Insolvenzverfahren

Insolvenz in Bielefeld: Schmierspezialist Umeta durch strategische Übernahme gerettet

Nach einem sechsmonatigen Insolvenzverfahren macht das Unternehmen unter den Fittichen einer Lippstädter Firma weiter. Wie viele Jobs erhalten bleiben.

Geschäftsführer Frank Maser nach dem Millionenbrand im Jahr 2018. | © CHRISTIAN MATHIESEN

Eike J. Horstmann
02.07.2024 | 04.07.2024, 09:59

Bielefeld. Das 1926 gegründete Bielefelder Industrieunternehmen Umeta hat das nach herben Umsatzeinbrüchen drohende endgültige Aus abgewandt und seine Existenzkrise überwunden. Der Spezialist für sogenannte Abschmiertechnik, die etwa im Maschinenbau gebraucht wird, hatte im Dezember des vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet. Wie Insolvenzverwalter Yorck T. Streitbörger mitteilt, ist jetzt die Übernahme durch die Wiggentech GmbH aus Lippstadt erfolgt.

Zu den Kunden von Umeta zählen führende Hersteller im Maschinen- und Nutzfahrzeugbau. Bei Schmiernippeln gelten die Bielefelder als Weltmarktführer, zur Produktpalette gehören aber zum Beispiel auch Fettpressen. Das Unternehmen ist nun zum 1. Juli durch eine „übertragende Sanierung“ gerettet worden: Durch den vereinbarten Verkauf an Wiggentech werde nicht nur die Zukunft des Ummelner Unternehmens gesichert, durch den Schritt würden auch 79 der zuvor 87 Arbeitsplätze erhalten, teilte Streitbörger mit. Aus der bisherigen Umeta Hermann Ulrichskötter Metallwarenfabrik GmbH & Co. KG wurde die Umeta Germany GmbH & Co. KG.

Die Firma Umeta stellt unter anderem Schmiernippel her. - © kophal
Die Firma Umeta stellt unter anderem Schmiernippel her. | © kophal

Für ausgeschiedene Mitarbeiter sei mit einer Auffanggesellschaft gesorgt worden, so der Insolvenzverwalter. Streitbörger hatte die Geschäfte im laufenden Insolvenzverfahren über mehr als sechs Monate hinweg fortgeführt und auf der Suche nach einem Investor ein „Mergers & Acquisitions“-Verfahren eingeleitet. Hier erhielt Wiggentech den Zuschlag.

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Frank Maser will „loslassen und neue Wege einschlagen“

Das Lippstätder Unternehmen ist für Verbindungselemente und Präzisionsdrehteile für die Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie bekannt. Inhaber Michael Wiggen will mit der „strategischen Akquisition“ sein Technologieangebot erweitern und „vielversprechende neue Perspektiven im internationalen Vertrieb“ schaffen, wie er verspricht. Er hat die Geschäftsführung von Umeta zum 1. Juli 2024 übernommen. Streitbörger zeigt sich von der gefundenen Lösung überzeugt: Wiggen sei „ein vorzüglicher Branchenkenner mit langjähriger Erfahrung.“

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Bei dem sogenannten Asset Deal sei ein positiver Kaufpreis für Maschinen und Vorräte, Immobilie, Marke und Patente erzielt worden, sagt Streitbörger. Die Verbindlichkeiten der alten Gesellschaft werden auf rund 4,5 Millionen Euro beziffert, inklusive Löhnen und Gehälter etwa 6,0 Millionen Euro. Nach dem Verkauf des Betriebs müsse die alte Umeta GmbH & Co. KG noch abgewickelt werden. Für die rund 200 Gläubiger sei eine Insolvenzquote von etwa 20 Prozent denkbar.

Der scheidende Geschäftsführer und Enkel des Firmengründers, Frank Maser, will weiterhin mit Umeta verbunden bleiben und als externer Vertragspartner den Vertrieb der Produkte in Nordamerika fortführen. Die dortige „UMETA of America, Inc.“ war nicht von der Insolvenz betroffen.

Die Übernahme bedeute für ihn aber, „loszulassen und neue Wege einzuschlagen“, erklärte Maser in einem Brief an Umeta-Geschäftspartner. Für sein „Herzensprojekt“, ein Kinderdorf in Tansania, sowie verschiedene Kinder- und Behindertenhilfsprojekte in OWL werde er sich weiterhin engagieren, so Maser. Zudem habe er auch „ein paar neue Geschäftsideen in völlig anderen Bereichen im Hinterkopf“.