Schlosspark mitten in Bielefeld: So charmant und grün sahen unsere Plätze früher aus

Bielefeld. Auf Einladung des Seniorenverbandes BRV ließ der ehemalige Umweltdezernent der Stadt Bielefeld und Stadtführer, Martin Enderle, Jahrhunderte der Stadtgeschichte Revue passieren in einem mit zahlreichen historischen Bildern unterstütztem Vortrag. Einige städtische Plätze standen dabei im Fokus. Der Kesselbrink war mal ein Busbahnhof, das ist bekannt, sogar, dass auf dem großen Platz, als er noch Wiese war, Rindviecher grasten, ehe 1905 die Kicker von Arminia dort Fußballspiele austrugen. Die Kühe, Kälber und Rinder hinterließen seinerzeit den ein oder anderen Köttel, der Platz hieß also im Volke Köttelbrink. Dieser wurde umgestaltet in den 1920ern und sah dann aus wie der Park vom Schloss Versailles: mit der Nagelschere gestutzte Zypressen umrandeten Wasserbassins, alles schön synchron angeordnet, duftende Fliederbeete luden zum Verweilen und flanieren ein. Geheimplan in dunklen Nazi-Zeiten Dass aber in dunkler Nazi-Zeit ein Geheimplan ausgeheckt wurde, der vorsah, eine Art Champs Élysées, eine Pracht- und Paradeallee, vom Bahnhof in schnurgerader Linie zum Kesselbrink zu leiten, damit Truppenverbände wie auf einem Catwalk sich dort dem Volk präsentieren konnten, das war und ist nicht jedem geläufig. Die eine oder andere Überraschung gab es schon beim Vortrag von Martin Enderle, der weniger historisch fundierte Abrisse der Bielefelder Platzgeschichte lieferte, sondern mehr für einen &bdquo;Weißt Du noch“-Effekt sorgte, denn die Zuhörerinnen und Zuhörer im Begegnungszentrum an der Kreuzstraße konnten sich noch an einiges erinnern. Die Luisenschule war nur für Mädchen, schräg gegenüber die Gasanstalt So wusste eine ehemalige Schülerin der Lusisenschule noch, dass vor ihrer Bildungseinrichtung (&bdquo;Das war ’ne Mädchenschule, man nannte das Kükenstall“) der Wochenmarkt stattfand und der Großmarkt beheimatet war – in den 1950ern. Heute ist das der Neumarkt und früher war in diesem Geviert die städtische Gasanstalt beheimatet. Hans-Joachim Wörmann vom gastgebenden Seniorenverband erinnert sich daran, dass er bei einem riesigen Flohmarkt auf dem Alten Markt einmal 400 Mark eingenommen hat. Das waren noch Zeiten! Auch über Spinnen und Gänse wurde referiert an diesem Nachmittag, wobei wir beim Jahnplatz angekommen sind. Gänse nämlich suhlten sich im Abwasserteich direkt neben dem Jahnplatz bis in die napoleonische Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Dieser Teich erstreckte sich seinerzeit fast bis zum heutigen Skulpturenpark neben der Kunsthalle – damals eine Art Sumpf, wie Enderle berichtet. Immerhin, am Jahnplatz stand später ein Baum, genauer eine Eiche, die der örtliche Turnverein dem Turnvater Jahn zu Ehren dort angepflanzt hatte – und damit wäre auch der Platzname geklärt. Auf dem Jahnplatz steht heute die, wie Enderle meint, &bdquo;hässlichste Uhr Deutschlands“, die Alcina-Uhr. Immerhin ein Superlativ. Auf dem Jahnplatz stand - und steht - die &bdquo;hässlichste Uhr Deutschlands“. Und die Spinne? So wurde das Jahnplatz-Forum im Volksmund genannt, die erste Fußgängerunterführung Deutschlands – 1957 wurde sie eröffnet. Unten liefen die Leute entlang, oben gab’s noch ’ne Tankstelle. Vom Jahnplatz aus erstreckte sich Ende des vorletzten Jahrhunderts bis zum Rathaus und weit darüber hinaus der Schillerplatz. Ein lang gezogener Platz mit zahlreichen Bäumen – weniger ein Wald, mehr eine Parkanlage. Später, in den Vorkriegsjahren wurde vor dem Rathaus, dort, wo heute die Stadtbahn im Untergrund verschwindet, ein Hochbunker errichtet. Auch daran konnten sich so einige Besucher des Vortrags von Martin Enderle erinnern.

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