Krachende Experimente: So ist Bielefelds neue Wissenswerkstadt gestartet

Bielefeld. Es knallt auf der Galerie im Obergeschoss der neuen Bielefelder Wissenswerkstadt. Einige Erwachsene zucken leicht zusammen. Aber der neunjährige Levi und andere Kinder um ihn herum freuen sich, denn sie waren eingeweiht. Sie wissen jetzt: Im Wasser steckt ein Stoff, der Wasserstoff, mit dem man kleine Explosionen zünden kann. Sie kennen nun die Grundlage der Wasserstoff-Technologie, die im Kampf gegen den Klimawandel eine der großen Hoffnungen von Politik und Wirtschaft ist. Der 28-jährige Student und Nachwuchs-Chemiker Sebastian Glomb hat das Experiment an einer Station des Teuto-Labs Chemie der Bielefelder Universität präsentiert: Er zeigt die Aufspaltung von schlichtem Wasser in seine Elemente Wasserstoff und Sauerstoff in einer kleinen Apparatur, dem Elektrolyseur. Der für die Aufspaltung nötige Strom fließt aus einer Photovoltaik-Zelle an Ort und Stelle. Die entstandenen Gase werden mit einer &bdquo;Spritze“ aufgefangen, dann in ein kleines Wasserbecken geleitet und zur Explosion gebracht. Auch Modellautos mit einer Brennstoffzelle sind am Stand zu sehen - dort werden die gleichen chemischen Reaktionen als Antriebsquelle ausgenutzt. Es ist das Geheimnis von Wasserstoff als Speicher für Solarenergie und Treibstoff zugleich. Mehr als Hälfte des Projekts durch Land NRW finanziert Levis Mutter Karina Manassah ist begeistert von der Wissenswerkstatt. Besonders angetan hat es ihr und Levi das &bdquo;Raumschiff“ im Keller, in dem sie sich die Galaxis angeschaut haben: &bdquo;Das funktioniert mit echten Weltraumbildern der NASA“, staunt die Mutter. Die Passagiere erleben den Anflug auf fremde Planeten, und dann ereignet sich eine gefährliche Kollision. Aber mehr wird nicht verraten. Nebenan sind Tim (8) und Sebastian (6) und lassen sich mit ihren Müttern in die Geheimnisse des Salzes Alginat einweihen. Die Jungs sind nicht auf Anhieb begeistert. Eine glibberige Masse - wahlweise mit Himbeer- oder Waldmeisteraroma - wird in ein Becken mit Kalziumlaktat getaucht, und nach einiger Zeit ist es schon deutlich weniger glibberig: &bdquo;Es hat nun eine Haut“, stellt Tim sachlich fest. Sebastian bleibt skeptisch. Lesen Sie dazu auch: Bielefelder Wissenswerkstadt hat eröffnet: Exklusives Video gibt erste Einblicke Leichte Zweifel äußern auch einige Erwachsene auf die Frage, wie sie die Wissenswerkstatt finden. &bdquo;Sieht ja fast genauso aus wie vorher, als hier noch die Stadtbibliothek und dann die Volksbank waren“, nörgelt ein Besucher und nennt die hohen Investitionskosten von 15,5 Millionen Euro als Kritikpunkt. Doch Befürworter rechtfertigen das Projekt und verweisen auf Kostentreiber wie die ohnehin notwendige kostspielige Asbest-Sanierung des Gebäudes und den Denkmalschutz für das aus den 50er und 60er Jahren stammende Interieur. .responsive23-GKH19bXk9NIokppU-map-bielefelder-wissenswerkstadt { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GKH19bXk9NIokppU-map-bielefelder-wissenswerkstadt { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GKH19bXk9NIokppU-map-bielefelder-wissenswerkstadt { padding-top: 142.86%; } } Zudem ist das Gebäude zwar im Eigentum der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, steht der Stadt Bielefeld und Bielefeld Marketing aber mietfrei zur Verfügung. Der Umbau sei zu mehr als der Hälfte durch Mittel des Landes NRW finanziert worden, sagt Jens Franzke als Pressesprecher. Die Partner - also die Universität, die Hochschule Bielefeld und das Welthaus - tragen zudem einen Teil der Kosten für ihre Ausstellungsbereiche. Altstadt, Sparrenburg, Wissenswerkstatt Benedikt Weiling zum Beispiel ist ein überzeugter Befürworter der Wissenswerkstadt: &bdquo;Das ist eine zusätzliche Attraktion für die Stadt“, sagt er. &bdquo;Altstadt, Sparrenburg, Wissenswerkstadt - das kann man Freunden zeigen, die nicht aus Bielefeld kommen“, findet er. Der Kommentar zur Wissenswerkstadt: Bielefeld bekommt ein Juwel mit Kratzern Der Chef einer Bielefelder Stiftung (Repkow-Stiftung) war aus Neugierde jetzt gekommen, weil er sieben Jahre lang für die Volksbank gearbeitet hatte und aus dieser Zeit noch die Räumlichkeiten kennt. Er findet das Ergebnis des Umbaus &bdquo;richtig gut“. Klar wird: Die Wissenswerkstatt ist nicht nur ein Ziel für Kinder. Auch Erwachsene finden Anregungen und können Neues lernen. Zum Programm werden &bdquo;Experimentiernachmittage“ für jedes Alter gehören und Workshops, für die man sich anmelden muss. Vieles wird kostenlos sein, ein Blick auf die Webseite hilft. Die Sache ist natürlich auch etwas anstrengend. Tim braucht nach einer Stunde jedenfalls erst einmal eine Essenspause. &bdquo;Viel Input“, lacht Tim’s Mutter Lisa Holtmann.

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