Historischer Tiefstand: Verregneter Sommer setzt Bielefelder Erdbeerbauern zu

Bielefeld. Dass das Wetter in diesem Jahr düster ist und mit viel Regen alles andere als stimmungsaufhellend ist, ist gefühlter Konsens wohl bei allen Bielefeldern. Einige Betriebe können allerdings aus leidvoller Erfahrung genau feststellen, dass das allgemeine Gefühl durchaus auf Tatsachen beruht: Neben den Freibädern und Biergartenbetreibern sind dies wohl vor allem die heimischen Landwirte – und hier vor allem die Betriebe, die Erdbeeren anbauen. Hier fällt die Bilanz ziemlich trübe aus. Doch während der eine bereits ein endgültiges Fazit geben kann, hoffen andere noch auf einen starken Saisonendspurt. Probleme begannen schon beim Pflanzen im Sommer 2023 Bereits abgeschlossen hat sein Erdbeer-Erntejahr der Hof Henrichsmeier in Stieghorst. Am vergangenen Wochenende klappte Bernd Henrichsmeier letztmalig die Klappe seines Verkaufsstandes zu. Die Saison 2024 wird er sicherlich in Erinnerung behalten, allerdings keineswegs in guter. Schon beim Pflanzen im Spätsommer 2023 sorgte Staunässe für Probleme, es folgten ein sehr milder Winter und ein überaus regenreiches Frühjahr. Dies führte dazu, dass die Erdbeerpflanzen deutlich früher als berechnet zu blühen begannen. &bdquo;Und dann hatten wir plötzlich im April Schnee und Spätfröste“, sagt Henrichsmeier. Die Folgen waren schwerwiegend – und es wurde nicht besser. Eine Statistik der Landwirtschaftskammer hat berechnet, dass es von April bis Juni im Vergleich zum Jahresmittel rund 200 Sonnenstunden weniger gegeben habe. &bdquo;Und dann kamen noch Schneckenfraß und Fäulnis hinzu“, seufzt Bernd Henrichsmeier. &bdquo;Da kam dann eins zum anderen.“ Bald wieder zu sehen: Geheimnisvolle Erscheinung bei Bielefeld: Riesiger Farbtupfer zwischen Feldern verblüfft Was dem Betrieb letztlich die Saison gerettet hat, war die systematische Diversifizierung der Erdbeerpflanzen: Auf den Feldern südlich der Detmolder Straße gedeihen zehn verschiedene Erdbeersorten, die neben den unterschiedlichen Reifezeiten auch verschieden stark auf große Nässe oder Trockenheit reagieren. &bdquo;Trotzdem liegen wir insgesamt unter Durchschnitt“, sagt Bernd Henrichsmeier. Statistisches Landesamt ermittelt historischen Tiefststand Mit dieser Bilanz ist der Stieghorster Landwirt nicht allein, weder in Bielefeld noch im Land Nordrhein-Westfalen: Die Statistiker von it.nrw haben in einer vorläufigen Erhebung festgestellt, dass die Erdbeerernte in diesem Jahr einen historischen Tiefstand erreicht hat. Demnach wurden 2024 lediglich 26.144 Tonnen Erdbeeren produziert – die niedrigste Menge innerhalb der letzten zehn Jahre. Besonders stark betroffen war wie eben auf dem Hof Henrichsmeier die Freilandernte, die mit 13.621 Tonnen um 26 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen hat – ein Rückgang von fast 19 Prozent im Vergleich zu 2023 und einem Rückgang von über 50 Prozent gegenüber 2014. .responsive23-GSqE22d63EkEe7vU-bar-stacked-vertical-erdbeerernte-in-nordrhein { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GSqE22d63EkEe7vU-bar-stacked-vertical-erdbeerernte-in-nordrhein { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GSqE22d63EkEe7vU-bar-stacked-vertical-erdbeerernte-in-nordrhein { padding-top: 142.86%; } } Etwas aufgefangen wird dieser Rückgang durch deutliche Steigerungen beim Anbau unter hohen und begehbaren Schutzabdeckungen, wo sich die Mengen innerhalb der vergangenen zehn Jahre mehr als vervierfacht haben. Das prognostizierte Plus rund 2.600 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr wiegt den allgemeinen Rückgang allerdings nicht auf. Lesen Sie auch: Pilzbefall zerstört Bielefelder Erdbeer-Ernte: Selbstpflücker gehen leer aus Einer der Betriebe, der gezielt auf überdachten Erdbeeranbau setzt, ist der Erdbeerhof Aschentrup in Holtkamp nahe der Stadtgrenze zu Gütersloh. Und der Verlauf der vergangenen Monate mit all ihren Wetterkapriolen bestätigt Andreas Aschentrup in seiner Entscheidung, seine empfindlichen Pflanzen zu schützen. &bdquo;In einem Jahr wie diesem freut man sich über jeden Quadratmeter Dach“, sagt der Landwirt. Doch auch er hatte mit fehlender Sonneneinstrahlung und sogar mit Frösten während der Schafskälte Anfang Juni zu kämpfen, weshalb es selbst bei den geschützten Erdbeeren zu Verschiebungen bei den Reifezeitpunkten kam – oder sogar zu Totalausfällen. Letztlich führte dies sogar kurzfristig zu Lieferengpässen an den zahlreichen Verkaufsständen des Hofes. Doch was nicht ist, soll wohl noch werden: Die Felder sind so angelegt, dass es voraussichtlich konstant noch bis September Erdbeeren geben wird. Dies sieht beim Erdbeerhof Wißbrock in Senne ganz genau so aus. &bdquo;Die Saison ist noch nicht vorbei, da will ich jetzt noch kein abschließendes Fazit ziehen“, sagt Johannes Wißbrock. Dennoch ist der Sommer bislang ein schwieriger und vor allem zu dunkler gewesen. Lampen für die Gewächshäuser seien allerdings keine Alternative: Zu den ohnehin schon hohen Lohnkosten würden dann auch noch die Energiekosten hinzukommen. &bdquo;Und für ein Pfund Erdbeeren bezahlt wirklich keiner 8 oder 9 Euro.“ Kunden waren überrascht Was trotz aller Unterschiede die Bielefelder Erdbeerbauern gemeinsam haben: Alle hielten in diesem Jahr die Preise stabil, zwischen 4,50 und 4,95 Euro – die magische 5-Euro-Marke pro Pfund wurde trotz knapper Mengen nicht geknackt. &bdquo;Und trotz allem haben wir eine wirklich gute Qualität“, sagt Johannes Wißbrock, was Bernd Henrichsmeier bestätigen kann: &bdquo;Die Kunden waren in diesem Jahr alle vom sehr guten Geschmack der Erdbeeren überrascht.“

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