Acht Stockwerke hoch: Anwohnerprotest gegen neues Start-up-Gebäude in Bielefeld

Bielefeld. Plötzlich droht da ein großes neues Gebäude in direkter Nachbarschaft zu entstehen. Die Anwohner fühlen sich kalt in den Schatten gestellt. An der Kurt-Schumacher-Straße/Ecke Voltmannstraße will die Bielefelder Unternehmerfamilie Böllhoff ein Forschungs- und Bürogebäude errichten. Start-ups können dort in unmittelbarer Nähe zu Uni und Hochschule Bielefeld Quartier beziehen. Doch die Anwohner haben sich von der Planung überrumpelt gefühlt. Vor allem die Überlegungen für einen acht- oder alternativ fünfstöckigen Gebäudeteil stoßen bei ihnen auf Kritik. Sie fürchten insbesondere eine Verschattung ihrer Grundstücke. Der potenzielle Bauplatz gehört zum Stadtbezirk Schildesche. Deshalb hat Schildesches Bezirksbürgermeister Gerd-Peter Grün (Bündnis 90/Die Grünen) jetzt zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Rund 40 Anwohnern saßen gleich acht Vertretern von Stadt, Planern, künftigen Nutzern und dem Investor gegenüber. Diskutiert wurde betont sachlich und konstruktiv. Und so hoffen Anwohner wie Christian Schulte, dass ihre Bedenken im weiteren Planungsprozess berücksichtigt werden. Architekten zeigen Video zum Schattenwurf Schulte hätte sich zwar gewünscht, dass die Einwände geklärt seien, bevor die Bezirksvertretung den sogenannten Einleitungsbeschluss fasst. Planungsdezernent Gregor Moss und Bauamtsleiter Lars Bielefeld versicherten aber, dass es sich dabei nur um den ersten Schritt im weiteren Planungsverfahren handele, Änderungen jederzeit möglich seien. Das Architektur-Büro &bdquo;Crayen, Bergedieck, Klasing“ hat die Entwürfe für die neue Denkfabrik erstellt. Philip Klasing und Markus Bergedieck stellten anhand von Videosequenzen vor, wie sich der Schattenwurf durch den geplanten Baukörper jeweils in den wechselnden Jahreszeiten entwickelt. Sie machten dabei nur einen geringen Unterschied zwischen einem acht- und einem fünfgeschossigen Bauwerk aus. Diskutiert wurde auch, ob der geplante eingeschossige Verbindungstrakt entlang der Kurt-Schumacher-Straße höher ausfallen könnte, um auch als Lärmschutz zu dienen. Die Anwohner wandten ein, dass bei der Lage ihrer Grundstücke zusätzlich zum Baukörper ein mehr als zwei Meter betragendes Gefälle zu berücksichtigen sei. Geplant ist ein Bielefelder &bdquo;Think Tank“ in Hochschulnähe Betrieben werden soll die künftige Denkfabrik (&bdquo;Think Tank“) von der Bielefeld Research and Innovation Campus GmbH (BRIC) , einer Gesellschaft, die von der Uni Bielefeld, der Hochschule Bielefeld, der IHK und der Stadt Bielefeld getragen werden. Deren Geschäftsführer Pedro Campos Silva wies auf den hohen Bedarf an Räumlichkeiten für Transferteams aus Forschern und Unternehmern hin. Die müssten sich möglichst auch in der Nähe der Hochschulen befinden. Dies sei auch ein wichtiger Standortfaktor. Alternative Flächen, etwa in der Nähe der Hochschule Bielefeld, kämen nicht infrage, weil sie dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes gehörten, eine Überlassung schwierig sei, so Dezernent Moss. Wilhelm Böllhoff betonte, nicht das Unternehmen Böllhoff, sondern seine Geschwister und er seien die Investoren für das Projekt. &bdquo;Wir erhoffen uns davon keine kurzfristige Amortisation, sondern sehen das Projekt als langfristiges Engagement.“ Anwohner sorgen sich um Größe des Gebäudes Dass ein solches Vorhaben sinnvoll sei, wurde auch von den Anwohnern nicht bezweifelt. Ihnen geht es um die Dimensionen des Gebäudes und auch um die Verkehrserschließung. Architekt Bergedieck versprach, dass sich der Autoverkehr in Grenzen halten werde, in der geplanten Tiefgarage nur wenige Plätze eingerichtet werden sollten. Nutzer des Gebäudes sollten auf das neu entstehende Uni-Parkhaus verwiesen werden. Am 31. Oktober kommt die Bezirksvertretung Schildesche zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Dann soll es erneut um den Einleitungsbeschluss für das Projekt gehen. Neben Bezirksbürgermeister Grün drängten auch die Bezirksvertreter Michael Weber (CDU) und Jörg Benesch (SPD) darauf, dass die Bedenken und Anregungen der Anwohner in eine Ergänzung der Beschlussvorlage aufgenommen werden. Dezernent Moss sagte dies zu.

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