Autozulieferer ZF baut Tausende Stellen ab: Was geschieht im Bielefelder Werk?

Bielefeld/Friedrichshafen. Die Nachricht schlug Ende Juli wie eine Bombe ein: Der Autozulieferer ZF will die Zahl seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bis Ende 2028 bundesweit um bis zu 14.000 reduzieren. Bisher zählt das global aktive Unternehmen rund 54.000 Beschäftigte an 55 Standorten allein in Deutschland. Mehr als ein Viertel aller Jobs sind damit hier gefährdet. Zudem soll die nach mehreren Zukäufen &bdquo;bis heute noch kleinteilige Standortstruktur in eine zukunftsfähige und schlankere Standortstruktur überführt werden“. Der ZF-Vorstandsvorsitzende Holger Klein erklärte in einer Mitteilung: &bdquo;Der Ernst der Lage verlangt nach entschiedenem Handeln, um das Unternehmen an das verschärfte Markt- und Wettbewerbsumfeld anzupassen.“ Was bedeutet diese Ankündigung für kleinere Werke wie das in Bielefeld? Die Autozulieferbranche gehört in Deutschland zu den zentralen Schlüsselindustrien, und das gilt auch für OWL. Ein Schwergewicht der Zunft ist die in Friedrichshafen am Bodensee ansässige ZF Group mit zuletzt fast 47 Milliarden Euro Umsatz und weltweit gut 168.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Mehr als 200 Beschäftigte in Bielefeld Ein kleines Rädchen in diesem globalen Gefüge ist das Werk in Bielefeld, in dem mehr als 200 Beschäftigte arbeiten. In OWL ist ZF zudem noch mit einem größeren Standort in Dielingen (Kreis Minden-Lübbecke) vertreten: Von dort aus wird ein Verbund von bisher fünf Werken mit rund 2.600 Mitarbeitern in NRW und Niedersachsen gesteuert, dort wird schwerpunktmäßig Fahrwerkstechnik produziert. Lesen Sie auch: Autozulieferer ZF auf Schrumpfkurs Das zu diesem Verbund (&bdquo;Multidivisionsstandort Lemförde“) gehörende Werk in Damme mit einst 300 Beschäftigten wird unterdessen schon in diesem August geschlossen, weil der Mietvertrag ausläuft. 100 Mitarbeiter sind zu anderen Standorten gewechselt, etwa 200 Stellen wurden bereits abgebaut, und zwar angesichts einer bis Ende 2026 geltenden Beschäftigungssicherung ohne betriebsbedingte Kündigungen. Zwei weitere Standorte anderer ZF-Divisionen existieren noch in Espelkamp (300 Mitarbeiter) und Porta Westfalica (15 Mitarbeiter). Bielefelder Werk mehrfach ausgezeichnet Die fast 220 Beschäftigten in Bielefeld bereiten gebrauchte Komponenten für ein zweites Leben auf - vor allem Getriebekupplungen und zugehörige Teile für Lkw. Sie tun das ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, und zwar mit großem Erfolg. Erst Ende 2023 war das Bielefelder Wiederaufbereitungswerk (neudeutsch &bdquo;Remanufacturing“) mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 ausgezeichnet worden. Zuvor hatten die Bielefelder schon mehrere andere Auszeichnungen eingeheimst. &bdquo;Recyceln geht vor Entsorgen“, bringt Standortleiter Jörg Witthöft das Credo auf den Punkt. Noch im August 2023 war deswegen NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) zu Besuch im Werk in Brackwede. Der Standort Bielefeld spielt erklärtermaßen eine prominente Rolle im Nachhaltigkeitskonzept des Konzerns. Andererseits unterhält ZF weltweit bereits 25 Remanufacturing-Werke, deren Recycling-Aktivitäten laut Geschäftsbericht &bdquo;mehr als 250 Produktfamilien“ abdecken. Lesen Sie auch: Autozulieferer ZF schließt zwei Standorte - Sorge um Arbeitsplätze im Kreis Minden-Lübbecke Das Bielefelder Werk dürfte also auch konzernintern einem Wettbewerbsdruck unterliegen. Zudem müsste sich die Ausrichtung längerfristig ändern, weil Elektrofahrzeuge ohne eine traditionelle Kupplung funktionieren. Auch andere Elemente, die in herkömmlichen Verbrenner-Fahrzeugen noch eine wichtige Rolle spielen - vom Auspuff über Kolben und Kurbelwellen bis hin zu Zündanlagen - gibt es in Elektroautos eben nicht. Recycling-Produkte tendenziell sehr gefragt Auf die Nachfrage, ob das Werk in Bielefeld von einem Stellenabbau bedroht ist, gibt ZF-Sprecher Florian Tausch in Dielingen eine spröde Antwort: &bdquo;Aktuell lässt sich keine Aussage treffen, wie sich die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen am Standort Bielefeld auswirken werden.“ Sein Kollege Andreas Veil in der ZF-Zentrale in Friedrichshafen sagt das gleiche für das Gesamtunternehmen: &bdquo;Es gibt noch keine konkreten Infos zu einzelnen Standorten.“ Klar ist allen Beteiligten, dass das genaue Ausmaß der Stellenkürzungen auch von der konjunkturellen Entwicklung abhängen wird. Im Hinblick auf Wiederaufbereitungswerke wie das in Bielefeld herrscht zudem eine gewisse Zuversicht: So lange es in Privathaushalten und Unternehmen eine Kaufzurückhaltung gegenüber Elektrofahrzeugen gibt, sind preisgünstige Recycling-Produkte für gebrauchte Verbrenner-Fahrzeuge vielleicht mehr gefragt als je zuvor.

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