Schuldig des Totschlags: Bielefelder tötet Ehefrau mit 36 Messerstichen

Bielefeld. &bdquo;Aus Liebe zu Olga wurde Kränkung und schließlich abgrundtiefe Abneigung“, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Meiring in der Urteilsbegründung. Kränkung und Abneigung, die schließlich dazu führten, dass Valery H. seine Ehefrau im gemeinsamen Haus in Dalbke tötete. Nach erneuter Verhandlung verurteilte die X. Große Strafkammer des Landgerichts den 53-jährigen Angeklagten nun wegen Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von zehn Jahren. Valery H. galt als top im Job, war beruflich erfolgreich und wenig zu Hause. Dies war wohl eine der Ursachen, weshalb sich seine Frau Olga schließlich einem anderen Mann zuwandte. Als Valery H. dies herausfand, war er zutiefst gekränkt, sprach in erheblichem Maß dem Alkohol zu. Lesen Sie auch: Bielefelder Mordfall wird erneut verhandelt Mehrfach kam es in der Folge im Einfamilienhaus am Piepenstrang zu Polizeieinsätzen, weil H. seine Frau schlug und bedrohte. Schließlich sperrte er ihr den Zugang zu den Bankkonten. Am 29. Juli 2022, einem Freitag, wurde Valery H. erheblich alkoholisiert in Begleitung seines Sohns in einer psychiatrischen Klinik vorstellig, um sich Hilfe zu suchen. Dort bat man ihn, da weder eine Fremd- noch eine Eigengefährdung zu erkennen war, am folgenden Montag wiederzukommen und bis dahin lediglich in Maßen zu trinken. Nach zweieinhalb Minuten war Olga H. tot Doch trank der 53-Jährige das Wochenende durch. Am Sonntagmorgen schließlich rief er seine Frau bei ihrem neuen Freund an und sagte, dass die von ihr bestellten neuen Bankkarten da seien – diese werde er ihr aber nicht aushändigen. &bdquo;Sie wussten, was dann passieren würde“, sagte Richter Meiring in der Urteilsbegründung zum Angeklagten. Olga H. begab sich nämlich zum gemeinsamen Haus des Noch-Paars. Als sie die Tür aufgeschlossen hatte, traf sie bereits im Flur auf ihren Mann. Sofort machte sie ihm Vorhaltungen, es folgte ein kurzer verbaler Streit, schließlich gegenseitiges Schubsen. Lesen Sie auch: Hartes Urteil gegen Bielefelder Messer-Mörder sorgt für Überraschung Nun entlud sich laut einem psychiatrischen Gutachten ein Affektsturm: Als Olga H. sich anschickte, in die Wohnung zu gehen, um ihre Bankkarten an sich zu nehmen, ergriff ihr Mann ein aufgrund zuvor durchgeführter Reparaturarbeiten im Nebenraum liegendes Messer. So tötete Valery H. seine Ehefrau Zweimal stach er von hinten auf die Frau ein, ein dritter Stich traf die linke Flanke und verletzte die Lunge von Olga H. schwer. Die 49-Jährige sank zu Boden, wo ihre Gegenwehr schnell abnahm. Schließlich schnitt Valery H. ihr die Kehle durch. Keine zweieinhalb Minuten nach Betreten des Hauses war Olga H. tot. Valery H. entsorgte das Messer hinter dem Haus, kehrte jedoch mit einem Küchenmesser zum leblosen Körper seiner Frau zurück und stach noch weitere Male auf diesen ein. Schließlich informierte er seine Schwiegereltern über das Geschehen und setzte einen Notruf ab. Dann offenbarte er sich telefonisch seinem Sohn sowie einer Freundin der Familie, bevor er sich schließlich von der kurz darauf eintreffenden Polizei widerstandslos festnehmen ließ. So wird das Urteil gegen Valery H. begründet Im März 2023 verurteilte die I. Große Strafkammer des Landgerichts Valery H. wegen Mords zu einer lebenslangen Haftstrafe. Auf die Revision des Angeklagten hob der Bundesgerichtshof dieses Urteil jedoch auf und verwies den Fall zur erneuten Verhandlung an eine andere Kammer des Landgerichts zurück. Die nunmehr zuständige X. Große Strafkammer verneinte nun das Vorliegen der infrage kommenden Mordmerkmale der Heimtücke sowie der niedrigen Beweggründe. So sei es reiner Zufall gewesen, dass die ersten Stiche von hinten erfolgt seien. Hätte die Situation es verlangt, hätte H. auch von vorne zugestochen, sagte Richter Meiring in der Urteilsbegründung. Auch habe es sich nicht um einen Femizid gehandelt. Die Tat sei nicht Folge eines etwaigen Besitzdenkens, sondern eine Eskalation nach vorangegangenen Provokationen und einem Streit gewesen. Lesen Sie auch: Bundesrichter kassieren Bielefelder Mordurteil: Ehefrau mit 36 Messerstichen getötet Die Kammer verurteilte den bislang nicht vorbestraften H. schließlich wegen Totschlags zu zehn Jahren Gefängnis. Damit lag das Gericht zwei Jahre unter dem Antrag von Staatsanwältin Lea Rhein. Die Verteidiger Susanne Renner und Martin Mauntel hatten sich in ihren Schlussvorträgen für vier Jahre Haft für ihren Mandanten ausgesprochen.

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