Mord an Rettungssanitäterin: Bielefelder Täter zieht Revision überraschend zurück

Bielefeld. Der gewaltsame Tod der 21-jährigen Rettungssanitäterin aus Lage, die am 29. Oktober 2023 während einer Party in Bielefeld-Senne von einem jungen Mann zu einem Gespräch gebeten und dann bei dem Spaziergang in der Nacht brutal mit mehreren Messerstichen getötet wurde, hat viele Bielefelder entsetzt. Vor allem Mitglieder des Rettungsdienstes konnten die Tat nicht fassen. Denn Opfer wie Täter kamen aus ihren Reihen. Mit dem Mordurteil für den damals 20-jährigen Täter im Juli – 13 Jahre Haft nach Jugendstrafrecht – war das Verfahren aber immer noch nicht angeschlossen. Das ist erst jetzt der Fall. Der verurteilte Mörder hat inzwischen die Revision gegen das Urteil zurückgezogen, das bestätigte sein Verteidiger Georg Schulze. Wie berichtet, hatte Rechtsanwalt Schulze im Gerichtsverfahren damals eine Jugendhaftstrafe von acht Jahren gefordert. Doch das Bielefelder Jugend-Schwurgericht stellte neben den Mordmerkmalen &bdquo;Heimtücke“ und &bdquo;niedrige Beweggründe“ auch noch die besondere Schwere der Schuld bei der Tat fest. Deshalb war es möglich, über das Höchststrafmaß bei Jugendsachen hinauszugehen (zehn Jahre Haft). Das Gericht verurteilte den Brackweder zu 13 Jahren Haft. Lesen Sie auch: Getötete Rettungssanitäterin in Bielefeld: &bdquo;Es hätte auch jemand anderes sein können“ Er habe mit großer krimineller Energie gehandelt, hieß es damals in der Urteilsverkündung des Vorsitzenden Richters Carsten Nabel. Der junge Mann hatte auf der Party der 21-Jährigen zunächst seine Liebe gestanden, war aber von ihr abgewiesen worden. Bei der anschließenden Auseinandersetzung soll sie ihn dann vor den Gästen der Party lautstark zurechtgewiesen haben. Das Gericht geht davon aus, dass er sich dadurch bloßgestellt gefühlt hatte und sich deshalb dazu entschloss, die junge Retterin zu töten. Im Kreis Herford soll er vor der Tat eine Ausbildung zum Notfallsanitäter begonnen haben. Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte lebenslange Haft gefordert Seit dem Urteil sitzt der Bielefelder in einer Haftanstalt im Westen NRWs. Er hatte ohnehin schon den Wunsch geäußert, den Fall nicht ein zweites Mal in einem Prozess überprüfen zu lassen. Als er erfuhr, dass die Familie des Opfers mit dem Urteil von 13 Jahren für den Täter leben könne, habe er seinem Anwalt deutlich gemacht, dass er so Schlimmes getan habe, dass er dann mit den 13 Jahren allemal leben könne. So berichtet es sein Anwalt. Daraufhin habe er seinen Revisionsantrag zurückgezogen. Der Bundesgerichtshof muss damit das Urteil nicht mehr überprüfen. Zwar hatte auch die Staatsanwaltschaft einen Revisionsantrag gestellt. Die Anklagebehörde hatte damals eine lebenslange Haft nach Erwachsenenstrafrecht gefordert. Der psychiatrische Gutachter im Prozess hatte dem Angeklagten aber eine Reifeverzögerung und auch &bdquo;emotionale Entwicklungsdefizite“ attestiert, so dass der zur Tatzeit 20-Jährige nach dem Jugendstrafrecht zu verurteilen war. Doch nach den jüngsten Rückmeldungen, dass die Opferfamilie mit dem Fall juristisch endlich abschließen wolle, willigte auch sie ein, den Revisionsantrag zurückzuziehen. Das Bielefelder Urteil ist damit rechtskräftig. Lesen Sie dazu: Bundesgerichtshof prüft Bielefelder Gerichtsurteil nach Mord an 21-Jähriger Immer wieder hört man, dass lebenslang Verurteilte nach 15 Jahren aus der Haft entlassen werden. Das stimmt nicht. &bdquo;Lebenslang“ heißt wirklich &bdquo;lebenslang“. Allerdings haben die Verurteilten nach frühestens 15 Jahren die Möglichkeit, einen Antrag auf Bewährung zu stellen. Das heißt, dass sie bei guter Führung und positiver Sozialprognose das Gefängnis doch noch verlassen könnten. Im Schnitt verbüßen lebenslang verurteilte Häftlinge 19 Jahre ihrer Haft hinter Gittern. In Einzelfällen kann die Haft deutlich länger dauern.

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