Ein Leben ohne Schuhe: Darum läuft ein Bielefelder seit 12 Jahren barfuß

Bielefeld. Für viele mag es ungewöhnlich und seltsam klingen, ohne Schuhe laufen zu gehen. Zu groß ist die Angst, durch Dreck und über Scherben laufen oder obendrein noch einen Hundehaufen zu erwischen. Florian Kollin hingegen ist gerne schuhlos unterwegs. Der 39-jährige Bielefelder läuft seit zwölf Jahren fast ausschließlich barfuß und hat nun sogar ein Buch darüber veröffentlicht. Seine Begeisterung für das Laufen habe bereits auf dem Gymnasium begonnen, zum Barfußlaufen sei er vor zwölf Jahren eher zufällig gekommen: &bdquo;Ich hatte jedes Mal, wenn ich lief, nach zwei Kilometern Knieprobleme, auch die Einlagen vom Orthopäden brachten nichts“, sagt er. &bdquo;Irgendwann war ich dann so frustriert, dass ich die Schuhe einfach stehenließ und ohne sie weiterlief – und plötzlich waren die Schmerzen weg.“ Dieser Moment sei für ihn die Initialzündung gewesen, sich genauer mit dem Thema zu befassen. Er habe Bioinformatik und Genomforschung studiert und schon immer nach einer logischen Erklärung für alles gesucht. &bdquo;Ich war zu dem Zeitpunkt an der Uni und wollte wissen, ob es da Erklärungen und Studien gibt.“ Beim Barfußlaufen gebe es zum einen viel Esoterik, &bdquo;womit ich gar nichts zu tun habe“, sagt er schmunzelnd. Zum anderen habe er bei seinen Recherchen viele Studien gefunden, auf die er sich bei seinen Aussagen bezieht. Warum Barfußlaufen schlau macht Tatsächlich könne niemand von Beginn an schmerzfrei laufen, es sei daher wichtig, zunächst auf weicheren Untergründen anzufangen. Die Gefahr, in eine Scherbe zu treten, bestehe außerdem immer, allerdings werde man automatisch aufmerksamer, sobald man ohne Schuhe unterwegs ist. Überhaupt kein Problem sei Kälte, daran gewöhne sich der Körper sehr schnell. &bdquo;Ich bin auch schon auf Schnee gelaufen“, sagt Kollin. Bei ungeeigneten Untergründen ließe es sich aber nicht vermeiden, auf Schuhe zurückzugreifen, als Alternative empfiehlt er die Nutzung von Minimalschuhen. Verletzt habe er sich in zwölf Jahren noch nie. Lesen Sie auch: Fast immer &bdquo;unten ohne“: Lemgoer Barfußcoach wirbt in Salzuflen für sein Hobby Das Barfußlaufen bietet laut Kollin Vorteile: &bdquo;Man wird durchs Barfußlaufen schlauer“ erklärt er. Das schuhlose Laufen setze bestimmte Botenstoffe im Gehirn frei, die das Arbeitsgedächtnis verbessern. Das schuhlose Laufen kräftige außerdem viel: &bdquo;Ohne Schuh macht jeder Muskel und jede Sehne das, wofür sie gebaut wurde“, sagt er. Besonders wichtig sei es, jedoch über den Vorderfuß zu laufen. Durch das Vorderfußlaufen werde der Läufer schneller, unter Umständen auch ausdauernder. &bdquo;Jemandem, der nicht barfuß laufen will, würde ich zumindest empfehlen, auf den Vorderfußlauf zu wechseln“, erklärt er. Trotzdem würde es nicht schaden, einige Trainingseinheiten barfuß auf dem Rasen zu machen, dies sei für die Stabilität sehr gesund. Tipps für Anfänger Erfahrungen mit abwertenden Blicken habe er bisher eher nicht gemacht: &bdquo;Als ich mit dem Barfußlaufen anfing, ging ich davon aus, auf viele negative Reaktionen zu stoßen, lustigerweise war aber das genaue Gegenteil der Fall.“ erklärt er. Insbesondere Interaktionen mit anderen Sportlern habe er positiv und wertschätzend erlebt. Viele Läufer hätten eher Respekt vor der Leistung. Für Anfänger habe Kollin zwei Tipps. Es sei sehr wichtig, zu Beginn nur kurze Strecken auf weichem Untergrund wie Gras, Tartanbahn oder glattem Asphalt zu laufen. Außerdem sei der Vorderfußlauf essentiell, auf alles andere sei der Körper nicht ausgelegt. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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