Bielefelder Firmen halten an Homeoffice fest – aber es gibt Grenzen

Bielefeld. Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Viele Beschäftigte arbeiten seitdem viel vom Homeoffice aus. Aber jetzt kommt die Kehrtwende: So sollen Amazon-Angestellte bald wieder fünf Tage pro Woche ins Büro kommen. Kein Einzelfall, immer mehr Unternehmen holen ihre Mitarbeiter zurück in die Büros. nw.de hat sich umgehört, wie die Arbeitgeber in Bielefeld mit Homeoffice und mobilem Arbeiten umgehen. Schüco, Spezialist für Fenster, Türen und Fassaden, bietet seinen Mitarbeitern auch nach Corona mobiles Arbeiten an, sofern der Job keine Anwesenheit im Unternehmen erfordert, heißt es. &bdquo;Der Umfang an Tagen wird tätigkeitsbezogen und situativ in den Teams abgestimmt“, erklärt Caroline Bratton, Head of Talent Management & Organizational Development bei Schüco. &bdquo;Trotzdem ist uns die Zusammenarbeit im Büro wichtig – beides funktioniert gut.“ Auch die Dr. Wolff Group ist nach Auskunft des Unternehmens nach der Coronazeit &bdquo;zu einer lebendigen Präsenzkultur zurückgekehrt“, wie es heißt. Arbeiten im Homeoffice oder eben auch mobile Arbeit sei zwar möglich, es gibt aber Regeln: So hätten die Mitarbeiter eine Vertrauensarbeitszeit und könnten, dort wo es möglich sei, 25 Prozent ihrer monatlichen Arbeitszeit mobil arbeiten. Individuelle Regelungen in Sachen Homeoffice An der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) gibt es ebenfalls Grenzen: Dort können Verwaltungsmitarbeiter und Wissenschaftliche Mitarbeiter flexibel zwei Tage mobiles Arbeiten in der Woche umsetzen – solange es der jeweilige Job zulässt, sagt Sprecherin Inga Hörttrich. Lesen Sie auch: Pro und Contra Homeoffice in OWL: Fünf Firmen stellen ihre Modelle vor Es gibt aber auch Arbeitgeber, die sehr individuelle Regelungen haben. So können Beschäftigte an der Hochschule Bielefeld (HSBI) laut Lars Kruse, Leiter der Hochschulkommunikation, nach individueller Vereinbarung mit dem Vorgesetzten im Homeoffice arbeiten. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass das keineswegs mit einer &bdquo;Leistungsminderung“ einhergehe. &bdquo;Im Gegenteil: Die erhöhte Flexibilisierung ist ein wertvoller Beitrag zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit“, sagt Kruse. Wie oft die Mitarbeiter Homeoffice machen könnten, werde individuell geregelt. Die mobile Arbeitszeit sollte aber nicht mehr als die Hälfte der individuell vereinbarten Wochenarbeitszeit überschreiten, heißt es. Homeoffice-Quote gibt es bei der EK-Gruppe in Stieghorst nicht Die EK-Gruppe mit Sitz in Stieghorst hat laut Sprecher Daniel Kullmann vor ungefähr vier Jahren das hybride Arbeiten für die meisten Mitarbeiter eingeführt. &bdquo;Das funktioniert sehr gut“, sagt er. Von einer starren Homeoffice-Regelung hält Kullmann allerdings nichts. &bdquo;Eine grundsätzliche Quote von Homeoffice/Office macht auch keinen Sinn, denn dies sollte individuell und aufgabenbezogen betrachtet werden“, sagt er. Für manche Mitarbeiter seien drei Tage Homeoffice in der Woche optimal, weil sie zum Beispiel viel konzeptionell arbeiten würden. Für andere Aufgaben wiederum sei der persönliche Austausch im Team besonders wichtig. &bdquo;Da reichen dann ein oder zwei Homeoffice-Tage.