Das könnten sowohl Anbauten, Ergänzungsbauten, als auch Raumgewinn im Bau selbst als auch unterirdische Lösungen sein. Mehr sagt Caruso dazu noch nicht, fügt aber noch an: &bdquo;Die Kunsthalle braucht diese Möglichkeit dringend, auch damit sie nicht länger bei Ausstellungswechseln schließen muss.“ Das passe nicht mehr in die Zeit. Unterirdische Lösung: Neue Räume für Bielefelder Kunsthalle werden unter der Erde gesucht Zudem gelte es, den Umbau so zu gestalten, dass die Kunsthalle zu einem sogenannten dritten Ort der Begegnung werden könne, in dem mehr möglich sei, als nur Ausstellungen zu besuchen. Am Abend zeigt er bei seinem Vortrag ein beeindruckendes Beispiel, wie von seinem Büro in einem Museum ein Raum geschaffen wurde, der Ausstellungshalle, Restaurant und Club gleichzeitig sein kann. Mit solchen Konzepten gelänge es, gerade auch junge Menschen stärker in die Museen zu holen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Kunsthalle Bielefeld (@kunsthalle_bielefeld) Auch den Skulpturengarten will Caruso in seine Umbau-Überlegungen mit einbeziehen. Der sei ein starker Ort und lade dazu ein, den Umbau vor dort aus zu denken. Wie überhaupt die Lage der Kunsthalle am Eingang der Stadt und insbesondere die Altstadt Caruso sehr gefällt. &bdquo;Es ist uns bei all unseren Projekten immer sehr wichtig, die Gebäude sehr genau in ihrem Umfeld zu betrachten und behutsam mit ihnen umzugehen“, betont er. Lutter für das Klima und die Kühlung der Bielefelder Kunsthalle nutzen Und dazu gehört bei der Kunsthalle auch die Lutter, die unter der Kunsthalle fließt und bei Hochwasser ein Risiko für die Depots der Kunsthalle darstellt. Caruso will sie für das Klima und die Kühlung der Kunsthalle nutzen. &bdquo;Sie ist nicht unser Feind, sondern unser Verbündeter für eine moderne Klimatechnik“, stellt er klar. Konkreter wird er an dieser Stelle noch nicht. Und die Finanzen? 40,5 Millionen Euro hat der Rat 2022 für das Umbauprojekt freigegeben. Angesichts der aktuellen Kostensteigerungen im Baubereich erscheint es utopisch, dass dieser Rahmen ausreichend sein wird. Der Star-Architekt hält sich mit Äußerungen auch dazu zurück. &bdquo;Wenn die genaue Planung steht, dann werden wir auch wissen, was wir uns leisten können.“ Eben doch ein großes Abenteuer – diese Generalsanierung samt Erweiterung der Kunsthalle. Ach ja, das hat Caruso als Botschaft auch noch ins Gespräch mitgebracht: &bdquo;Niemand muss sich sorgen, dass die Kunsthalle 2030 nicht wiederzuerkennen sein wird.“ News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Förderantrag abgelehnt Um die ab 2027 geplante Generalsanierung und Erweiterung der Kunsthalle stemmen zu können, hat die Stadt auch Fördermittel beim Bund beantragt gehabt. Wie die Stadt jetzt auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte, ist der Antrag gescheitert. Stadtpressesprecher Daniel Steinmeier teilte dazu mit: &bdquo;Der Förderantrag ist jetzt abgelehnt worden. Wir werden jedoch erneut einen Antrag anstellen, wenn die neue Förderkulisse eröffnet ist.“Wie bereits mehrfach berichtet hat der Rat der Stadt im Jahr 2022 Mittel in Höhe von 40,5 Millionen Euro für die Sanierung der Kunsthalle bereitgestellt. Angesichts der allgemeinen Steigerung der Baukosten dürfte diese Summe kaum ausreichen, das Projekt zu stemmen. Genannt wurden bereits Kosten in Höhe von 60 bis 70 Millionen Euro.

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