Ruja Ignatova: Staatsanwalt Bielefeld sichert Millionen aus ihrem Vermögen

Bielefeld/London. FBI, Europol, das Bundeskriminalamt und zahlreiche Ermittlungsbehörden in der ganzen Welt suchen seit 2019 die mutmaßliche Milliardenbetrügerin Ruja Ignatova. Die Deutsch-Bulgarin gilt als Erfinderin der digitalen Währung &bdquo;OneCoin“, deren Vertrieb sich allerdings als großer Schwindel herausstellte. Seit 2017 gilt die sogenannte Krypto-Queen bereits als unauffindbar. Niemand weiß, ob sie tot oder nur untergetaucht ist. Trotz intensiver Bemühungen internationaler Ermittlergruppen und schließlich sogar einer deutschen Öffentlichkeitsfahndung samt großem Auftritt bei &bdquo;Aktenzeichen XY“ bleibt die 44-jährige, mutmaßliche Millionenbetrügerin bis heute spurlos verschwunden. Nun hat der Bielefelder Oberstaatsanwalt Carsten Nowak einen ersten Schritt getan, um das Vermögen der im Schwarzwald aufgewachsenen Frau für die geprellten Anleger zu sichern. Gespräche zwischen Bielefeld, London und Guernsey Wie er am Donnerstag, 20. Juni, mitteilte, kann er mangels Zustellbarkeit zwar trotz umfassender Ermittlungen bis heute keine Anklage gegen die Beschuldigte erheben. Aber er habe nun die Einziehung ihres Vermögens beantragt. Ziel des Verfahrens, das lange Kooperations- und Rechtshilfegespräche mit London und dem Steuerparadies Guernsey (eine der Kanalinseln zwischen Großbritannien und Frankreich) beinhaltet hatte, ist die Sicherung des Vermögens der Krypto-Queen. Ganz konkret geht es um Immobilien in London, die Ruja Ignatova mit Geld aus ihren illegalen Geschäften erworben hatte. Lesen Sie auch: Das sind die Urteile gegen die Gehilfen der Krypto-Queen in Deutschland Diese Wohnungen, darunter eine Penthouse-Wohnung im Wert von 10,3 Millionen Britischen Pfund und eine weitere Wohnung im Wert von 1,4 Millionen Pfund, sind im Herbst 2023 verkauft worden. Seitdem habe die Staatsanwaltschaft Bielefeld den Finger auf dem Geld, das bei der Royal Bank of Scotland liege, sagt Nowak. Nach Abzug verschiedener bereits aufgelaufener Ausstände sei umgerechnet eine Summe von 8,8 Millionen Pfund gesichert worden - umgerechnet immerhin knapp 10,3 Millionen Euro. Der Sparkasse Steinfurt war der Betrug aufgefallen Lesen Sie auch: Milliardenbetrug: Darum ermitteln Bielefelder Juristen gegen Krypto-Queen Um über das Geld aber wirklich verfügen und damit geprellte Anleger der Betrugsmasche entschädigen zu können, musste Chefermittler Nowak nun beim Landgericht Bielefeld die selbstständige Einziehung des Ignatova-Vermögens beantragen. In dem Verfahren vor der Wirtschaftsstrafkammer in Bielefeld würden dann – ähnlich wie bei einer Anklage – die Ermittlungsergebnisse geprüft und anschließend über den Antrag entschieden. In dem Ermittlungskomplex, den die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Bielefeld im Jahre 2016 übernommen hatte, geht es um 17.552 OneCoin-Anleger, die über einen Zahlungsdienstleister in Greven (Kreis Steinfurt) fast 57 Millionen Euro – die exakte Schadenssumme lautet: 56.857.955,04 Euro – eingezahlt hatten. Wegen Verdachts auf Geldwäschebetrug hatte die Kreissparkasse Steinfurt 2015 die ersten Ermittlungen in Deutschland ausgelöst. Weltweit gehen die Ermittler von einem Finanzbetrug in Milliardenhöhe aus. Nur 10,3 Millionen ließen sich retten Den Ermittlern sei der Nachweis gelungen, dass 20 Millionen Euro daraus über Treuhandfirmen zum Kauf der erwähnten Immobilien abgeflossen seien. Vorliegende Chats und E-Mails sollen beweisen, so Nowak, dass diese Immobilien allein für die seit sieben Jahren verschwundene Krypto-Queen vorgesehen waren. Leider seien die investierten 20 Millionen Euro beim Verkauf nicht wieder reinzuholen gewesen. Bei einem ersten Verkaufsversuch seien die Immobilien nicht veräußert worden. Also habe die Bielefelder Behörde zugestimmt, zu einem kleineren Preis erneut an den Markt zu gehen. &bdquo;Wir wollten verhindern, dass andere Regressansprüche, etwa von britischen Bürgern, Verwaltungsgebühren und der zunehmende Verfall der nicht bewohnten Immobilien, die Summe weiter zusammenschrumpfen lassen“, erklärt Nowak. Am Ende waren nur noch knapp 10,3 Millionen Euro zu erzielen. Ein Teil dieser Summe werde erfahrungsgemäß im Zuge der Rechtshilfe im Guernsey bleiben. Geschädigte aus OWL hoffen auf Entschädigung Und wann können die Opfer der OneCoin-Kampagne auf das Geld hoffen? Auch viele Personen aus Ostwestfalen-Lippe gehören zu den Einzahlern, die sich Renditen um das Vier- bis Fünffache haben versprechen lassen. Das sei noch nicht absehbar. Nowak erinnert sich aus den Akten, dass Geschädigte aus Schloß Holte-Stukenbrock und Rödinghausen kamen. Zunächst müsse das Bielefelder Gericht dem Antrag zustimmen. Anschließend müsse im Rechtshilfeverfahren die Auszahlung des Geldes beantragt werden. Wenn es dann in Deutschland sei, würden die Betroffenen durch eine Mitteilung im Bundesanzeiger informiert. &bdquo;Und dann erhält derjenige ein Teil des Geldes, der es auch beantragt hat“, erklärt die Oberstaatsanwaltschaft. &bdquo;Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst - bis die Summe weg ist.“ Noch sei es dafür aber viel zu früh. TV-Tipp zum Thema: Die Kryptoqueen in der ARD-Mediathek

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