Verwaistes Hollandrad in Bielefeld: Müll oder Eigentum?

Bielefeld. An der Sekundarschule Königsbrügge steht seit langen Monaten ein schwarzes Hollandrad der holländischen Qualitätsmarke Batavus, mit Aufdruck &bdquo;Old Dutch“ am Rahmen. Es ist sorgfältig angekettet am Schilderpfahl, der die angrenzenden Straßen als Ernst-Reuter und Wilbrand ausweist. Inzwischen sind beide Reifen platt, die Vorderlampe verbogen, die Handgriffe fehlen. Wohlmeinende Passanten haben es schon zweimal wieder aufgestellt. Ob es noch einen Besitzer hat, weiß man nicht. Es ist nicht das einzige größere Objekt, das irgendwann im öffentlichen Raum auftaucht - und lange bleibt. In einem Grünstreifen, auch an der Schule, war es am Jahresanfang ein kunterbunter Kinder-Schreibtischstuhl. An ihm ließ es sich trefflich verfolgen, wie er immer maroder wurde. Irgendwann verschwand er - wie das knallrote Sofa, das über Wochen unterhalb der Oelmühlenstraße an einer Ecke stand und Wind und Wetter ebenfalls nicht sonderlich gut vertrug. Solcherlei &bdquo;Fundstücke“ fallen überall in Bielefeld ins Auge. Eine Bielefelderin berichtete von einem Rad, das Ewigkeiten am Kusenweg/Ecke Ostring abgestellt war. &bdquo;Insgesamt war es anfangs in einem guten Zustand“, erzählt sie. &bdquo;Es schien auch ordnungsgemäß abgeschlossen gewesen zu sein. Nach einer Weile haben wohl Leute angefangen, es auszuschlachten.“ So fehlte auf einmal ein ganzes Hinterrad. &bdquo;Und dann war es tatsächlich weg.“ Bielefeld hat ein großes Müllproblem Dass Bielefeld ein großes Müllproblem hat, ist nichts Neues. Nicht mehr Gewolltes ist in der ganzen Stadt zu finden, von Kleinem wie Folien, Kronkorken, Brötchen- oder Chipstüten bis hin Großem wie Möbelstücken, Autoreifen, vollen Müll- oder Kleidersäcken. Die Verwaltung versucht ihr Bestes, der in die Umwelt entsorgten Abfall-Lawine Herr zu werden. Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in Stadtteil-Putz-Initiativen. Vor Jahrzehnten organisierte ein Lehrer an der damaligen Hauptschule Senne mit seinen Schülern regelmäßig Müllsammel-Aktionen. Schon damals blieben deren große blaue Tüten nie lange leer. Und das schwarze Hollandrad? Gilt es rechtlich als Schrott oder Eigentum? Wäre es Ersteres, könnte es dem Ordnungsamt unter der E-Mail-Adresse sicherheit.ordnung@bielefeld.de gemeldet werden, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit. &bdquo;Old Dutch“ allerdings sei offenbar kein &bdquo;Schrottrad“. Denn, so die Fachleute weiter: Ein solches müsse &bdquo;eindeutig als Abfall erkennbar sein, ein platter Reifen oder fehlender Sattel reichen nicht aus“. Es dürfe nicht mit &bdquo;vernünftigem wirtschaftlichen Aufwand wieder für die Teilnahme am Straßenverkehr“ herzurichten sein. So weit ist es mit &bdquo;Old Dutch“ augenscheinlich noch nicht. Wenn Gehweg oder Fahrbahn nicht blockiert werden, bestehe auch keine rechtliche Handhabe, erläutert das Ordnungsamt weiter. &bdquo;Fahrräder können zeitlich unbegrenzt im öffentlichen Straßenraum abgestellt werden.“ Nur diejenigen, die eine &bdquo;akute Behinderung oder Gefährdung“ darstellten, die nicht anders, etwa durch Wiederaufrichten, beseitigt werden könnte, würden entfernt: &bdquo;Es muss immer das mildeste Mittel gewählt werden.“ Sonderaktionen nur im Bielefelder Zentrum Vor und hinter dem Hauptbahnhof, in der Bahnhofstraße, auf dem Kesselbrink und Jahnplatz führt das Ordnungsamt übrigens zwei- bis dreimal jährlich eine Sonderaktion durch. Fahruntüchtige Räder, die dort schon länger stehen, aber kein Abfall sind, bekommen eine orange-rote Banderole mit der Aufforderung zur Entfernung. Zwei bis vier Wochen später wird nachkontrolliert. Ist das Rad immer noch da, wird es mitgenommen. Räder, die noch nicht völlig ramponiert sind, werden sechs Monate lang eingelagert. Meldet sich in dieser Zeit kein Besitzer, werden sie versteigert.

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