Bielefelds Hauptbahnhof ohne Fernverkehr: So klappt es mit den Ersatzverkehren

Bielefeld. Von allem etwas weniger: So lautete am Montagmittag das Fazit in den Läden und Geschäften des Bielefelder Hauptbahnhofes. Weniger verkaufte Brezeln, Brötchen, Baguettes und Burger bei den Bäckern und Fast-Food-Buden; ebenfalls ein reduzierter Absatz von Zigaretten und Zeitungen beim Kiosk und in der Buchhandlung. Alle Geschäftsleute registrieren in ihren Kassen das verminderte Fahrgastaufkommen. Denn seit Freitagabend kommen deutlich weniger Bahnreisende in Bielefeld an: Wegen der Reparatur von Oberleitungen, dem Austausch von Brückenlagern und dem Neubau von Lärmschutzwänden auf der Strecke Hamm - Minden kommen in den nächsten drei Wochen aus dem Westen keine Regionalbahnen mehr in Bielefeld an. Dasselbe gilt für die Schnellzüge der Deutschen Bahn: IC und ICE machen auf ihren Fahrten von Berlin ins Rheinland oder umgekehrt einen großen Bogen um Bielefeld. Das Schicksal teilen Gütersloh, Herford und Minden. Führte am Samstag die Verlagerung des Personenverkehrs von den Bahnsteigen hin zum ausgeschilderten Halt für die Busse des Schienenersatzverkehrs in der Joseph-Massolle-Straße noch zu genervtem Gedränge im Regen, so bot sich am Montagmorgen ein ganz anderes Bild. Die im 15-Minuten-Takt nach Neubeckum startenden Busse rauschten heran und rollten besetzt mit den Berufspendlern pünktlich wieder davon: Keine mit Koffern beladenen Touristen irrten umher, nur Reisende mit Rucksäcken und Umhängetaschen steuerten zielstrebig ihre Busse an. Das Video erklärt, wie Reisende per Bus weiterkommen: Servicekräfte im Dauereinsatz Dabei rekrutiert sich die farbenfrohe Flotte des Schienenersatzverkehrs aus Bussen aus ganz NRW: Dazu zählen die &bdquo;Ruhrpott“-Exemplare aus Essen oder die Helden aus Hamm sowie Bernie aus Lippstadt, und Schalke schickt Rainer ins Rennen. Hinter der Frontscheibe klemmen die großen Tafeln mit den Reisezielen und Haltepunkten. Am Montagmorgen führte Neubeckum in der Gunst der Pendler, zweit platziert ist Detmold. Lesen Sie auch: Massiver Eingriff in Bielefelds Natur für 17 Minuten weniger Fahrzeit im ICE Der Mann der frühen Stunde heißt Ibrahim Amin. Die 26-jährige Servicekraft verteilt die Schilder an die Fahrer der Busse und hilft den Fahrgästen beim Finden ihrer Abfahrtszone. Nach der Ankunft einer RE6 aus Minden auf Gleis 2 flutet die Reisegesellschaft fast geschlossen zu Gleis 8, strömt die dortige Treppe hinauf und brandet gegen die Busse. Der Fels darin trägt eine im Sonnenschein leuchtende Warnweste und dirigiert die Gäste. Im Bahnhof sowie im Tunnel und auf den Gleisen schauen die lila uniformierten Service-Mitarbeiter der Bahn nach verirrten oder verwirrten Kunden. Zwar kleben überall Plakate mit Hinweisen an den Aufgängen oder hängen als Banner an den Geländern der Bahnsteige, doch künden sie konsequent nur in deutscher Sprache von den Widrigkeiten der kommenden drei Reise-Wochen - eine weitere Langzeit-Baustelle der Bahn abseits der Schiene. Keine Schlangen vor den Geschäften Die mehrsprachigen Servicekräfte aber stemmen sich gegen die Eingleisigkeit des Konzerns und geben Auskunft zur Not auch mit Händen und Füßen. Während draußen das mobile Leben zwischen Abfahrt und Ankunft floriert, herrscht in der Bahnhofshalle eher eine gediegene Tristesse. Vorteil für die Kunden: Sie werden schnell bedient an diesem Montagmorgen, Schlangen bilden sich keine. Doch in denen tauchten sonst immer bekannte Gesichter auf, sagt ein Verkäufer - und das Fehlen der Stammkunden sei eigentlich der größte Verlust. Umso größer sei dann die Wiedersehensfreude in drei Wochen. Lesen Sie auch: Bielefelds Hauptbahnhof vom Fernverkehr abgeschnitten: Was Reisende wissen müssen

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