“ Lesen Sie auch: Überraschende Studie: Homeoffice-Kosten in Bielefeld im weltweiten Vergleich gering In der Seidensticker Group wird das Thema Homeoffice ebenfalls von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich gehandhabt. &bdquo;Kreative Prozesse und das erforderliche Arbeiten am textilen Produkt machen eine Präsenzkultur in unserer Branche unverzichtbar, während der Arbeitsplatz für Systembetreuung in der IT oder dem E-Commerce beispielsweise lediglich eine stabile Internetverbindung erfordert“, sagt Marc Barrantes, Chief Financial Officer der Seidensticker Group. Ein vollständiger Wechsel zum Homeoffice sei für Seidensticker keine Option. &bdquo;Wir setzen auch weiterhin auf eine Kombination aus präsentem und mobilem Arbeiten.“ Betriebsvereinbarungen regeln Umgang mit Homeoffice Woanders regeln auch Betriebsvereinbarungen den Umgang mit Homeoffice oder mobilem Arbeiten. So gibt es bei Dr. Oetker laut Birgit Deker, Sprecherin für People- and Culture-Themen, eine Betriebsvereinbarung für mobiles Arbeiten, die besagt, dass Mitarbeiter mindestens 40 Prozent der monatlichen Arbeitszeit mobil arbeiten können – sofern die jeweilige Funktion und der Arbeitsplatz mobiles Arbeiten ermöglichen. &bdquo;Die Tage können individuell mit dem jeweiligen Vorgesetzten und im Rahmen der Funktion abgesprochen werden.“ Viele Mitarbeiter würden von der Regelung aber auch gar keinen Gebrauch machen: Sie würden im Vergleich zur ersten Zeit nach der Pandemie auch wieder deutlich häufiger auf den Unternehmens-Campus zur Arbeit kommen. Bei der Stadt Bielefeld regelt laut Sprecherin Carla Winkenjohann eine Dienstvereinbarung das Homeoffice und das mobile Arbeiten. &bdquo;Die Teilnahme am Homeoffice ist eine freiwillige Entscheidung der Beschäftigten, gleichzeitig gibt es aber auch keinen Anspruch darauf“, sagt sie. Die Aufteilung der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit im Büro bzw. am häuslichen Arbeitsplatz werde im Rahmen einer individuellen Vereinbarung festgelegt. Das Angebot werde insgesamt gut angenommen: &bdquo;Aktuell gibt es bei der Stadt Bielefeld rund 1.000 Homeoffice-Vereinbarungen.“ So versuchen Mitarbeiter, Regeln zu umgehen Laut dem Münchner Ifo-Institut sind aktuell 23,4 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zumindest teilweise im Homeoffice. Zudem habe eine Auswertung von Stellenanzeigen ergeben, dass darin deutlich häufiger Homeoffice als Option angeboten werde. Viele Angestellte haben die Vorteile, die Homeoffice bietet, schätzen gelernt. Und so gibt es eben auch Mitarbeiter, die versuchen, Homeoffice-Regeln zu umgehen, Stichwort &bdquo;Coffee Badging“: Die Mitarbeiter kommen nur kurz für einen Kaffee oder ein Meeting ins Büro, stempeln ein – und gehen wieder zurück ins Homeoffice. Gegenüber dem Vorgesetzten wird so die gewünschte Präsenz gezeigt, aber eigentlich ist man nur auf der Durchreise. Laut Daniel Kullmann gibt es das auch bei EK. &bdquo;Aber das sind bisher wenige Einzelfälle“, sagt er. &bdquo;Im Sinne einer offenen Kommunikation und guten Führung spricht dann die Führungskraft mit dieser Person, sodass man hier schnell ein gemeinsames Verständnis hat.“ Sehr wohl gibt es aber auch Mitarbeiter, die ihre Arbeitstage zerteilen, wie bei Dr. Wolff. Hier kann ein Arbeitstag nach Angaben des Unternehmens auch in Präsenz-Zeit und mobiles Arbeiten gesplittet werden.

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