Überraschend: Diese EU-Kandidaten kommen aus Bielefeld

Bielefeld. Bei der Europawahl am 9. Juni bewerben sich insgesamt 1.413 Kandidatinnen und Kandidaten um die Deutschland zugewiesenen 96 Parlamentssitze. Es treten insgesamt 35 Parteien und politische Vereinigungen mit gemeinsamen Listen für alle oder einzelne Bundesländer an. Und in all dem steckt mehr Bielefeld, als man auf den ersten Blick glauben mag. Im Bielefelder Straßenbild sind zurzeit vor allem Ingo Stucke (SPD) und Micha Kasper (FDP) mit ihren Plakaten präsent. Beide leben in Bielefeld und vertreten für ihre Parteien jeweils OWL auf dem Wahlzettel. Die Bundeswahlleiterin hat sich viel Mühe gegeben, ein 200 Seiten dickes Sonderheft herauszugegeben, in dem alle Kandidatinnen und Kandidaten aufgelistet sind. Siebenmal stößt man dort auf den Eintrag &bdquo;Wohnort Bielefeld“– und stellt schnell fest, dass Ingo Stucke und Micha Kasper nicht die einzigen sind, die sich um Sitz und Stimme im Europaparlament bewerben. Es gibt weitere Wahlbewerber aus der Stadt. Wahlkampf mit zweideutigen Slogans Da ist zum Beispiel Rainer Drees, Jahrgang 1971. Der IT-Systemadministrator geht für die &bdquo;Partei“ ins Rennen. Die will den Spaßfaktor in die Politik bringen, provoziert aber auch mitunter mit zweideutigen Wahlkampfslogans. Die &bdquo;Partei“ ist ein Beispiel dafür, dass es sich für kleine Parteien lohnt, bei der Europawahl anzutreten. Es gibt nämlich keine Fünf-Prozent-Hürde. Ihr Aushängeschild, der Satiriker und Journalist Martin Sonneborn, sitzt deshalb schon seit 2019 im Europaparlament. Und weil die &bdquo;Partei“ für sich stets das Ziel &bdquo;100 Prozent plus X“ propagiert, geht sie mit entsprechend vielen Bewerbern ins Rennen. Drees steht auf Platz 189 der Liste. Lesen Sie auch: Neun Tage vor der Europawahl meldet die Stadt Bielefeld schon einen Rekord Bei der Europawahl werden keine Direktkandidaten gewählt, sondern immer nur Parteilisten. Auf Platz 8 ihrer Partei steht die Bielefelderin Cemille Acar-Gökce. Die Medzinisch-Technische Assistentin, Jahrgang 1975, kandidiert für das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG). Das Bündnis ist eine 2010 in Köln gegründete Kleinpartei, die bei Wahlen deutschlandweit auf allen politischen Ebenen antritt, in Bielefeld auch schon bei der Kommunalwahl 2020. Sie gilt als deutscher Ableger der rechtskonservativen türkischen Erdogan-Partei AKP, was die BIG-Führung allerdings bestreitet. Minimalstaat und die Abschaffung des Kapitalismus Gleich zwei Bielefelder treten auf der gemeinsamen Liste der Partei des Fortschritts (PdF) und der Partei der Vernunft (PDV). Zum einen Paul Götz Strauß, Jahrgang 1982, Freiberufler, auf Listenplatz 5, zum anderen Peter Klaus, Jahrgang 1965, Verwaltungsangestellter und auf Rang 7 der nur zehn Plätze umfassenden Bundesliste. Die PdF gibt es seit 2020. Als ihre Wurzeln gelten die demokratischen Ideale des Grundgesetzes und ein &bdquo;realer Pragmatismus“. Die seit 2009 bestehende PDV will die Schaffung eines Minimalstaats, der von seinen Aufgaben zurücktritt, wenn andere diese besser erledigen können. Die Bielefelderin Johanna Seel, Jahrgang 1999, wiederum kämpft auf Listenplatz 18 für ein Europamandat der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Sie studiert derzeit Sozialarbeit. Die Partei folgt den kommunistischen Lehren von Karl Marx und Friedrich Engels und will den Kapitalismus abschaffen. Und dann sind da noch die, die Bielefeld als Geburtsort angeben oder mal in der Stadt gelebt haben. Da ist die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Rose Elisabeth Domm, die für die Grünen antritt. Oder die beiden Vertreter der &bdquo;Partei“ Johannes Bade, der heute in Hannover lebt, und Glenn Krüger, in Steinhagen zuhause. Larissa Dloczik geht in Kassel für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), Lars Nicolai Werner, der jetzt in Hannoversch Münden lebt, hofft für die Öko-Aktivisten der &bdquo;Letzten Generation“auf ein Mandat.

Meistgelesen