So wirken sich DSDS, Youtube und Kinofilme musikalisch auf Bielefeld aus

Bielefeld. Gitarre geht immer. Klavier auch. In drei Jahrzehnten, die die Musikschule &bdquo;POW!“ besteht, gab es viel Konstanz, aber auch Aufs und Abs bei den Instrumenten. Einzelne Verschiebungen sind dauerhafter Natur, andere sind Modeerscheinungen. Filme und Youtube-Videos lassen Instrumente plötzlich populär werden. Hält das? Drei, die in der Musik alles gesehen und erlebt haben, sind die Gründer von POW, Andreas Klatt (65), Peter Wolf (66) und Andreas Gummersbach (68). Blicken sie zurück, gibt es zunächst einmal die Nasenflöte - der Knaller bei POW. Nie gab es einen Kurs auf dem Mini-Instrument, das es schon für unter zwei Euro gibt. &bdquo;Aber es ist intern unser Running Gag“, sagt Wolf, es wabert also immer durch die Räume, verbal zumindest. &bdquo;Ich glaube, es gab nicht einmal eine einzige Anfrage dazu.“ Und damit exakt einmal weniger als für den Dudelsack, den tatsächlich einmal in 30 Jahren jemand erlernen wollte. Ein Musikinstrument besonders beliebt in der Musikschule POW Doch das Musiker-Trio muss auch immer wieder einmal Nein sagen können, sagte es auch - genauso wie bei Anfragen zum türkischen Zupfinstrument Saz. &bdquo;Das kann an der Hauptstraße in Brackwede viel besser erlernt werden, da verweisen wir die Leute gerne an unsere türkischen Kollegen“, sagt Wolf. Andere Instrumente haben den Weg zu POW gefunden, bestes Beispiel ist die seit Jahren boomende Ukulele. &bdquo;Ein Grinse-Instrument, wie die Blockflöte“, sagt Wolf. Leicht zu spielen, leicht zu tragen. Und voll im Trend, seit 2005 ein Mann namens Israel Kamakawiwo’ole aus Hawaii mit &bdquo;Somewhere over the Rainbow“ die Welt mit sich und seiner Ukulele beglückte. Gummersbach: &bdquo;Da kam die Ukulele auf, und der Trend blieb.“ Andere nicht. Klatt: &bdquo;Als in den 90ern der Film Jenseits der Stille lief, wollten plötzlich mehrere Frauen Klarinette lernen - aber das war ein Strohfeuer, genauso wie nach der ersten Sendung von Deutschland sucht den Superstar, als reihenweise junge Mädchen zwischen 15 und 16 Jahren Singen lernen wollten.“ Zielgruppe in Bielefelder Musikschule verändert sich Verschiebungen gab es auch: von der E-Gitarre hin zur akustischen Gitarre - aber nicht, weil die E-Gitarre plötzlich nicht mehr gefragt ist, sondern weil die akustische für die immer jüngeren Schülerinnen und Schülern besser geeignet ist. Es gibt sie in kleinerer Bauweise und sie fügt sich auch besser ins Bild der Eltern, die ihre Kinder immer früher fördern und an die Musik heranführen wollen. Lesen Sie auch: Von der Kellerraumschule zur etablierten Musikschule Ja, die lieben Kinder: War das einzigartige Ziel von POW vor 30 Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen populäre Musik näher zu bringen (und die Musiker fürs gemeinsame Spielen in Bands zu begeistern), so hat sich hier viel verschoben. Mittlerweile kooperiert POW sogar mit Kitas, lernen schon ein bis zwei Jahre alte Kinder die Welt der Musik und der Instrumente kennen. Wolf: &bdquo;Die Kleinen stellen längst unsere größte Gruppe.“ Vieles ist zusammengewachsen. Geige und Blockflöte kamen dazu, die klassische Musik und die Rock-Pop-Jazz-Ebenen sind längst verschmolzen im POW-Haus am Adenauerplatz (Artur-Ladebeck-Straße 7). Das spiegeln auch die Lehrerinnen und Lehrer, fast alles wird gelehrt, aus 10 sind 42 geworden. Immerhin acht Gruppen gibt es, Tendenz neuerdings wieder steigend: vier Pop-Rock-Bands, einen Chor sowie drei Ensembles (Trommeln, Ukulele, Bläser). Klatt freut das, denn: &bdquo;Das Zusammenspiel war uns immer wichtig, als soziales Event.“ Neuer Chef Felix Hastrich greift Musiktrends auf Dass dem gegenüber steht, dass viele Jugendliche heute gerne alleine spielen, sich dabei filmen und das Kunstwerk dann auf Youtube hochladen, das ist akzeptiert, so ist er eben, der Zeitgeist. Felix Hastrich (30), der bei POW das neue Gesicht auf der Chefebene ist (für Andreas Gummersbach), kann damit gut leben, es spiegele Trends. So, &bdquo;dass die Bereitschaft zum Üben geringer geworden ist, es dafür aber mehr um Entspannung geht, ohne größere Ambitionen“. Hastrich, der Neue, will auch Neues etablieren - so sieht er noch Luft nach oben im Spielfeld der elektronischen Musik: &bdquo;Am Computer, das ist günstig, da reicht ein einfaches Laptop; und in den Charts läuft heute ja auch vieles ohne ein einziges akustisches Instrument.“ Recording und Songwriting seien Felder, die er ausbauen möchte, &bdquo;da sehe ich Potenzial“. Was ja nicht heißt, dass die Klassiker und seit 30 Jahren beliebten Instrumente Auslaufmodelle werden. Klavier (akustisch und e-Piano), Keyboard, Schlagzeug (immer gemischt zwischen akustisch und e-Drums), Gitarre und Ukulele, Block- und Querflöte, Trompete, Saxofon, Klarinette, Violine und die anderen Streichinstrumente - sie gehen immer. Lesen Sie auch: Powerfrau mit drei Diplomen: Bielefelder Musik- und Kunstschule hat neue Leiterin Bielefelder Musikschule feiert drei Jahrzehnte POW feiert sich und seine 30 Jahre: Am Freitag, 21. Juni, rocken und spielen sich vier POW-Bands durch die Nacht - ab 20.30 Uhr im Bunker Ulmenwall. Und dann am Samstag, 22. Juni, wird von 14 bis 18 Uhr im POW-Gebäude und dem angrenzenden Garten weitergefeiert. Vor POW heizen ab 13.45 Uhr die Trommel-Fellows ein, dann geht es weiter mit Flöten und Drums, Klavier und Ukulele, Gesang und mehr - drinnen wie draußen, alles frei und ohne jede Anmeldung.

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