Bielefeld. In Bielefeld ist wieder Falschgeld im Umlauf. Die Täter bringen es gerne in Geschäften in Umlauf, in denen viel Kundenandrang herrscht, sodass die Kassierer auf die Überprüfung der Banknoten verzichten. Oder sie suchen sich kleine Läden aus, in denen sie nicht mit einer Falschgeldkontrolle rechnen. Oft wird so der Betrug erst viel später bemerkt.
Doch diesmal ist die Bielefelder Kriminalpolizei auf der Spur eines der Täter. Die Ermittler haben sogar Fotos eines Tatverdächtigen, der von einer Überwachungskamera aufgenommen wurde. Deshalb bittet die Kripo nun die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Identifikation des Mannes. Dazu hat das Amtsgericht der Veröffentlichung von drei Bildern des Verdächtigen zugestimmt.
Update, 17.30 Uhr: Der Gesuchte hat sich sehr schnell selbst auf den Fotos erkannt. Wie Polizeisprecher Fabian Rickel mitteilt, hat sich der 21-jährige Oerlinghausener noch am Nachmittag nach Veröffentlichung der Fotos auf der Wache gestellt.
Der Mann auf den Fotos steht im dringenden Tatverdacht, so die Polizei, im Mai 2024 in einem Kiosk an der Heeper Straße mit Falschgeld Zigaretten gekauft zu haben. Am späten Donnerstagabend, 16. Mai, betrat der Verdächtige gegen 23.30 Uhr den Verkaufsraum des Kiosks (Höhe Kronenstraße). Dort gab er dem Mitarbeiter für den Kauf einer Schachtel Zigaretten einen 50-Euro-Schein, der sich später als gefälscht herausstellte. Ein „falscher Fuffziger“, wie man sagt.
Kiosk-Mitarbeiter bemerkt Falschgeld nicht
„Der Mitarbeiter bemerkte die Fälschung zunächst nicht, überreichte dem Täter die Zigaretten und das Wechselgeld“, berichtet Polizeisprecher Fabian Rickel.
Nachdem erste Ermittlungsversuche nicht zur Identifizierung des Mannes geführt hatten, setzte die Kripo nun auf die Hilfe der Öffentlichkeit. Und der enorme Druck, der durch Fotos in sozialen Medien entstehen kann, hat gewirkt. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung taucht der 21-Jährige bei der Bielefelder Polizei auf und stellt sich.
Falschgeld auf der Kirmes und im Snackautomaten
Bereits beim Leineweber-Markt im Mai waren falsche Fuffziger aufgefallen. Die Täter hatten gehofft, dass die Schausteller keine Zeit für die Kontrolle haben. Doch die falschen 50-Euro-Banknoten fielen an einem Getränkestand, an einem Süßwarenstand und bei weiteren Gelegenheiten auf.
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Doch nicht nur Banknoten-Blüten sind für die Fälscher interessant. Im Kreis Gütersloh tauchten in Snackautomaten eine ganze Reihe gefälschter Zwei-Euro-Münzen auf. Die Polizei hat festgestellt, dass die Täter die Münze einstecken und dann den Kaufvorgang abbrechen. Der Automat schluckt dann die Fälschung und wirft die echte Münze aus, die im Ausgabeschacht bereitliegt.
Falschgeld liegt offenbar wieder im Trend: Die Bundesbank hatte im ersten Halbjahr 2024 so viele gefälschte Geldscheine wie seit sieben Jahren nicht mehr festgestellt (fast 39.000) und das Bundeskriminalamt hatte im vergangenen Jahr so viel Falschgeld sichergestellt wie noch nie seit Einführung des Euros.
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Am häufigsten werden 50-Euro-Scheine gefälscht. Sie machen laut Bundesbank 38 Prozent der sichergestellten Fälschungen aus. 20-Euro-Banknoten liegen bei 22 Prozent, dann folgen die 200er (15 Prozent) und die 100er (13 Prozent).

