Bielefeld. Der Motor springt an und die Post geht gleich ab beim ersten Song der brandneuen Platte von „Randale“. Hilfe! Das ist ein Punküberfall. Christian Kellers Basslauf bleibt sofort im Ohr stecken, wie die Hinterräder des Tourbusses im Matsch. Der Opener des 13. Randale-Albums gibt gleich Vollgas.
20 Jahre Randale – und das Bielefelder Quartett lässt sich nicht lumpen. Es liefert ein abwechslungsreiches und vielschichtiges Werk ab, „Feuerkäfer“ heißt es. Und wenn die Eltern ihre Ohren dicht an die Kinderzimmertüren der Republik pressen, braucht sich niemand zu wundern.
Auch das Titelstück hat es in sich: Hier geht’s um Mai-, Mist-, Marien-, Kartoffel- und andere Krabbelkäfer. Sandkastenrock mit einem Ted-Nugent-Schweinegitarren-Mittelstück von Marc Jürgen, das die Eltern und Großeltern jenseits der Tür flott in ihre 70er-Jahre Jugend zurückkatapultiert. Und auf dieser Zeitreise surfen sie weiter mit dem Reggae-Stück „Die Mumie“, bei „Fahrrad“, das auch von Judas Priest hätte gespielt werden können, und „Hasi/DC“, eine rockige Verneigung vor den Young-Brüdern und – posthum – Bon Scott. AC/DC sind derzeit in Europa auf Tour. Sogar Country-Klänge sind auf dem Album zu finden, etwa bei „Volker, das Faultier“ – und im Kopfkino hüpft Sänger Jochen Vahle mit Colt und Cowboyhut über die Bühne.
Auf „Feuerkäfer“ zeigen Randale mehr denn je, was sie können. Sie sind längst nicht mehr beschränkt auf Ramones-Applikationen. Da gibt’s tanzbaren Wave und Uptempo-Metal genauso wie Sesamstraßen-Geschunkel oder Tango-Pop. „Der rote Faden des Albums ist trotzdem die Idee von Zusammenhalten, Füreinander da sein und Gemeinschaft“, sagt Frontmann Vahle. Er fährt fort: „Solidarität ist so wichtig in der heutigen Zeit und was das bedeutet, darf den Kids auch mal erklärt werden. Das Stück ,Ja ja ja – ich bin immer für dich da’ ist die Grundlage von allem.“
Tochter von Sänger Jochen Vahle ist für Band-Gründung verantwortlich
Randale haben sich vor 20 Jahren gegründet, weil die Tochter von Sänger Jochen Vahle mit ihren drei Jahren viel lieber die Ramones oder Die Ärzte hörte und mit den gängigen Kinderliedern („Alle meine Entchen“) so gar nichts anfangen konnte. Da musste Abhilfe geschaffen werden, und die eigene Rockband für Kinder war schnell gegründet.
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Sollten es am Anfang nur ein paar coole Kinderlieder für den Tierpark Olderdissen sein, so entwickelte sich Randale als Alternative für Kindermusik-geschädigte Eltern schnell bundesweit. „Never mind the Blockflöte – hier kommt Randale“. Nicht nur die Band selbst ist gereift seit Olderdissen. Fans der ersten Stunde haben längst selbst Kinder und viele davon hören wieder Randale – gemeinsam mit ihren Eltern und nicht nur von Kinderzimmertüren getrennt.
Zum 20. Geburtstag und nach mehr als 1.300 Konzerten hat Drummer Garrelt Riepelmeier ein 1,3 Kilo schweres Kompendium über die Bandgeschichte veröffentlicht. „Das konnte ja keiner ahnen“, heißt es. Randale zum Durchblättern.