Feuer-Drohung: Anonymer Brief an die Stadt schockt Bielefelder Sozialdezernenten

Bielefeld. Mitte Februar überraschte Sozialdezernent Ingo Nürnberger die Öffentlichkeit mit der Idee, im leer stehenden Lutherstift an der Kreuzstraße eine große Unterkunft für Obdachlose einrichten zu wollen. Die Größe des Standorts, aber auch die Nähe zur Altstadt hat einige Menschen erstaunt. Unter Fachleuten und Anliegern wird seitdem über den Plan kontrovers diskutiert. Nun macht aber ein anonymer Brief zum Thema die Verantwortlichen fassungslos. Es sollte sich &bdquo;niemand wundern“, so schreibt der Unbekannte, der sich als Anwohner der Altstadt bezeichnet, &bdquo;wenn zur Verhinderung einer Wohnungslosenstätte das Lutherstift einem Feuer zum Opfer fallen würde.“ Er kritisiert die zunehmende Zahl der Bettler in der Fußgängerzone und wirft dem Sozialdezernenten angesichts seiner Pläne Inkompetenz und Ignoranz vor. Zum Abschluss schreibt er, dass Obdachlose in Altstadt und Fußgängerzone nicht erwünscht seien, weil sie keinen Beitrag für die Allgemeinheit leisteten. Er schlage daher ein Studentenwohnheim im Lutherstift vor. Sozialdezernent: &bdquo;Dieser Brief hat mich wirklich mitgenommen“ Ingo Nürnberger, Adressat des Briefes, ist über diese menschenverachtende Argumentation entsetzt: &bdquo;Man kann trefflich darüber streiten, ob es eine gute Idee ist, im ehemaligen Lutherstift an der Kreuzstraße eine Unterkunft für obdachlose Menschen zu etablieren“, schreibt er auf seinem Instagram-Kanal. Aber dieser Brief mache ihn fassungslos. &bdquo;Es war nicht das erste Mal, dass ich solche Briefe bekomme. Aber dieser hat mich wirklich mitgenommen“, erzählt er später. Dennoch nehme er die Sorgen der übrigen Menschen bei dem Thema sehr ernst. Ihm ist wichtig zu betonen, dass dieser Plan sich noch in der Prüfung befinde, nichts sei bisher entschieden. Nach Bekanntgabe der Pläne im Sozialausschuss habe es bereits mehrere Hinweise gegeben - von fachlicher Seite hinsichtlich der Größe und Menge der unterzubringenden Menschen sowie möglicher zusätzlicher Beratungs- und Serviceeinrichtungen in dem Haus, aber auch von Anliegern, sagt der Dezernent. &bdquo;Diese Diskussion ist für unsere Entscheidung sehr wichtig.“ Altstadtkaufleute befürchten Kesselbrink-Szene in der Bielefelder City Auch die Altstadtkaufleute haben von den Plänen Nürnbergers gehört und sich beunruhigt gezeigt. &bdquo;Ich sorge mich vor einer Abwanderung der Kesselbrink-Szene in die Altstadt“, so hatte Axel Deppe, Vorstandsmitglied des Vereins, seine Skepsis formuliert. Er befürchte künftig eine Zunahme des Drogenkonsums in den Flaniermeilen. &bdquo;Natürlich liegt es mir fern, der Altstadt und den Kaufleuten in der City zu schaden“, sagt Nürnberger. Die Wegebeziehungen zwischen Kreuzstraße und der Innenstadt habe man im Auge. Dennoch werde die neue Einrichtung keine weiteren Menschen anlocken. &bdquo;Nur Bielefelder werden dort aufgenommen. Und diese Menschen halten sich sowieso in der Innenstadt auf.“ Eine Einrichtung fernab der Innenstadt bringt nichts Ein Angebot fernab der City bräuchte man also gar nicht installieren. &bdquo;Die Menschen wandern abends nicht in die Außenbezirke.“ Um das bisher erdachte Konzept vorzustellen, die Sorgen der Kaufleute zu nehmen und Lösungen für Probleme zu finden, trifft er sich am Dienstag mit den Kaufleuten. Schon lange versuche die Stadt Menschen ohne Obdach &bdquo;dezentral in Wohnungen unterzubringen“, sagt Nürnberger. &bdquo;Aber der Handlungsdruck ist derzeit groß. Die Zahl der Obdachlosen ist zuletzt deutlich gestiegen.“ Zählungen in Bielefeld kamen 2020 auf 239 Betroffene, 2023 waren es 416. Das aktuelle Problem sei, dass die Wohncontainer an der Anlaufstelle Ernst-Rein-Straße nach zehn Jahren abgängig seien. Auch die &bdquo;Kava“ , ein Treffpunkt für die Szene an der Kavalleriestraße, müsse dringend renoviert werden. Es brauche also neue Betten. Lutherstift könnte die Unterkunft an der Ernst-Rein-Straße ersetzen Insofern könnte das Lutherstift die 34 Zimmer an der Ernst-Rein-Straße ersetzen und 45 weitere Notschlafplätze ermöglichen. Dem Sozialamt schwebe mit dem Lutherstift eine Erstaufnahmestelle vor, von der aus dann weiterhin eine dezentrale Weitervermittlung in Wohnungen stattfinden solle. Gleichzeitig wolle man die bestehenden Konzepte weiter optimieren, um genügend geeigneten Wohnraum zu schaffen und drohende Kündigungen von Mietverhältnissen frühzeitig abzuwenden. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ingo Nu?rnberger (@ingonuernberger)

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