Baby in Bielefeld getötet: Neue Details über angeklagte Eltern

Bielefeld. Hört man den beiden jungen Leuten dabei zu, wie sie den übrigen Prozessbeteiligten bereitwillig Auskunft über ihren bisherigen Lebensweg geben, so fällt es schwer, die Szenerie in Einklang zu bringen mit dem Vorwurf an das Paar. Vor dem Landgericht ist nun der Prozess gegen die beiden 22 und 20 Jahre alten Bielefelder fortgesetzt worden, die im November des vergangenen Jahres ihr neugeborenes Kind mit einem Messer getötet und in einem Waldstück abgelegt haben sollen. Insbesondere die 20-jährige Mutter des toten Babys, für das die Eltern den Namen Kevin ausgewählt hatten, spricht offen über ihren schwierigen Werdegang. Da ihre leibliche Mutter in der Schwangerschaft im Übermaß Alkohol getrunken habe, leide sie unter einem fetalen Alkoholsyndrom und sei bereits im Alter von acht Wochen in eine Pflegefamilie gekommen, berichtete die Angeklagte. Aufgrund dieser schwerwiegenden Entwicklungsstörungen und kognitiver Defizite war die Schulzeit für die junge Frau alles andere als ein Selbstläufer. Dennoch erlangte sie schließlich den Hauptschulabschluss. &bdquo;Die meisten Leute haben gesagt, dass ich das nicht schaffen werde. Deshalb bin ich auch stolz darauf, mich da durchgebissen zu haben“, sagte sie vor Gericht. Verstörende Nachrichten an den Freundeskreis So reflektiert sich die beiden Angeklagten hinsichtlich der Schilderungen ihres bisherigen Lebenslaufs zeigten, so maßlos überfordert scheinen sie mit ihrem Leben im vergangenen Jahr gewesen zu sein. Zeugen berichteten vor Gericht davon, dass die Jalousien der Ummelner Wohnung des Paars lange Zeit nicht geöffnet und die Wohnung nicht gelüftet worden sei. In der Wohnung habe sich der Müll gestapelt, im Hausflur habe sich ein fürchterlicher Gestank ausgebreitet. Stand diese offensichtliche Überforderung möglicherweise im Zusammenhang mit der Schwangerschaft? Eine enge Freundin der Angeklagten aus deren ursprünglicher Heimat in Sachsen berichtete nun vor Gericht, dass sich die 20-Jährige eigentlich über die Schwangerschaft gefreut und sehr glücklich gewirkt habe. Doch seien dieser irgendwann wohl Zweifel gekommen, ob die beiden sich ein Kind finanziell überhaupt leisten können. Der nun angeklagte Vater des Babys soll auch eine Freigabe des erwarteten Kinds zur Adoption angeregt haben. Lesen Sie auch: Baby passt nicht in Lebensplanung: Junge Bielefelder töten Neugeborenes Umso verstörender, was die Angeklagte ihrer Freundin und insbesondere einem Freund des Paars kurz nach der Geburt des Kindes mitteilte. In einem Chat schrieb die Angeklagte ihrer Freundin am 23. November 2023, dass sie und ihr Freund etwas Illegales getan hätten: Kevin sei auf einmal tot gewesen, ihr Freund werde das Kind am Folgetag begraben. Möglicherweise werden sich die Angeklagten noch zum Vorwurf äußern Einem gemeinsamen Freund des Paars schickte die Angeklagte eine Sprachnachricht, in der sie leicht verlegen sagte: &bdquo;Dem Kleinen gehts ... wie soll man sagen ...“ Im Hintergrund ertönt nun eine männliche Stimme, mutmaßlich die des Kindsvaters: &bdquo;Der schwimmt mit den Fischen.“ In der Verhandlung vor der IV. Großen Strafkammer des Landgerichts, einer Jugendstrafkammer, unter dem Vorsitz von Richter Carsten Glashörster schweigen beide Angeklagte – die weiterhin in einer Beziehung sind – bisher zum ihnen zur Last gelegten Vorwurf, den kleinen Kevin unmittelbar nach der Geburt mit vier Messerstichen getötet und dann in einer Kühltasche in einem nahe gelegenen Waldstück versteckt zu haben. Die Verteidiger Peter Rostek und David Volke schließen Einlassungen ihrer Mandanten im weiteren Verlauf der Verhandlung jedoch ausdrücklich nicht aus. Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt.

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