Die Zwinger sind nur zur Hälfte belegt, aber das Tierheim Bielefeld nimmt keine Hunde mehr auf

Bielefeld. Schattenhunde - so nennen die Tierschützer Vierbeiner, die sich nicht so einfach, an jeden und in jede Familie, vermitteln lassen. Die ständig bellen, beißen, anstrengend sind, ihre Halter überfordert haben. Für die Bielefelder Tierheimleiterin Jutta Schaper und Hundetrainerin Maike Meyeraan sind das so gut wie alle 27 Hunde, die derzeit an der Kampstraße die Zwinger füllen. Einer von ihnen ist Frodo (4). Der schwarze Terriermix hat gleich mehrere Charaktereigenschaften, die seinen Auszug erschweren. Er hat ein überschäumendes Temperament, einen ziemlichen Dickkopf, und er begrüßt so gut wie alles freudig bellend. Wer Frodo bei sich aufnehme, müsse damit klarzukommen und das alles in geregelte Bahnen leiten, betont Meyeraan. Für Menschen, die keinerlei oder kaum Erfahrung mit Hunden haben, sei er deshalb kaum geeignet - ebenso wenig wie der fünfjährige Schnauzermischling Patu. Der ordnet Menschen gern in &bdquo;Mag ich“ oder &bdquo;Mag ich nicht“ ein. Weil er seine Abneigung auch mal deutlicher zeigt, muss er einen Maulkorb tragen. &bdquo;Aber er ist supergelehrig und arbeitet gern mit“, sagt die Hundetrainerin. In den richtigen Händen, da ist sie sich sicher, wäre Patu ein &bdquo;toller Hund“. Ganz anders - und eigentlich noch anspruchsvoller – ist Bambam, der erst zwei Jahre alt ist. Der Siegerländer Bordercollie-Mischling wurde von einem Mann aus Halle mit den Worten abgegeben: &bdquo;Entweder Sie nehmen den Hund oder wir schläfern ihn ein.“ Im Tierheim entwickelte er sich prima und wurde dann an &bdquo;wirklich versierte Leute“ vermittelt, erzählt Meyeraan. Die aber brachten ihn prompt zurück: Bambam, so stellte sich heraus, gehört zu den Hunden, die sich zwar im Tierheim problemlos verhalten, im neuen Zuhause aber kaum zu bändigen sind. &bdquo;Kontextbezogen“, nennt das die Hundetrainerin. Auch hier komme nur ein &bdquo;sehr souveräner“ Halter mit Erfahrung in Frage, möglichst eine Einzelperson und &bdquo;auf keinen Fall Kinder“. Weil die meisten der Bielefelder Heimbewohner sich untereinander nicht verstehen, sind sie bis auf wenige Ausnahmen einzeln untergebracht. Lediglich drei Zwinger teilen sich jeweils zwei Hunde. Auch deshalb sind die Kapazitäten gering. &bdquo;Freie Plätze - leider nein“, muss die Tierheimleiterin auf Anfragen meist sagen, und die gibt es täglich. Selbst unkomplizierte Hunde, die aus familiären Gründen abgegeben würden, könnten nur &bdquo;sehr eingeschränkt“ aufgenommen werden. Zudem müssten einige Plätze frei bleiben, um den Fundtiervertrag mit der Stadt erfüllen zu können. Dabei seien die Menschen wirklich in Not. Meyeraan: &bdquo;Sie rufen ja nicht nur bei uns, sondern bundesweit an, weil sie überall nur Absagen bekommen.“ Warum gibt es so viele Hunde mit Problemen? Warum aber gibt es plötzlich so viele schwer vermittelbare Hunde? Die Tierschützer müssen nicht lange überlegen. Heute werde gekauft, was gefällt, unabhängig davon, ob der Vierbeiner, seine Bedürfnisse, Rasse und Eigenschaften in die Familie passten. Hunde seien zur Ware geworden, sagt Meyeraan, &bdquo;wie ein Kugelschreiber“, und zudem über Internet-Kleinanzeigen in jeder Größe und in jedem gewünschten Alter problemlos zu bekommen. Auch Labrador-Weimaraner-Mix Max ist ein solcher &bdquo;Internet-Kauf“. Er wurde als Junghund über Ebay erworben und blieb nur vier Tage in seinem neuen Zuhause. Schaper: &bdquo;Dann stellten die Besitzer fest, dass er in die Wohnung macht.“ Bei dem inzwischen zehn Monate alten Rüden sei viel versäumt worden. &bdquo;Ein bisschen Leckerchen und dann ,Sitz!’, das funktioniert bei ihm nicht.“ Nach einem mehrstündigen Spaziergang schaue Max, als wolle er sagen, &bdquo;und was machen wir jetzt?“, fügt Meyeraan hinzu. Dass Menschen sich nicht immer mit ihm beschäftigen wollten, verstehe er nicht. Schaper: &bdquo;Und er lässt sich nicht einfach abstellen.“ Weil Hunde wie Max, Bambam, Frodo & Co. inzwischen bundesweit die Tierheime überfluten, haben sich die Tierschützer im &bdquo;Bündnis Schattenhunde“ zusammengeschlossen, vor gut einem Jahr einen Brandbrief an die Politik geschrieben und darin gewarnt, dass der Tierschutz unter der Last der in Not geratenen Hunde zusammenzubrechen drohe. Seitdem hätten sich eine ganze Reihe von Abgeordneten in Tierheimen informiert, erzählt Jutta Schaper. Auch Gespräche mit Internetplattformen habe es gegeben. In Bielefeld habe sich bislang allerdings kein offzieller Vertreter blicken lassen.

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