Unglaublicher Erfolg: Bielefelder Schüler sorgen für 100 Prozent Wahlbeteiligung

Bielefeld. Sie haben geschafft, wovon alle nur träumen: &bdquo;100 Prozent Wahlbeteiligung“, sagt Matthias Sondermann, Lehrer an der Luisenrealschule und strahlt. Er leitet ein besonderes AG-Projekt, das jetzt eine echte Briefwahl in der Schule realisiert hat. Maximal fünf der 85 wahlberechtigten Schüler hätten sonst überhaupt nur ihre Stimme abgegeben für die Europawahl am 9. Juni, habe eine Umfrage ergeben. &bdquo;Das wollten wir unbedingt ändern“, sagt Sondermann. Der Erfolg sei überwältigend. Immer dem Waffelduft nach: Nach einem genauen Ablaufplan holen Teilnehmer der freiwilligen Wahl-AG, insgesamt zwölf Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang Acht und Neun, am Mittwoch ab neun Uhr ihre wahlberechtigten Mitschüler aus ihren Klassenräumen ab und erklären ihnen, wie’s geht. Wie der Wahlzettel mit den vielen Parteien gefaltet wird, bevor er im Umschlag in die Urne gesteckt wird. &bdquo;Nur ein Kreuz machen, keine Selfies in der Wahlkabine, nicht unterhalten, damit das Wahlgeheimnis gewahrt wird“, so die klaren Anweisungen der Jugendlichen, die alles detailliert geplant und professionell organisiert haben. Briefwahl für Erstwähler zur Unterrichtszeit in der Schule Was hat Europa überhaupt mit mir zu tun? Am schönen freien Sonntag extra losgehen? Im Vorfeld hat die AG Wahl-Hemmnisse ausgemacht. Und den Erstwählern dann mit verständlichen Infos im Vorfeld und der Briefwahlmöglichkeit zur Unterrichtszeit möglichst einfach und bequem gemacht. Wahl und Waffel statt Mathe: Da sagen Bora und Anthony (beide 16) nicht nein. &bdquo;Es war gut, dass wir im Unterricht besprochen haben, was die Europawahl überhaupt ist, vorher war das doch sehr abstrakt“, sagt Anthony. &bdquo;Das wir hier im vertrauten Umfeld wählen können und uns erklärt wird, wie genau alles funktioniert, ist super“, sagt Erstwählerin Anita (16). Die meisten Jugendlichen hätten wenig Interesse an Politik. Dass sie jetzt schon mit 16 bei der Europawahl mitbestimmen dürfen, sei vielen gar nicht bewusst. &bdquo;Aber wir haben eine Stimme und sollten sie dann auch nutzen“, sagen alle drei. Die Aktion in der Schule sei eine gute Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, auch schon mit Blick auf die Kommunal- und Bundestagswahl im kommenden Jahr. &bdquo;U18-Wahlen, bei denen Schüler fiktiv ihre Stimmen abgeben können, gibt es an vielen Schulen“, sagt Schulleiter Sven Pachur. Dass potenzielle Erstwähler aber wirklich ihre Stimme abgeben und im Vorfeld entsprechend informiert wurden, sei etwas Besonderes. Im Vorfeld hatte das Team Wahlberechtigungsscheine an alle 85 Erstwähler aus der Schülerschaft geschickt, damit konnten sie ihre Briefwahlunterlagen anfordern. &bdquo;80 Schüler haben das gemacht, die anderen fünf haben gleich gesagt, dass sie am Wahlsonntag zusammen mit ihren Eltern wählen gehen“, ergänzt Sondermann. Junge Leute als Wahlhelfer gewinnen Das Wahlteam der Stadt unterstützt die Schule mit der Ausstattung des Wahlbüros, wie Wahlurne und Kabinen, und hat die AG-Teilnehmer im Vorfeld geschult. &bdquo;Wir finden es sehr wichtig, dass junge Erstwähler von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen“, sagt Mitarbeiterin Linda Schumacher, die zusammen mit drei Kollegen bei der Aktion vor Ort ist. Vorkenntnisse zu haben, mache sich bei zukünftigen Wahlen sicher bezahlt. &bdquo;Vielleicht können wir einige junge Leute als Wahlhelfer gewinnen“, ergänzt sie. Die Briefwahlstimmen aus der Luisenschule nehme das Wahlteam der Stadt jetzt mit. &bdquo;Sie werden am Wahltag ganz normal im Bezirk mit gezählt“, berichtet Schumacher. &bdquo;Alle reden, die Wahlbeteiligung muss erhöht werden“, sagt Pachur. Die Schüler hätten’s einfach gemacht, mit unglaublichem Erfolg. &bdquo;Das ist für alle Beteiligten ein einschneidendes Erlebnis, das Thema Wahl wird bei ihnen immer positiv besetzt sein.“ Frieden, Wohlstand, eine einigermaßen intakte Umwelt: Das sei für viele Schüler bisher selbstverständlich. Durch die Beschäftigung mit dem Thema Europa hätten sie da ein anderes Bewusstsein erlangt. Und die Erkenntnis, &bdquo;dass man dafür eben auch etwas tun muss“. Bei der Europawahl seine Stimme abzugeben, sei ein Beitrag zur Stärkung der Demokratie. Für die jungen Wähler gibt’s von der AG noch eine zusätzliche Belohnung: eine kostenlose, selbst gebackene Waffel. Zudem verlosen sie unter allen Wählern Kinogutscheine. &bdquo;Das Geld dafür haben wir im Vorfeld durch Waffelverkäufe in den Pausen eingenommen“, berichtet Soziala.

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