Wo kriegen die Täter die Fälschungen eigentlich her? Mehr als drei Viertel des in Deutschland gefundenen Falschgeldes werde mittlerweile über das Internet angeboten, schätzt das Bundeskriminalamt. Online bestellt, mit Bitcoin bezahlt, per Post oder Kurier geliefert. Auch Druckvorlagen, Anleitungen und Geräte zur Herstellung sind demnach online verfügbar.
Bielefelds Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer bezeichnet dieses Phänomen des kriminellen Internetmarkts als „Crime as a Service“. Man könne sich heute im Internet ohne Fachexpertise einen kriminellen Baukasten zusammenstellen. Laut BKA bestehen solche illegalen Baukasten-Angebote auch für Falschgeld-Täter.
Wie kann ich mich vor Falschgeld schützen?
Wer Falschgeld annimmt und dann damit beim Bezahlen oder der Bank nicht weiterkommt, hat den Schaden. Wer das Falschgeld nicht meldet, macht sich strafbar. Eine Entschädigung für die Blüte gibt es aber trotzdem nicht.
Polizeisprecher Fabian Rickel betont: „Der einfache Blick auf den Schein hilft bei den guten Fälschungen von heute nicht mehr weiter. Viel mehr muss man auf die Oberflächenbeschaffenheit, die Reliefs und Wasserzeichen achten.“ Oft helfe es, den Schein in der Hand zu zerknittern, um einen Unterschied zu erkennen. Viele Fälscher kopieren die Scheine aber einfach nur, verzichten auf die aufwendigen Merkmale wie Wasserzeichen und Hologramm und setzen darauf, dass niemand ihre Scheine überprüft.

Daher sind im Handel inzwischen Geldscheinprüfgeräte sehr beliebt. Laut Bundesbank gibt es sehr verschiedene Geräte und Techniken. So bietet der Markt von Lupen mit UV-Lampen über Schwarzlicht-Scannern bis hin zu Elektro-Technik mit automatischer Prüfung alles an. Die Europäische Zentralbank liefert auf seiner Internetseite eine lange Liste von Geräten, die bei Tests in allen Fällen die „Blüten“ herausgefiltert hat.
Geldschein selbst prüfen: kippen, sehen, fühlen
Wer diesen Aufwand nicht betreiben kann oder will, dem rät die Bundesbank grundsätzlich zu einem einfachen Dreiklang: kippen, sehen, fühlen.
Kippen
Die Hologrammelemente verändern sich beim Kippen der Banknote. Es zeigen sich regenbogenfarbige Effekte, welche die Motive umgeben. Die Banknoten der Europa-Serie weisen zudem auf der Vorderseite links unten die Smaragdzahl auf: Beim Kippen verändert sich die Farbe, und ein heller Balken wandert auf- und abwärts.
Die 100- und 200-Euro-Scheine sind zusätzlich sicherheitstechnisch aufgewertet: In der Smaragdzahl sind mehrere Euro-Symbole zu sehen, die ihre Größe und Farbe ändern. Im Hologramm ist das Satellitenmerkmal zu finden. Hier kreisen zwei Euro-Zeichen um die Wertzahl.
Sehen
Das Wasserzeichen lässt sich im unbedruckten Bereich jeder Note als Schattenbild sehen, wenn der Schein gegen das Licht gehalten wird. Im oberen Bereich des Hologrammstreifens befindet sich bei der Europa-Serie ab der 20-Euro-Note ein durchsichtiges Fenster. Es zeigt ein Porträt der Europa, einer Figur aus der griechischen Mythologie.
Fühlen
Banknotenpapier fühlt sich griffig und fest an. Schon beim Anfassen der Banknote können so einfache Fälschungen oft erkannt werden. Zur Sicherheit empfiehlt die Bundesbank jedoch, weitere Merkmale zu prüfen. Auf der Vorderseite der Geldscheine sind zum Beispiel hervorgehobene Teile des Druckbildes als Relief zu fühlen.
Am linken Rand findet sich in der Europa-Serie der Schriftzug „BCE ECB E?? EZB EKP EKT EKB B?E EBC" sowie „ESB" ab der 50-Euro-Note und zusätzlich Schraffuren am rechten und linken Rand.