Getränk bei 30 Grad: Bielefelder Busfahrer wirft Schülerin aus dem Bus

Bielefeld. Donnerstagnachmittag, 30 Grad: Heiß ist’s auf dem Weg zur Bushaltestelle. Amira Serag (12) kauft sich noch schnell ein Getränk im Discounter, bevor sie von Hillegossen aus zum Tanztraining nach Schildesche fährt. Im Bus der Linie 138 bekommt sie Durst, trinkt etwas - und fliegt prompt raus. &bdquo;Das ist unverantwortlich, nicht nur bei diesen Temperaturen“, sagt Amiras Vater Abou-el-ela Serag, der in Bielefeld als beeidigter Gerichtsdolmetscher arbeitet. Und es sei nicht das erste Mal, dass der Fahrer Kinder schikaniere. Er reicht deshalb umgehend Beschwerde beim Verkehrsunternehmen Mobiel ein. Das Anliegen werde &bdquo;sehr ernst“ genommen, man werde dem Fall nachgehen, erwarte aber zunächst eine Stellungnahme aus dem Fahrdienst, so darauf die Rückmeldung. Am Samstagabend spitzt sich die Situation weiter zu. &bdquo;Ich habe mit einer Freundin vor deren Haus im Garten gespielt, da hielt plötzlich der Fahrer mit dem Bus dort an, stieg aus und drohte mir“, berichtet die Sechstklässlerin. Lesen Sie auch: Bielefelder Busfahrer beleidigt Schulkind und wirft es aus dem Bus Ihre Freundin habe Angst bekommen, sei erst einmal weggelaufen. Es folgte eine verbale Auseinandersetzung zwischen Amira und dem Busfahrer. Er behauptete, er habe lediglich darauf bestanden, dass sie die Dose aus dem Bus werfen soll. &bdquo;Das stimmt aber nicht“, versichert Amira. Wenn das so gewesen wäre: &bdquo;Warum hat er dann sofort die Türen verschlossen, ist weitergefahren und hat mich in der Hitze einfach stehen lassen?“ Busse kommen verspätet oder fallen aus Die Fahrgäste habe der außerplanmäßige Halt am Samstag anscheinend auch sehr gewundert. Irgendwann hätten sie gerufen, wann’s denn endlich weitergeht. Für Amira ging’s am Donnerstag vorerst zumindest nicht weiter. Sie habe dem Fahrer nach dem Schluck aus der Getränkedose versichert, das Trinken zu unterlassen, und habe ihn angefleht, weiter mitfahren zu dürfen. Aber er habe ihr mit der Polizei gedroht, sie habe Angst bekommen und sich vor den anderen, wenn auch wenigen, Fahrgästen im Bus geschämt. Von diesen sei ihr aber auch niemand zu Hilfe gekommen. Amira stieg an der Haltestelle Oerlinghauser Straße aus - und habe erst einmal weinen müssen. Zum Thema: Schülerin rausgeworfen: Was in Bielefelder Bussen und Bahnen erlaubt ist und was nicht Weil ihr das Tanzen so wichtig war, nahm sie dann den nächsten Bus, verpasste aber die geplante Anschlussbahn von der Stieghorst-Endstation Richtung Lohmannshof und war &bdquo;viel zu spät“ beim Training. Zu spät, das seien die Busse zudem leider auch häufig, ergänzt Familie Serag. &bdquo;Oder sie fallen ganz aus, auch wenn’s in der App anders drinsteht“, berichtet Amiras Bruder Karim (17). Ihn und auch andere Wartende an der Bushaltestelle Nesselstraße stadteinwärts, habe der Fahrer in der Vergangenheit mehrfach einfach nicht mitgenommen, auch im Winter bei Kälte und Schnee. &bdquo;Oder auch jüngere Kinder rausgeschmissen“, ergänzt Karim. Es gibt auch viele sehr nette Busfahrer in Bielefeld Beide Kinder besuchen das Helmholtz-Gymnasium, sind für ihren Schulweg auf Bus und Bahn angewiesen und haben im Rahmen ihres Schülertickets das Deutschlandticket bekommen. Das sei grundsätzlich eine super Sache. Und es gäbe auch viele sehr nette Busfahrer, betonen sie. Lesen Sie auch: Offizieller &bdquo;Lieblingsbusfahrer“ kommt aus Bielefeld: Busfahrer (27) rettet Frau das Leben Seine Tochter und auch ihre Freundin hätten jetzt Angst vor dem Fahrer, der regelmäßig die Linie 138 bediene, sagt ihr Vater. Gerade auch mit Blick auf die dunkle Jahreszeit. Das sei aber die einzige Linie zur Schule. Öffentliche Verkehrsmittel sollten aber doch Schutz- und kein Angstraum sein, ergänzt Abou-el-ela Serag, der selbst während seines Studiums an der Universität Bielefeld als Taxifahrer gearbeitet hat und einige Jahre ein eigenes Taxiunternehmen in Bielefeld betrieben hat. Besonnen zu reagieren, habe er seinen Mitarbeitern immer wieder vor Augen gehalten. Der Busfahrer sei erst einmal beförderungspflichtig und habe kein Hausrecht wie in einer Kneipe. Die Ausübung müsse sachlich gerechtfertigt und dürfe nicht willkürlich sein. &bdquo;Sicher darf und muss man deutlich einschreiten, wenn Kinder oder auch andere Fahrgäste im Bus randalieren und eine Gefährdung darstellen, aber doch nicht bei einem zierlichen, kleinen Mädchen, das nur bei der Hitze vorsichtig einen Schluck trinkt.“ Der Familie sei bewusst, dass auch im Fahrerbereich das Personal knapp ist. Trotzdem müsse eine gewisse Sensibilität gewährleistet sein, auch im Sinn des Jugendschutzes. Mobiel &bdquo;bedauert es ausdrücklich, dass das Mädchen in diese für sie unangenehme Situation gekommen ist“, so das Verkehrsunternehmen am Freitagnachmittag auf Nachfrage zum Vorfall. Mobiel stehe im Austausch mit dem Fremdunternehmer, der an dem betreffenden Tag die Linie bedient hat und selbst großes Interesse daran habe, den Vorfall aufzuarbeiten. &bdquo;Inzwischen hat Mobiel im Einvernehmen mit dem Fremdunternehmer den Fahrer bis auf weiteres für alle Mobiel-Linien gesperrt“, teilt das Unternehmen dann am Montag mit.

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