Vorbestraft und gewalttätig: Bielefelder Betrüger verspielt Chance auf Bewährung

Bielefeld. Es hätte noch ärger für die drei 19 Jahre alten sowie einen 18-jährigen Bielefelder kommen können – waren sie doch angeklagt, als Mitglieder einer aus den Niederlanden heraus agierenden Bande im großen Stil Betrugstaten begangen zu haben. Das Bielefelder Landgericht ordnete ihre Tatbeiträge nun jedoch lediglich als Beihilfe ein. Die III. Große Strafkammer verurteilte einen der jungen Männer nun zu einer Jugendstrafe von drei Jahren, die drei weiteren Angeklagten zu Jugendstrafen zwischen 15 und 21 Monaten. Irgendwann Mitte 2022 bekam der 19-jährige Fabien S. (Namen aller Betroffenen geändert) über einen Verwandten aus dem Ruhrgebiet mit, das sich mit der Masche, die bei den Angeklagten lediglich als &bdquo;Karten machen“ bezeichnet wurde, schnelles Geld verdienen ließ. Die Aussicht auf einen, wenngleich illegalen, monetären Segen ließ S. schnell bereit werden, in das Konstrukt mit einzusteigen. Seine Aufgabe sollte es fortan sein, so genannte Finanzagenten anzuwerben – sprich: die Bankkarten und zugehörigen PIN dieser Finanzagenten zu besorgen und die Kontodaten den niederländischen Hintermännern zur Verfügung zu stellen. Diese wiederum verschickten im großen Stil Nachrichten an zahllose Empfänger, in denen diesen vorgegaukelt wurde, dass es sich bei dem Absender um Kinder oder andere nahe Verwandte der Angeschriebenen oder Angerufenen handle und dass diese ganz schnell Geld benötigten. Als Konto gaben die Niederländer stets ein Konto der angeworbenen Finanzagenten an. &bdquo;Karten machen“ wurde zum Vollzeit-Job Somit gehörte es auch zur Aufgabe von Fabien S., das Online-Banking des Empfängerkontos penibel zu beobachten. Ging Geld darauf ein, musste es schnellstmöglich abgehoben werden, bevor der Betrug auffiel und das Konto gesperrt würde. In der Folge blieb es dem Bekanntenkreis von S. nicht verborgen, dass dieser neuerdings stets größere Bargeldsummen mit sich herumtrug. Und so kam es, dass nach und nach auch die drei Mitangeklagten des 19-Jährigen in das Geschäft mit einstiegen. Um das Online-Banking der Finanzagenten stets im Blick zu haben, wurde &bdquo;Karten machen“ phasenweise zum Vollzeitjob der vier Bielefelder, der ihnen keine Zeit für die Schule oder Freizeitaktivitäten ließ. Insgesamt entstand durch die Beihilfetaten der Angeklagten ein Schaden von mindestens 61.000 Euro. Dabei dürfte es sich jedoch nur um die Spitze des Eisbergs handeln, etliche zunächst angeklagte Fälle hatte das Landgericht im Lauf des Verfahrens eingestellt. Einer der Angeklagten zeigte sich in der Untersuchungshaft reichlich wenig beeindruckt Die III. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Carsten Nabel verurteilte den vorbestraften Fabien S. nun zu einer Jugendstrafe von drei Jahren. Dies nicht nur wegen seiner Beihilfe zum Betrug, sondern auch wegen gefährlicher Körperverletzung: In der Nacht auf den 10. Mai 2023 hatte er gemeinsam mit zwei Begleitern einen Taxifahrer um den Fahrpreis geprellt und im folgenden Handgemenge mehrfach gegen den Kopf des am Boden liegenden Fahrers getreten. Die Vollstreckung der gegen zwei seiner Mitangeklagten verhängten Strafen setzte das Gericht zur Bewährung aus. Der 18-jährige Malcolm F. hingegen wird die gegen ihn verhängten 21 Monate im Gefängnis verbüßen müssen. Die Chance zur Bewährung hatte der vorbestrafte Bielefelder spätestens in der Untersuchungshaft, die – so Staatsanwalt Leenert Klattenberg in seinem Plädoyer - &bdquo;katastrophal verlaufen“ sei, vertan. Im Gefängnis hatte F. eine Justizbedienstete und einen Mitgefangenen verletzt, nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft Widerstand gegen einen Polizisten geleistet und diesen beleidigt - und sich in der Gerichtsverhandlung hinsichtlich dieser Vorfälle vollkommen uneinsichtig gezeigt.

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